Krankes Gewebe verrät sich leuchtend

Das "Schlaganfall-Info-Mobil" ist von Mai bis August 2001 in 40 deutschen Städten unterwegs. Die medizinischen Untersuchungsgeräte an Bord ermöglichen es dem beratenden Arzt, innerhalb von zehn Minuten das persönliche Schlaganfallrisiko zu ermitteln. Foto: Bayer AG


Neuartiges Laserverfahren erkennt frühzeitig schwarzen Hautkrebs.

BONN/BERLIN. Ein neuartiges Laserverfahren bringt krankes Gewebe zum Leuchten und verrät es so. Diese erfolgreiche Diagnostikmethode zur Früherkennung von Hautkrebs haben Wissenschaftler des Berliner Max-Born-Instituts und der Ruhr-Universität Bochum jetzt gemeinsam entwickelt. Dieser Krebstyp hat eine der höchsten Zunahmeraten und ist einer der bösartigsten Tumore überhaupt. In fortgeschrittenen Stadien kommt seine Diagnose meist einem Todesurteil gleich. Früherkennung ist deshalb von herausragender Bedeutung. Doch die bisher gängigen Methoden stellen die Mediziner nicht zufrieden. Neben dem zur Leibniz-Gemeinschaft gehörenden Max Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzeitspektroskopie (MBI) sind Mediziner der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität an der Neuentwicklung beteiligt.

Herzstück des neuen unblutigen Verfahrens, für das keine Gewebeproben entnommen werden müssen, ist ein so genannter Femtosekundenlaser, mit dem es möglich ist, das entartete Gewebe selbst im frühesten Entstehungsstadium mit hoher Sicherheit zu identifizieren. Der Diagnosevorgang beruht darauf, dass das kranke Gewebe durch eine genau dosierte Laseranregung zu einem charakteristischen ultraschwachen Leuchten gebracht wird. "Durch die verwendeten extrem kurzen Laserimpulse können wir zwischen gutartigen Pigmentkonzentrationen und dem malignen Melanom unterscheiden", erläutert Leibnizforscher Dr. Dieter Leupold, Projektleiter am MBI. "Der Unterschied, sozusagen die ,Antwort’ des Hautgewebes, bildet sich in Form eines charakteristischen Spektrums ab". Ein Melanom entsteht, wenn die pigmentbildenden Zellen sich vermehren und nicht mehr der körpereigenen Kontrolle unterliegen. Es kann an jeder Körperstelle auftreten.

Die Grundlagenforschungen haben mit ortsfesten Femtosekundenlasern in den MBI-Labors stattgefunden. Jetzt wollen die Forscher zusammen mit zwei mittelständischen Berliner Unternehmen ein mobiles Diagnostikgerät entwickeln, um diesem neuen Hautkrebs-Früherkennungsverfahren den Weg in die Klinik zu ebnen. Die erste Phase eines entsprechenden Projekts wurde gerade erfolgreich abgeschlossen: der Test von Baugruppen für ein handliches Gerät einschließlich mobilem, speziell adaptierten Femtosekundenlaser. Eine Erweiterung des Verfahrens ermöglicht jetzt sogar eine doppelte Diagnosesicherheit, und die zuständige Ethikkommission hat das Verfahren für Untersuchungen am Menschen zugelassen. "Damit ist der Weg frei für die klinische Erprobung", freut sich Leupold. Diese wird in einem Jahr in Bochum erfolgen, bis dahin soll das komplette Gerät fertig und getestet sein.

Weitere Informationen: Dr. Dieter Leupold, Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI), Max-Born-Straße 2A, 12489 Berlin, Tel. 030/6392-1340, Fax 030/6392-1209, E-Mail: leupold@mbi-berlin.de und im Internet unter http://www.mbi-berlin.de

Das MBI gehört zu den insgesamt 78 außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Serviceeinrichtungen für die Forschung der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. (WGL). Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär. Sie sind von überregionaler Bedeutung, betreiben Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter: http://www.wgl.de.

WGL-Geschäftsstelle, Postfach 12 01 69, 53043 Bonn, Tel.: 0228/30815-0,
Fax: 0228/30815-255, E-Mail: wgl@wgl.de

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Dr. Frank Stäudner idw

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