Moderne Bildgebung erobert neue Indikationen

Die Computertomographie erlebt derzeit ein „revolutionäres Comeback“. Davon sind die Experten auf dem 85. Deutschen Röntgenkongress in Wiesbaden überzeugt. Angetrieben von wissenschaftlichem Fortschritt, technischen Neuerungen und Dank der Zusammenarbeit von Radiologen und Herstellern liefern die Geräte inzwischen bessere diagnostische Informationen ohne zusätzliche Strahlenbelastung – und eröffnen damit auch neue Anwendungsbereiche für die Bildgebung.

Angetrieben vom rasanten technischen Fortschritt auf dem Gebiet der Geräte-Entwicklung und Computertechnik sowie neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen befinden sich radiologische Methoden in Diagnostik und Therapie auf dem Vormarsch. Über 90 Prozent aller Diagnosen basieren auf einer Untersuchung mit bildgebenden Verfahren. Und selbst wenn die Diagnose bereits feststeht, sind oft weitere Untersuchungen erforderlich, um spezifische Fragen zu beantworten. Dies macht die Radiologie zu einer entscheidend wichtigen Schnittstelle in Kliniken. „Eine effiziente Radiologie trägt zur Wirtschaftlichkeit in der ambulanten und stationären Patientenversorgung bei“, betont Professor Bernd Hamm vom Institut für Radiologie der Berliner Charité und Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft.

Die modernen Schnittbildverfahren – Computertomographie (CT) und die beiden strahlenfreien Verfahren Magnetresonanztomographie (MRT) und Ultraschall – beginnen, in vielen Bereichen die konventionelle Röntgenuntersuchung zu verdrängen. Dies belegten Untersuchungen bereits vor einigen Jahren.

Strahlenexposition gesunken

Bei der Computertomographie bedeutet die Zunahme der Untersuchungen um elf Prozent indes nicht automatisch eine steigende Strahlenexposition: „Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Herstellern und neue Möglichkeiten der Geräteeinstellung konnten wir die Strahlenbelastung pro Untersuchung im Schnitt um ein Drittel reduzieren“, erklärt Professor Bernd Hamm vom Institut für Radiologie der Berliner Charité und Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft. Die modernen CTs haben nämlich nicht nur einen Knopf zum Einschalten, sondern zahlreiche Knöpfe zur Feinjustierung. Dies ermöglicht es den Radiologen, die Strahlendosis bestimmten Fragestellungen sehr genau anzupassen.

Die Computer-Tomographen der neuesten Generation, die so genannten 16-Zeiler rotieren beispielsweise in Sekundenbruchteilen (0,37 – 0,42 Sekunden) um den Patienten. Dies verkürzt die Untersuchungszeit und liefert höher aufgelöste Bilder und verbessert so die Untersuchungsmöglichkeiten sich bewegender Organe wie Herz und Lunge. Die neue Technik erleichert beispielsweise Untersuchungen der Herzanatomie ohne Bewegungsartefakte. „Wir können damit Kalkablagerungen, Verengungen der Herzkranzgefäße und so genannte weiche Plaques immer besser sichtbar machen“, betont Hamm. Die invasive Alternative, eine Untersuchung mit dem Herzkatheter, bei der ein dünner Schlauch durch einen Hautschnitt in der Leistenbeuge via Blutgefäß zum Herzen vorgeschoben wird, dürfte darum nach Meinung der Experten an Bedeutung verlieren, wenn sie nur zur Diagnostik eingesetzt wird.

Vom Einzelbild zur 3-D-Darstellung

Mit den neuen 16-Zeilern ist aber die technische Ent-wicklung noch nicht am Ende: Es werden Geräte auf den Markt kommen, die pro Umdrehung 32, 40 oder gar 64 Schichten abbilden. Die höhere Zeilenzahl verbessert die Auflösung und wird selbst feinste anatomische Strukturen deutlich erkennbar machen. Außerdem erfassen die neuen CTs einen größeren Bereich des zu untersuchenden Organs. Dies ermöglicht es den Radiologen, Patienten schneller und mit einer geringeren Strahlendosis zu untersuchen und gleichzeitig bessere Aufnahmen zu liefern. Man verabschiedet sich von den Einzelbildern und befundet einen ganzen Bereich des Körpers aufgrund einer dreidimensionalen Darstellung.

Um der Bilderflut Herr zu werden – ein CT liefert zwischen 500 und 1000 Bildern pro Untersuchung – nutzen die Radiologen inzwischen auch Software, die ihnen dabei hilft, die Datenmenge zu bearbeiten.

„In mehreren Bereichen werden die wenig belastenden virtuellen Diagnosemethoden die herkömmlichen invasiven Verfahren in der allernächsten Zeit ersetzen“, prophezeit Hamm. Untersuchungen mit Endoskop oder Katheter zu rein diagnostischen Zwecken dürften durch die Bildgebung in der Diagnostik von Herz- und Gefäßleiden sowie bei bestimmten Tumor-leiden wie Darmkrebs reduziert werden.

Auch bei der Magnetresonanztomographie gibt es technische Weiterentwicklungen: „Hier ist es inzwischen möglich, große Strecken simultan aufzunehmen“, erläutert Hamm. Davon profitieren insbesondere Tumorpatienten, da die Technik ein „Ganzkörper-Imaging“ erlaubt. Die MRT hat ihre Vorteile vor allem bei der Darstellung von Weichteilen, Organen und Gefäßen. Auch gibt sie Einblicke in Dynamik und Funktion bestimmter Organe – so ist sie beispielsweise aus der Hirnforschung nicht mehr wegzudenken.

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