Enzymmangel möglicher Grund für Unfruchtbarkeit

Endometriose-bedingte Infertilität durch fehlendes Molekül in der Gebärmutter

Endometriose ist die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit. 35 bis 50 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen leiden unter der Krankheit. Dabei wächst das Gebärmuttergewebe auch außerhalb der Gebärmutter (Uterus) und breitet sich auf andere Organe aus; z.B. auf die Eileiter, die Außenwand des Uterus die Eierstöcke oder den Darm. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt, dass endometriose-bedingte Unfruchtbarkeit auf einen Mangel eines Enzyms zurückzuführen ist, das beteiligt ist an der Bildung des Moleküls L-Selectin. L-Selectin ermöglicht es dem Embryo, sich an der Gebärmutterschleimhaut „festzuhalten“. Fehlt das Molekül, kann sich der Embryo nicht einnisten, es kommt zu keiner Schwangerschaft. Die Forscher fanden bei Frauen mit Endometriose sehr geringe Mengen des Enzyms, während der Zeit, in der die Gebärmutter für einen Embryo empfänglich ist.

Neben diesen Ergebnissen fanden die Forscher auch drei Gruppen von Genen, die eine Rolle bei der Entstehung von Endometriose spielen. Die erste und die dritte Gen-Gruppe kommen bei gesunden Frauen während der empfängnisbereiten Periode des Uterus in größeren Mengen vor, während die Werte bei Patientinnen mit Endometriose in dieser Zeit sinken. Zur ersten Gruppe gehören auch jene Gene, die für das oben erwähnte Enzym codieren. Gene der zweiten Gruppe sind bei gesunden Frauen in geringerer Zahl vorhanden, während sie bei Endometriose-Patientinnen vermehrt vorkommen. Endometriose entsteht also laut den Forschern, wenn die falschen Gene zur falschen Zeit aktiviert bzw. deaktiviert werden. Diese Disharmonie dürfte auch ein schlechtes Milieu für den Embryo schaffen und zusätzlich dazu beitragen, dass er sich im Uterus nicht einnisten kann. „Diese Studie unterstützt die Theorie, dass Frauen mit einem solchen anormalen Gewebe zu Endometriose neigen und in Folge zu Unfruchtbarkeit“, bestätigte die verantwortliche Studienautorin Linda Guidice, Stanford-Professorin für Geburtshilfe und Gynäkologie und Leiterin des Centers for Research on Women’s Health and Reproductive Medicine in Stanford.

Die Erkenntnisse der Studie könnten zu einem neuen Diagnose-Verfahren für Endometriose führen, so Guidice. Derzeit kann die Diagnose nur durch Laparoskopie (Endoskopie des Bauchraums) oder durch das Öffnen der Bauchhöhle (Laparotomie) erfolgen. In Zukunft könnte es durch die neuen Erkenntnisse einen weniger invasiven Test geben, der auf der Bestimmung der Genaktivität basiert, hofft die Wissenschaftlerin. Guidice hält weiters fest, dass die Ergebnisse in größeren Studien mit Endometriose-Patientinnen verifiziert werden müssen, gibt sich aber dennoch hoffnungsvoll: „Wir haben nun die Chance, Medikamente zu entwickeln, um diesen Gen-Deffekt zu korrigieren und somit auch die endometriose-bedingte Unfruchtbarkeit zu behandeln.“

Für die Studie wurden Proben der Gebärmutterschleimhaut von 15 nicht schwangeren Frauen entnommen und zwar während der Zeit, in der die Gebärmutter empfänglich für den Embryo ist: Vom 20. bis 24. Tag eines 28-Tage-Zyklus. Acht Proben stammten von Frauen mit Endometriose. An der Studie beteiligt waren Forscher der Stanford University, der University of California in San Francisco, der Vanderbilt University und der University of North Carolina in Chapel Hill. Gefördert wurde die Studie von den National Institues of Health (NIH) http://www.nih.gov und dem Office of Research on Women’s Health http://www4.od.nih.gov/orwh . (Ende)

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Bettina Benesch pressetext.austria

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