Tumore genau orten und damit früher behandeln: "Falkenauge" verbessert Krebsdiagnostik

Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu (rechts) eröffnet zusammen mit Industriepartnern, hier Dr. Klaus Enßlin, Vorstand des Raumfahrtunternehmens Astrium, den internationalen Kongress für Satellitennavigation "Mercatorpark" in München.


Tumore oder Metastasen verraten sich oft bereits im Szintigramm **, wenn bei einer konventionellen Computertomographie * noch keine morphologischen Veränderungen sichtbar sind. Das liegt daran, dass ein Tumor, bevor er durch morphologische Veränderungen des Gewebes im Röntgenbild sichtbar wird, bereits an seinen erhöhten Stoffwechselaktivitäten identifiziert werden kann. Die gemessenen Stoffwechselaktivität einem Organ oder Bereich zuzuordnen, ist ohne Computertomographie (Röntgenaufnahme) jedoch oft schwierig, die Behandlung verzögert sich.

In der Tübinger Nuklearmedizin (Universitätsklinikum Tübingen ist seit Ende letzten Jahres eines der wenigen Geräte weltweit in Erprobung, bei dem die Vorteile eines Computertomogramms (Röntgenaufnahmen zum Sichtbarmachen morphologischer Strukturen) mit den Vorteilen eines Szintigramms (Sichtbarmachen von Stoffwechselaktivitäten) vereint worden sind. Dafür werden beide Messmethoden in einem Gerät kombiniert, der Computer liefert dann die aus beiden Methoden vereinigten Bilder.

Das Gerät entfaltet in der Praxis seine volle Wirkung, wenn z.B. auf dem Szintigramm eine Stoffwechselaktivität erkennbar ist, die auf einen Tumor oder eine Metastase hinweist, der Chirurg aber wegen der komplizierten anatomischen Verhältnisse z.B. im Kopf, Hals und Brustbereich, nicht operiert, da man den – oft winzigen – Tumor nicht genau orten kann. Früher musste hier oft zugewartet werden, bis sich auch auf den dreidimensionalen Röntgenbildern eine Veränderung zeigte und der Operateur eine genaue Ortsbeschreibung hatte. Der Vorteil der Früherkennung von Metastasen und Tumoren wurde damit teilweise verschenkt.

Durch die Überlagerung der beiden Meßmethoden ist es inzwischen möglich, tumorverdächtige stoffwechselaktive Bereiche so genau zu orten, dass Diagnose und Behandlung frühzeitig eingeleitet werden kann.
Zum Einsatz kommt das neue, „Falken-Auge“ genannte Gerät für rund 1,3 Mio Mark bei Erkrankungen im Hals- und Brustbereich (z.B. Schilddrüse), bei Bronchialkarzinomen, bösartigen Knochenveränderungen oder hormonabhängigen Tumoren etc.
Die Tübinger Wissenschaftler, die letztes Jahr eines der ersten, in Haifa (Israel) entwickelten Geräte der Firma General Electrics zur Erprobung erhielten, können nun erste Ergebnisse vorweisen. Zahlreiche Wissenschaftler aus dem In- und Ausland haben inzwischen die Gelegenheit genutzt, sich die in enger Zusammenarbeit mit der Entwicklungsfirma erprobten Untersuchungsmethoden des "Hawk-Eye" vorführen zu lassen.

Ansprechpartner für nähere Informationen

Universitätsklinikum Tübingen
Radiologische Klinik, Abteilung Nuklearmedizin
Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Roland Bares, Tel. 0 70 71 / 29-8 21 79 (ab 17.4. wieder erreichbar)
Fax 0 70 71 / 29-58 69, E-Mail: bares@uni-tuebingen.de

* Computertomographie
bildgebendes röntgensdiagnostisches Verfahren, bei dem der menschliche Körper Schicht für Schicht durchstrahlt wird. Liefert strukturierte, dreidimensionale Röntgenaufnahmen. Es ermöglicht die Darstellung minimaler Dichteunterschiede, z.B. Gewebeveränderungen, Tumoren.

** Szintigraphie
bildgebendes nuklearmedizinisches Verfahren bei dem durch Anwendung radioaktiver Medikamente spezifische Körperfunktionen (z.B. Stoffwechsel) sichtbar gemacht werden.

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Dr. Ellen Katz idw

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