Genetische Schaltmechanismen beeinflussen Aggressivität von bestimmten Hirntumoren

Genetische Schaltmechanismen beeinflussen offenbar die Aggressivität von bestimmten Hirntumoren.

Veränderungen von bestimmten Genen kennzeichnen die Entwicklung fast aller Tumoren – auch bei den so genannten Astrozytomen des Gehirns, die in ihrer bösartigsten Form mit einer mittleren Lebenserwartung von sechs bis zwölf Monaten zu den aggressivsten Geschwulsten überhaupt gehören. Kaum mit den üblichen Mitteln wie Chemo- und Strahlentherapie zu behandeln, sucht die Krebsforschung dringend nach Wegen, um erstens die Chancen der Patienten besser abschätzen zu können und zweitens dringend nötige Ansätze für neue Therapien zu finden. Christian Mawrin von der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat Hinweise darauf, dass zwei Proteine namens CREM und CREB daran beteiligt sind, wenn aus einem gutartigen ein bösartiges Astrozytom wird. Seine Arbeiten würdigt die Nürnberger Novartis-Stiftung für therapeutische Forschung mit einem Graduierten-Stipendium.

Wenn eine Zelle entartet und sich letztlich explosionsartig vermehrt, häufen sich schrittweise Veränderungen in den Genen an, die das gesunde Wachstum kontrollieren und bremsen. „Eines von vielen wichtigen Genen bei diesem Prozesses heißt c-Fos“, sagt der Preisträger. In wenig aggressiven Astrozytomen ist c-Fos kaum aktiv, in sehr bösartigen Formen hingegen wird es andauernd angeschaltet. Diese Aktivierung läuft über eine bestimmte Kontrollregion des Gens, an die vermutlich CREB bindet. Mawrin will dies in Studien mit Zellkulturen nun sicher belegen. Vorläufige Resultate besagen, dass CREB selbst in aggressiven Astrozytomen ebenfalls vermehrt produziert wird. CREB gehört zu jenen so genannten Transkriptionsfaktoren, die über diesen Bindungsmechanismus die Aktivität von Genen antreiben.

CREM hingegen ist ein Protein, das ähnlich arbeitet, aber mit gegenteiligem Effekt: „Es schaltet Gene ab“, erklärt der 31jährige Arzt. CREM und CREB konkurrieren förmlich um dieselben Bindungsstellen in einem Gen. Ein Kampf, den CREM in wenig aggressiven Formen des Astrozytoms offenbar noch gewinnt – um ihn vermutlich wegen weiterer genetischer Veränderungen in dessen bösartigster Form zu verlieren.

Die Erkenntnisse könnten der Entwicklung neuer Therapiestrategien dienen. In Eierstockkrebszellen ist es beispielsweise gelungen, den verhängnisvollen Anschaltmechanismus zu blockieren. Die Tumorzellen starben daraufhin ab. Auf ähnliches hofft Mawrin auch beim Astrozytom. Denkbar sind eine spezielle Gentherapie und maßgeschneiderte Medikamente.

Media Contact

Philipp Kressirer idw

Weitere Informationen:

http://www.novartis.de

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