Neue Perspektiven für Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen

Mit der Installation eines neuen Hochleistungsgerätes zur Bestrahlungsplanung und Tumordiagnostik und haben sich am Universitätsklinikum Münster (UKM) neue Perspektiven für die Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen eröffnet. Das Gerät, das am Freitag, 13. Februar 2004, im Rahmen eines Festsymposiums offiziell eingeweiht wird, vereint die Möglichkeiten zweier unterschiedlicher bildgebender Verfahren, und zwar der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und der Computertomographie (CT). Das UKM gehört zu den ersten Kliniken Deutschlands, die über diesen weltweit schnellsten bildgebenden PET-CT verfügen, den „Biograph Sensation 16“ der Firma Siemens. Die Kombination der nuklearmedizinischen und des radiologischen Verfahren erlaubt die simultane Darstellung von Stoffwechsel und Struktur innerer Organe. Neben der Anwendung bei Tumorpatienten eröffnet das innovative Untersuchungsverfahren auch neue Perspektiven in anderen Bereichen, wie insbesondere in der Herzmedizin.

Nach einem Wettbewerb der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wurde das UKM als bundesweites Referenzzentrum für diese Untersuchungsmethode erklärt. Die Investitionskosten für das neue System konnten dadurch fast auf die Hälfte reduziert werden und lagen alles in allem bei rund 2,5 Millionen Euro. Der PET-CT wird gemeinsam von der Klinik für Nuklearmedizin, der Klinik für Strahlentherapie und dem Institut für Klinische Radiologie des UKM betrieben.

Das neue Hochleistungsgerät vereint einen PET-Scanner neuester Generation und ein besonders leistungsfähiges 16-Zeilen-Spiral-CT. Während mit Hilfe des CT die zu untersuchende Körperregion in 16 Schichten gleichzeitig gescannt und in einem Hochleistungsrechner zu einer gestochen scharfen dreidimensionalen Darstellung rekonstruiert werden kann, wird mit dem PET zeitgleich der Stoffwechsel in dieser Körperregion gemessen. Die überlagerten Bilder beider Verfahren bieten einen schnellen und detaillierten Einblick in die anatomischen und biologischen Strukturen des ganzen menschlichen Körpers. Dadurch können beispielsweise Gewebeproben gezielter vorgenommen und die anschließende Therapie genauer und schonender geplant werden.

Ein wichtiger Einsatzbereich ist die Krebsmedizin: So kann beispielsweise mit der PET der Zuckerstoffwechsel dargestellt werden. Gegenüber normalen Körperzellen ist er in Tumorzellen deutlich erhöht. Sichtbar gemacht werden kann dies durch radioaktiv markierte Glukose mit sehr kurzer Halbwertzeit, die sich in Gewebe mit erhöhtem Zuckerstoffwechsel anreichern. Eine Einschränkung dieses nuklearmedizinischen Verfahrens war bislang die fehlende Darstellung der Körperstruktur. Durch die gleichzeitige Computertomographie derselben Körperregion ist es nun möglich, Speicherherde mit erhöhtem Zuckerstoffwechsel räumlich millimetergenau zuzuordnen. Dies erleichtert die gezielte Behandlung der Tumoren. Auch hat die Forschung gezeigt, dass sich die die Positronen-Emissions-Tomographie und die Computertomographie und in idealer Weise ergänzen: Regionen, die mit dem einen Verfahren schwer zu erfassen sind, sind dem anderen Verfahren zugänglich.

Besonderen Nutzen erwarten die Betreiber des neuen Hochleistungsgerätes für die Strahlentherapie-Planung. Durch die gleichzeitige Information über Stoffwechsel und Struktur der erkrankten und zu bestrahlenden Körperregion kann der Strahlentherapeut das Bestrahlungsareal noch präziser als bislang eingrenzen. Auf diese Weise kann der Tumor optimal behandelt werden, ohne empfindliche benachbarte Strukturen zu beeinträchtigen.

Durch den gemeinsamen Betrieb des PET-CT wird die enge Zusammenarbeit der Klinik für Nuklearmedizin, der Klinik für Strahlentherapie und des Instituts für Klinische Radiologie weiter gefördert. Auch für die Diagnostik anderer Erkrankungen bietet das neue Gerät ideale Voraussetzungen. So kann bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit mit Hilfe der Hochleistungs-CT eine genaue Darstellung der Struktur der Blutgefäße erfolgen, während gleichzeitig mittels der PET die Durchblutung und die Stoffwechselaktivität des Herzmuskels sichtbar gemacht werden. Auch hier gehen die Mediziner davon aus, dass die gemeinsame Befunderhebung ergiebiger sein wird als die Summe der Einzelergebnisse. Und, nicht zuletzt, werden die Befunde zum Nutzen des Patienten schneller erhoben.

Media Contact

Jutta Reising idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-muenster.de

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