Die Brustkrebs-Diagnostik wird sicherer, mininimal-invasive Methoden belasten weniger

Jährlich werden rund 46.000 Frauen mit der Schock-Diagnose „Brustkrebs“ konfrontiert. Weil jeder getastete Knoten und jede Veränderung auf dem Röntgenbild abgeklärt werden muss, müssen sich die betroffenen Frauen weiteren Untersuchungen, beispielsweise einer Gewebeentnahme, unterziehen. Auf diesem Gebiet gibt es neue Entwicklungen, die auf dem 85. Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden diskutiert werden.

Vom Mammographie-Screening ab dem 50.Lebensjahr, das bis zum Jahr 2005 in Deutschland flächendeckend eingeführt werden soll, erhoffen sich Experten deutliche Fortschritte bei der Brustkrebs-Früherkennung. Sowohl beim Screening, also der Untersuchung gesunder Frauen, als auch bei der Abklärung verdächtiger Knoten in der Brust, ist die Mammographie die Standarduntersuchung. Der Grund: Sie ist bislang die einzige Methode, mit deren Hilfe der Arzt Mikroverkalkungen im Brustgewebe erkennen kann. Form und Anordnung dieser Kalkablagerungen, die nur Bruchteile eines Millimeters klein sind, können Hinweise auf bösartige Veränderungen liefern. Für Privat-Dozent Dr. med. Markus Müller-Schimpfle, Chefarzt des Radiologischen Zentralinstituts an den Städtischen Kliniken Frankfurt a. M./Höchst ist die Mammografie daher die „Basis der Brustkrebsdiagnostik“.

Digitale Mammographie auf dem Prüfstand. Mittlerweile gibt es neue technische Entwicklungen. Dazu zählt etwa die digitale Mammographie. Während bei der herkömmlichen Mammographie ein Film belichtet wird, wird bei einer Variante der neuen Methode, der digitalen Speicherfolienmammographie, die Bildinformation auf einer Speicherfolie aufgenommen, digital ausgelesen und danach auf einen Monitor oder Film übertragen. Bei einer weiteren Variante, der digitalen Vollfeldmammographie, wird das Strahlungsbild von Messkammern aufgezeichnet und die Helligkeitswerte werden in Zahlen umgesetzt und digital auf einen Monitor oder Film übertragen. Allerdings gibt es für die digitale Mammographie noch keine Standards. Laut Herstellerangaben setzen mittlerweile knapp 100 Kliniken und Praxen in Deutschland digitale Mammographie-Systeme ein. Die meisten arbeiten mit Speicherfolien, die wesentlich kostengünstiger sind als die digitalen Vollfeldmammographie.

Ultraschall für junge Frauen. Zur Bestätigung einer Diagnose bei einem klinischen Verdacht und zur Verlaufskontrolle sowie zur Früherkennung bei der „dichten“ Brust junger Frauen unter 30 Jahren eignet sich, so Müller-Schimpfle, hingegen die Ultraschall-Untersuchung am besten.

Thermoverfahren sind „out“. Im experimentellen Stadium der Forschung befinden sich die Lichtemissions-Verfahren. Dazu zählt der Laser, mit dem sich die Konturen eines Tumors besser darstellen lassen. „Noch ist es nur ein Traum, dass dieses kostengünstige Verfahren ohne Strahlenrisiko die Mammographie in Zukunft einmal ablösen könnte. Denn auch Lichtverfahren sind zur Erkennung von Mikrokalk ungeeignet“, kommentiert der Radiologe. Als völlig „out“ bezeichnet er alle Thermoverfahren, da ihre Genauigkeit zu wünschen übrig lasse.

Elastographie könnte Zusatzinformation liefern. Ebenfalls noch im experimentellen Stadium befindet sich die Magnetresonanz-Elastographie (MRE). Wenn dieses aufwendige und teure Verfahren einmal ausgereift ist, kann es wichtige Zusatzinformationen über die physi-kalische Elastizität innerer Strukturen (z.B. Verhärtungen) des Brustdrüsengewebes und des Tumors geben. Das MRE-Verfahren könnte dann auch bei der Abklärung helfen, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist. Nach Aussagen des Experten „ist diese Methode zur Früherkennung allerdings nicht geeignet. Denn wenn der Verdacht auf einen Tumor besteht, muss der Aussagewert der Methode sehr hoch sein, um nicht zu viele falsch-negative Befunde zu riskieren“, erläutert Müller-Schimpfle.

MRT für Risikopatientinnen. Die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT), auch Kernspintomographie genannt, wird nur in speziellen Situationen eingesetzt. Nach brusterhaltenden Operationen oder dem Wiederaufbau der Brust mit einer Prothese, haben Ärzte bei nachfolgenden Kontrolluntersuchungen nicht selten Probleme bei der Beurteilung von Mammographie oder Ultraschall-Aufnahme: Verdichtungen und Vernarbungen können entweder ein erneutes Tumorwachstum (Rezidiv) verdecken oder suggerieren Veränderungen, obwohl alles in Ordnung ist. Mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomographie können die Ärzte in solchen Fällen zwischen einer narbigen Veränderung und einem Tumor sehr gut unterscheiden. Wichtig ist die MRT-Untersuchung auch dann, wenn bei einer Frau Metastasen eines Brusttumors oder Krebszellen in der Achselhöhle diagnostiziert werden, mit der klassischen Mammographie und Sonographie aber kein Tumor in der Brust erkennbar ist. In diesen Fällen wird die Untersuchung auch von den Krankenkassen bezahlt.

Für sehr wichtig erachtet es Müller-Schimpfe außerdem, „dass diese Nachweismethode auch für Frauen vor einer Operation bei nachgewiesenem Brustkrebs erstattet wird. Mehr und mehr Daten festigen unsere Überzeugung, dass wir durch die präoperative MRT der Brust das Lokalrezidivrisiko senken können.“ Auch für Hochrisiko-Patientinnen mit familiärem Brustkrebs wäre der Einsatz dieser Methode sinnvoll, zumal sie nur eine geringe Zahl der Brustkrebs-Fälle ausmachen.“

Gewebe-Entnahme minimal-invasiv. Wenn die Bildgebung abgeschlossen ist, folgt häufig eine Gewebeentnahmen (Biopsie) zur endgültigen Abklärung des Befundes. „Dafür ist heute in aller Regel keine Operation mehr nötig, sondern zweifellos haben die minimal-invasiven Methoden, Vakuum- und Stanzbiopsien,an Bedeutung gewonnen und erleichtern die Diagnostik“ sagt Müller-Schimpfle.

Wann eine Biopsie erfolgen muss, bestimmt die Detailcharakteristik der Herde, für die eine Klassifikation mit Kategorien von eins bis fünf geschaffen wurde. Ab der Kategorie vier und fünf muss die Diagnose durch eine Biopsie gesichert werden. Bei Hochrisiko-Patientinnen wird eine Biopsie bereits ab einem Herdbefund der Kategorie drei empfohlen.

Nachdem sich der Einsatz der Magnetresonanztomographie zunehmend in der Brustkrebsdiagnostik etabliert, wie z.B. bei Patientinnen nach brusterhaltender Therapie, gibt es inzwischen auch Fortschritte bei den MRT-gestützten Biopsieverfahren. In einzelnen Zentren werden diese Methoden bereits eingesetzt. Da sie große Erfahrung voraus setzen und auch nur bei ausgewählten Patientinnen sinnvoll sind, werden diese Methoden allerdings auch zukünftig nur an wenigen Zentren angeboten werden.

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