Geheimnis um Ausbreitung von Prostata-Krebs gelüftet

Gen bestimmt, ob das Karzinom Metastasen bildet oder nicht

Ein Prostata-Karzinom, das auf die Drüse begrenzt bleibt, birgt wenig Gefahr für die Patienten. Schwerwiegende Auswirkungen hat es jedoch, wenn der Tumor über die Blutgefäße in andere Organe gelangt und Tochtergeschwüre (Metastasen) bildet. Bisher ungeklärt waren die Gründe, warum sich das Karzinom in einem Patienten ausbreitet und im anderen auf die Vorsteherdrüse begrenzt bleibt. Forscher der University of Michigan haben nun erstmals als Hintergrund des Phänomens ein Gen erkannt, wie BBC-Online heute, Mittwoch, berichtete. Tumore neigen zur Ausbreitung, wenn sie mit dem Gen nur in geringen Mengen bzw. gar nicht ausgestattet sind.
Die Prostata liegt neben der Harnblase und produziert einen Bestandteil der Samenflüssigkeit. Prostata-Krebs entsteht meist im höheren Alter; er ist einer der häufigsten Krebsarten bei Männern. Während einige Arten des Prostata-Karzinoms nie Probleme bereiten, da sie auf die Prostata begrenzt bleiben, sind andere Tumore enorm aggressiv und breiten sich rasch im ganzen Körper aus. Wissenschaftler um Evan Keller haben nun ein Gen entdeckt, das eine entscheidende Rolle in der Metastasierung des Karzinoms spielen könnte. Das Gen produziert ein Protein namens RKIP. Dieses Protein dürfte das Übersetzen der Krebszellen in benachbarte Blutgefäße verhindern, so die Forscher. Produziert ein Tumor normale Mengen RKIP, kann er laut den Forschern nicht metastasieren. Fehlt jedoch das Protein oder wird es nur in unzureichender Menge produziert, schlagen die Krebszellen im Körper um sich.

Die Ergebnisse könnten Ärzten bei der Entscheidung zur idealen Therapie unterstützen. Tumore, die zu Metastasen neigen, würden mit angemessen aggressiven Methoden behandelt. Dagegen könnte eine weniger aggressive konservative (nichtoperative) Therapie bei unauffälligen Karzinomen viele Patienten vor unnötigen Nebenwirkungen verschonen. Eine aggressive Therapie bedeutet z.B. das Entfernen der Prostata. Häufige Folgen einer solchen Operation sind beispielsweise Probleme mit der Blasenkontrolle oder sexuelle Funktionsstörungen. Die Behandlung von Patienten mit unauffälligen Tumoren könnte dagegen nach dem Motto „abwarten und Tee trinken“ erfolgen, so die Forscher.

Durch die neuen Erkenntnisse sei es vielleicht möglich, in Zukunft Tumore mit dem Gen zu behandeln, um sie an der Ausbreitung zu hindern, meinen die Wissenschaftler. Abschließend gibt Forschungsleiter Keller jedoch zu bedenken, dass Zellen, die in die Blutgefäße eindringen, nicht der einzige Faktor sind, der über die Metastasierung von Krebs entscheidet: „Viele Krebszellen gelangen in den Blutkreislauf, bilden aber dennoch keine Metastasen“.

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Bettina Benesch pressetext.austria

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