Unterkühlung als Überlebenshilfe bei Herzinfarkt

Hypothermie soll Schlaganfall- und Schädel-Hirn-Trauma-Patienten Leben retten

Die Überlebenschancen von Menschen, die in kalter Umgebung Herzinfarkte oder Verletzungen erleiden sind höher als jene von Patienten, die in wärmeren Umgebungen erkranken. Dieser bekannte Umstand soll nun von Medizinern als therapeutisches Prinzip genutzt werden, berichtet das Fachmagazin Medical Tribune. Experten haben beim 3. Internationalen Symposium über therapeutische Hypothermie über den derzeitigen Stand der Entwicklung berichtet.

Herz und Hirn sind die beiden Organe, die nach Infarkt, Schlaganfall oder einem Schädel-Hirn-Trauma durch die Hypothermietherapie geschützt werden sollen. Die ersten klinischen Studien wurden bereits Anfang der 90-er Jahre durchgeführt. In der Zwischenzeit sind insgesamt acht Studien publiziert worden, berichtet Donald W. Marion von der Boston University School of Medicine. Bei einigen Untersuchungen wurde die Körperkerntemperatur auf 32 bis 33 Grad Celsius gesenkt, in anderen nur auf 35 bis 36 Grad. Nachgewiesen werden konnte aber in den meisten Studien, dass eine Reduktion des intrazerebralen Drucks stattgefunden hat. Dabei wurde festgestellt, dass mit einer milden Hyperthermie ein besserer klinischer Erfolg zu erreichen war als mit einer stärkeren Abkühlung.

Um die Körperkerntemperatur auf Werte unter 30 Grad Celsius zu senken, ist ein extrakorporaler Kreislauf notwendig. Gekühlt wird dabei mit einem Wärmeaustauscher, der in die Herz-Lungen-Maschine integriert ist. „Etwas wärmere Temperaturen (32 bis 34 Grad) werden mit einer aktiven Oberflächenkühlung, die interne Kühlung mittels kalter Infusionen oder Magenlavage oder das einfache Liegen in kühler Raumtemperatur erreicht“, erklärt Christian Spiss von der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Allgemeine Intensivmedizin am AKH in Wien. Neu sind intravaskuläre Kühlungssonden, mit denen eine gezielte Hypothermie schneller erreicht werden kann.

„Die Nebenwirkungen der Unterkühlungsbehandlungen sind aber nicht zu unterschätzen. Sie machen diese zu einer nicht ungefährlichen Behandlungsmethode“, warnt der Anästhesist Rainer Lenhardt von der University of Louisville. Gefährlich sind dabei zum Beispiel eine erhöhte Blutungsrate, eine schlechtere Wundheilung und eine erhöhte Infektionsrate auf Grund der beeinträchtigten Neutrophilenfunktion an. Als weitere Nebenwirkungen werden unter anderem gehäufte Herzinfarkte, eine verlängerte Erholungsphase nach der Anästhesie und Schüttelfrost beobachtet. Nach Angaben des Experten tritt bei rund 40 Prozent der Patienten ein Schüttelfrost auf, der zu einem verstärkten Wundschmerz führt.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.medicaltribune.de

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