Sexuelle Probleme bei Krebspatienten

Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (rechts) eröffnet zusammen mit Industriepartnern, hier Dr. Klaus Enßlin, Vorstand des Raumfahrtunternehmens Astrium, den internationalen Kongress für Satellitennavigation "Mercatorpark" in München.


Die Deutsche Krebshilfe hilft Betroffenen

Viele Krebspatienten leiden unter sexuellen Störungen. Sie erleben diese Probleme oft nicht nur als körperliche Beeinträchtigungen, sondern als Angriff auf ihre Identität und ihr Selbstwertgefühl. Die Deutsche Krebshilfe rät Krebskranken mit ihrem Arzt und dem Partner offen über die Beschwerden zu reden, Kontakt zu einer Beratungsstelle aufzunehmen oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Beim Informations- und Beratungsdienst der Deutschen Krebshilfe erhalten Betroffene die Adressen von Ärzten, Kliniken, Psychotherapeuten, Beratungsstellen und regionalen Selbsthilfegruppen. Je größer das eigene Wissen ist, desto besser sind die Chancen, Lösungen zu finden.

Sabine M. war gerade 40 Jahre alt, als der Arzt sie mit der Diagnose Gebärmutterkrebs konfrontierte. "Für mich brach eine Welt zusammen, die Worte Krebs kamen mir vor wie ein Todesurteil", erzählt Frau M. Gerade erst hatte sie den "Mann ihrer Träume" kennengelernt, ein großer gemeinsamer Urlaub stand an. "Mein Freund reagierte sehr feinfühlig und unterstützte mich, wo er konnte. Worauf wir aber beide nicht vorbereitet waren, und worüber auch kein Arzt mit mir gesprochen hat, waren die Folgen, die die Operation und die anschließende Bestrahlung für unser Intimleben hatten." Sabine M. litt sehr häufig unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und immer wieder blutete die Narbe an der Scheide. Sie zog sich mehr und mehr von ihrem Freund zurück und wurde depressiv. Aber erst nach mehreren Gesprächen mit einem Psychotherapeuten war sie bereit, mit ihrem Partner über ihre Gefühle zu sprechen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Krebspatienten erleben sexuelle Probleme oft nicht nur als körperliche Beeinträchtigungen, sondern als Angriff auf die Identität und das Selbstwertgefühl: Viele Betroffene ziehen sich von ihrem Partner zurück, weil sie ihrem Körper nicht mehr vertrauen und befürchten zu versagen. Vor allem Frauen haben Angst, nicht mehr attraktiv zu sein oder sie glauben, dass der Partner jetzt keinen Verkehr mehr wünscht. Viele Männer fürchten sich vor Problemen bei der Erektion.

"Die meisten Krebspatienten sprechen von sich aus den Arzt nicht auf sexuelle Probleme an, sondern verschweigen sie. Mancher gibt sich selbst die Schuld, oder die Partner machen sich gegenseitig Vorwürfe", sagt Professor Dr. Joachim Hartlapp, Chefarzt am Klinikum Osnabrück und einer der beiden Autoren des Buches "Krebs und Sexualität". Doch für die meisten sexuellen Beschwerden, die Folge einer Krebserkrankung und ihrer Behandlung sind, gibt es konkrete Hilfen. Da manche sexuellen Störungen psychisch bedingt sind, kann es für Krebspatienten darüber hinaus hilfreich sein, zumindestens vorübergehend eine psychologische Betreuung zu beanspruchen.

Die Deutsche Krebshilfe rät Betroffenen, sich über die Krebserkrankung und ihre Behandlung so gut wie möglich zu informieren. Krebspatienten sollten mit dem Arzt, dem sie vertrauen, sprechen und den Partner zu den Gesprächen mitnehmen. Nur gut aufgeklärte Patienten sind in der Lage, wichtige Fragen zu stellen. Sie verbessern damit ihre Chancen, sich auf die eventuell auftretenden sexuellen Probleme vorzubereiten und helfen sich und ihren Partnern, mit der durch die Krebserkrankung veränderten Sexualität umzugehen.

Infokasten: Ursachen sexueller Probleme bei Krebspatienten
Krebserkrankungen, die das Sexualleben unmittelbar beeinflussen, sind Tumoren der Geschlechtsorgane. Aber auch andere Krebserkrankungen und damit verbundene körperliche Veränderungen wie beispielsweise Amputationen oder Narben haben einen starken Einfluss auf das Selbstbild und damit auf das sexuelle Selbstverständnis: Viele Brustkrebspatientinnen fühlen sich beispielsweise nicht nur durch die Erkrankung, sondern auch durch den möglichen Verlust ihrer Brust bedroht. Sie befürchten nach einer Brustamputation nicht mehr vollwertig zu sein und entziehen sich den Blicken des Partners und ihrer Umwelt. Darmkrebspatienten mit einem künstlichen Darmausgang haben ebenfalls oft das Gefühl, an Anziehungskraft verloren zu haben. Auch Kehlkopfpatienten haben häufig sexuelle Probleme, denn Atem und Stimme spielen im Liebesleben eine wichtige Rolle. Darüber hinaus können chronische Schmerzen, andauernde Müdigkeit oder die Angst vor einem erneuten Ausbruch der Erkrankung das Sexualleben von Krebspatienten beeinträchtigen.

Ausführlicher berichten wir über das Thema in der Ausgabe II/2001 unserer Zeitschrift "Deutsche Krebshilfe", die kostenlos angefordert oder im Internet unter www.krebshilfe.de abgerufen werden kann. Dort erhalten Sie außerdem weitere Informationen über Förderprojekte und die Arbeit der Deutschen Krebshilfe.

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

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Dr. med. Eva M. Kalbheim-Gapp idw

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