Eignungstest für Schlafhormonpräparate

Biologie-Professor der International University Bremen (IUB) testet Voraussetzungen für Melatonin-Wirksamkeit

IUB-Professor Alexander Lerchl entwickelte ein Testverfahren, um die Konzentration des Hormons Melatonin zu bestimmen, das den menschlichen Schlaf-Wach-Rhythmus wesentlich reguliert. Als Wirksubstanz moderner Schlafmittel kann das „Schlafhormon“ nur dann sinnvoll eingesetzt werden, wenn Schlafstörungen tatsächlich mit Melatonin-Mangel gekoppelt sind.

Schlafstörungen und die Folgen – Müdigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsmangel und Kopfschmerzen – sind verbreitete Beschwerden. Da herkömmliche Schlafmittel oft erhebliche Nebenwirkungen haben, setzt die Pharmaindustrie auf das nebenwirkungsfreie Schlafhormon Melatonin. Natürlicherweise wird es nachts in größeren Mengen ausgeschüttet und gibt dem Körper so das Signal zum Schlafen. Neueste Medikamente, die sich diese Wirkung zu nutze machen, können mittlerweile die Melatoninkonzentration im Körper für sechs Stunden auf einem Niveau halten, das für Schlaf sorgt.

Biologie-Professor Alexander Lerchl von der IUB ist Spezialist für „Chronobiologie“, die sich mit biologischen Rhythmen, wie etwa dem Schlafrhythmus, beschäftigt. In eigenen klinischen Studien hat er Schlafprobleme und die Wirkung des Melatonins untersucht. Das Problem Schlaflosigkeit, so Lerchl, nimmt insbesondere im Alter zu. Grund hierfür ist der altersbedingte Rückgang der nächtlichen Melatoninproduktion in einem speziellen Organ im menschlichen Gehirn. So haben 80-jährige oft nur noch 10 Prozent der jugendlichen Melatoninwerte. Aber auch junge Menschen sind immer häufiger von Schlafstörungen betroffen. In vielen Fällen mindert Melatonin Schlafprobleme erheblich. Die neuen Präparate können jedoch nur helfen, sagt Professor Lerchl, wenn die Betroffenen tatsächlich einen zu niedrigen Melatoninspiegel aufweisen. Er hat daher ein Verfahren entwickelt, um den Verdacht auf zu niedrige natürliche Konzentrationen zu überprüfen, ohne dass aufwändige Blutproben in einem Schlaflabor genommen werden müssen. Hierzu sammeln potentielle Melatonin-Patienten zu Hause während der Nacht in zweistündigen Abstand Speichelproben, die Lerchl später in seinem Labor an der IUB analysiert. Das Ergebnis ist für Ärzte ein wichtiger Anhaltspunkt, ob die Behandlung mit dem neuen Medikament erfolgversprechend ist oder nicht.

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Dr. Kristin Beck idw

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