Neuartiger Therapieansatz zur Bekämpfung der Alzheimer-Erkrankung

Forscher des Instituts für Biochemie entdecken Enzym, das zur Therapie der Erkrankung dienen kann – Publikation im Journal of Clinical Investigation

Bereits bis zu 30 Jahre bevor Alzheimer-Patienten die klinische Phase mit ihren typischen kognitiven Störungen erreichen, bilden sie im Gehirn vermehrt Amyloid-Peptide, Bestandteile der später nachweisbaren Ablagerungen, auch Plaques genannt. Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben nun im Tiermodell gezeigt, dass ein von ihnen identifiziertes Enzym als sogenannte alpha-Sekretase wirkt und die Entstehung solcher Amyloid-Ablagerungen verhindern kann. Es handelt sich hierbei um eine Metalloprotease (ADAM 10), die natürlicherweise auch in gesunden Nervenzellen aktiv ist und deren Funktion erstmals von dem Biochemiker Falk Fahrenholz und seiner Arbeitsgruppe in Zellkulturen aufgeklärt wurde.

In der jetzt im Journal of Clinical Investigation (J. Clin. Invest. 2004 113: 1456-1464) erschienen Arbeit hat ein Team der Universität Mainz aus Wissenschaftlern der Institute für Biochemie, Psychiatrie und Neuropathologie unter Beteiligung belgischer Forscher nachgewiesen, dass dieses Enzym auch in vivo, d.h. im Tiermodell, als alpha-Sekretase wirkt. Es gelang, dieses Enzym in den Neuronen transgener Mäuse, in deren Gehirn genau wie bei Alzheimer-Patienten im Alter Plaques entstehen, in größerer Menge zu bilden. Dadurch ließen sich Amyloid-Ablagerungen im Gehirn nachweislich verhindern. Funktionsuntersuchungen zeigten, dass Defekte der neuronalen Kommunikation und im Verhalten der Alzheimer-Modelltiere durch die erhöhte Menge der alpha-Sekretase abgeschwächt oder aufgehoben wurden. Diese Tiere verfügen über eine verstärkte neuronale Kommunikation im Hippokampus sowie über ein verbessertes räumliches Lern- und Erinnerungsvermögen. Umgekehrt gelang es den Forschern, ebenfalls an transgenen Tieren, die Menge der aktiven alpha-Sekretase ADAM 10 zu reduzieren. Eine vermehrte Ablagerung von Amyloid-Peptiden war die Folge. Die Untersuchungen zeigen erstmalig, dass eine Metalloprotease im lebenden Organismus als sogenannte alpha-Sekretase wirkt, dass eine Abnahme ihrer Aktivität an der Entstehung der Alzheimer-Erkrankung beteiligt ist und dass die Aktivierung dieses Enzyms einen neuartigen Therapieansatz zur Bekämpfung der Alzheimer-Erkrankung darstellt.

Kontakt und Informationen:

Prof. Dr. Dr. h.c. Falk Fahrenholz
Institut für Biochemie
Tel. 06131 39-25833, Fax -25348
E-Mail: bio.chemie@uni-mainz.de

Media Contact

Petra Giegerich idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-mainz.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern-befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer