Mehrere PDE-5 Hemmer sorgen für mehr “Power” im Schlafzimmer

Zuerst gab es nur Viagra von Pfizer, nunmehr sind seit etwa einem Jahr auch andere Potenzpillen wie Cialis von Lilly und Levitra auf dem Markt erhältlich. Letzteres, ein von Bayer entwickeltes Präparat, wird von Bayer und GlaxoSmithKline gemeinsam vermarktet.

“Alles Psyche”, hieß es lange Zeit, wenn von Erektionsstörungen die Rede war. “Inzwischen wissen wir, dass die meisten Männern mit einer Erektilen Dysfunktion unter einer Durchblutungsstörung im Penis leiden”, erläuterte der Urologe Dr. Dirk Schultheiss von der ,Medizinischen Hochschule Hannover. “Und wir wissen auch, wie vielen Männern geholfen werden kann: mit modernen PDE-5-Hemmern.” Das Prinzip dieser Substanzgruppe liegt in ihrer lokalen durchblutungsfördernden Wirkung, indem gezielt ein Enzym im Penis gehemmt wird. Sowohl das auf dem Wirkstoff Sildenafil basierende Vigra von Pfizer als auch Cialis mit dem Wirkstoff Tadalafil und das auf dem Wirkstoff Vardenafil basierende Levitra sind allesamt PDE-5-Hemmer.

Die Überlistung des “kleinen Bilanzbuchhalters”

Eine Erektion beruht im Prinzip auf einem Regelkreis, und zwar aus der Bilanz zwischen dem Blutzufluß und dem Blutabfluß in den Schwellkörpern des Penis. Der Blutzufluß wiederum wird durch ringförmige Muskeln in der Arterienwand der Penisgefäße geregelt. Im nichterigierten Zustand sind diese Muskeln angespannt, was zu einem Verschluß der Gefäße führt. Bei sexueller Stimulation wird in den Muskelfasern der Arterienwand der Stoff cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat) gebildet. Dieser entspannt die Muskulatur, was ein Einströmen arteriellen Blutes bewirkt und zu einer Erektion führt. Im Prinzip ist der Penis zunächst also ein “kleiner Bilanzbuchhalter”.

Die Angelegenheit ist aber noch ein wenig komplizierter: Ein körpereigener Gegenspieler des cGMP ist das Enzym Phosphodiesterase-5 (kurz PDE-5), welches das cGMP aufspaltet und unwirksam macht. Als “Liebestöter” wirkt PDE-5 damit einer Erektion entgegen. Genau an dieser Stelle setzen PDE-5-Hemmer ein: Die Wirkstoffe blockieren nämlich genau dieses Enzym und tragen dafür Sorge, dass auch vergleichsweise geringe Mengen an cGMP, wie sie selbst bei einer ausgeprägten Erektionschwäche immer noch vorhanden sind, zu einer vollständigen Entspannung der Arterienmuskeln und damit zu einer dauerhaften Erektion führen können.

Zulassung wurde einhellig begrüßt

Seitens der Fachärzte ist die Einführung der neuen Medikamente wegen der erweiterten Therapiepalette einhellig begrüßt worden. “Der informierte Patient kann seinem Arzt gegenüber Wünsche äußern, welches Medikament zum Einsatz kommen soll”, argumentiert beispielsweise der Kölner Urologe Dr. Frank Sommer.

Eines darf trotz der Therapieerfolge nicht übersehen werden: Bei der überwiegenden Zahl der Patienten sind nicht die richtigen “Pillen”, sondern auch die passenden Worte für den Behandlungserfolg entscheidend. “Zwar ist die Therapie der körperlichen Probleme dank der neuen Medikamente sehr gut”, erklärte Dr. Ulrike Brandenburg, Ärztin für psychotherapeutische Medizin an der Universitätsklinik Aachen. “Größere Probleme bereitet häufiger, dass der Patient Sexualität und Intimität mit dem Partner neu erlernen muss. Das ist anfangs gar nicht so leicht, muss auch nicht gleich Spaß machen!” Die Erfahrungen der Aachener Sexualwissenschaftlerin haben gezeigt, dass es bis zu acht “Versuchen” dauern kann, bis ein Paar wieder eingespielt ist. “Deshalb sollte vor der ersten Tabletten-Einnahme die Therapie möglichst mit dem Partner besprochen oder auch ein gemeinsamer Termin beim Arzt vereinbart werden”, rät die Expertin.

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Lust und Liebe – alles nur Chemie?

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Verlag: WILEY-VCH, Weinheim, Erscheinungstermin: Mai 2004, ISBN 3-527-30823-7,
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Rolf Froböse

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