"Immunologischer Durchbruch" – Erstmals Wirksamkeit von Krebs-Impfstoff belegt

5-Jahres Endergebnisse einer wissenschaftliche Studie /Nierenzell-Krebs

Weltweit erstmals ist die Wirksamkeit eines Impfstoffes gegen Nierenzell-Krebs nachgewiesen worden: Bei den Patienten, die nach der operativen Entfernung des Tumors im Rahmen einer groß angelegten klinischen Studie mit dem neuen Impfstoff behandelt wurden, bildeten sich viel seltener Metastasen (Tochtergeschwulste) als bei Betroffenen, die nicht mit dem neuen Arzneimittel behandelt wurden. „Die Studienergebnisse belegen, dass der neue Impfstoff das relative Risiko einer Wiedererkrankung bzw. Bildung von Metastasen um etwa 30 Prozent verringert und die Lebenserwartung betroffener Patienten sich somit erhöhen könnte“, sagt Prof. Dieter Jocham von der Universitätsklinik in Lübeck, zugleich Leiter der klinischen Studie. Die Endergebnisse der nach international anerkannten Richtlinien durchgeführten Studie sind in der am 21. Februar erscheinenden Ausgabe des renommierten Wissenschafts-Journals „The Lancet“ veröffentlicht. International renommierte Wissenschaftler sprechen darin mit Blick auf die Ergebnisse von einem „immunologischen Durchbruch“.

Mit der europaweiten Zulassung des neuen, von dem in Hannover ansässigen Biotechnologie-Unternehmen LipoNova entwickelten Impfstoffs, der aus körpereigenen Tumorzellen des jeweiligen Patienten hergestellt wird, ist Anfang nächsten Jahres zu rechnen: Der entsprechende Antrag wurde bei der Europäischen Zulassungsbehörde (EMEA) bereits vor rund zwei Monaten gestellt.

Unter bestimmten Voraussetzungen haben betroffene Patienten die Möglichkeit, sich bereits vor der förmlichen Zulassung mit dem Impfstoff behandeln zu lassen, wenn ihr Arzt dies veranlasst. Die Krankenkassen übernehmen allerdings erst nach der formalen Zulassung des neuen Arzneimittels die Kosten – derzeit rund 18.000 €.

„Schon heute können Patienten über ihren Arzt die für die Herstellung des Wirkstoffes nötigen Gewebeproben kostenlos bei uns einlagern“, sagt Dr. Claudia Ulbrich, LipoNova-Gründerin und Geschäftsführerin.

Bundesweit erkranken jährlich rund 14.000 Menschen an Nierenkrebs, Tendenz: steigend. Derzeit sterben rund 40 Prozent davon innerhalb von 5 Jahren nach Diagnose des Tumors. Das Risiko der Wiedererkrankung nach der – üblichen – operativen Entfernung des Tumors liegt stadienabhängig bei bis zu 50 Prozent. Nach Wiedererkrankung liegt die mittlere Überlebenszeit bei 12 bis 18 Monaten. Nach fünf Jahren leben weniger als fünf Prozent. Mit dem neuen Impfstoff kann sich die Lebenserwartung vieler Patienten erhöhen.

Nach den jetzt in der Fachpublikation veröffentlichten Endergebnissen der wissenschaftlichen Studie wurden besonders deutliche Unterschiede bei Patienten beobachtet, die aufgrund eines bereits fortgeschrittenen Tumorstadiums ein höheres Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung aufweisen. Nur bei knapp einem Drittel (32,5 %) dieser im Rahmen der Studie behandelten Patienten wurde innerhalb von fünf Jahren nach der Therapie eine Wiedererkrankung bzw. Metastasenbildung festgestellt; bei der Patientengruppe, die nicht mit dem neuen Impfstoff behandelt wurde, erkrankten dagegen mehr als die Hälfte (50,3 %) der Patienten neu. Der Behandlungserfolg wurde bei dieser Gruppe der geimpften Patienten mit fortschreitender Zeit immer deutlicher: Während von den nicht behandelten Patienten nach knapp sechs Jahren 53,1 Prozent neu erkrankt waren, waren es bei den mit dem neuen Wirkstoff behandelten Patienten „nur“ rund 33,8 Prozent.

Betroffene und Ärzte können ab Montag (23.2.) unter der kostenlosen Hotline 0800 58 58 000 weitere Informationen erhalten.

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