Alkoholmissbrauch schädigt Hormonhaushalt

Abweichungen selbst neun Monate nach dem Entzug

Chronischer Alkoholmissbrauch verändert den Hormonhaushalt, der sich nach einem Entzug nicht so rasch wie angenommen wieder normalisiert. Wie Forscher um Hannelore Ehrenreich vom Max-Planck-Insitut für Experimentelle Medizin in Göttingen festgestellt haben, sind die Abweichungen selbst nach neun Monaten noch deutlich nachzuweisen. Betroffen sind die für den Wasser- und Elektrolythaushalt zuständigen Hormone Arginin-Vasopressin (AVP) und das atriale natriuretische Peptid (ANP), schreiben die Forscher in der Maiausgabe der Fachzeitschrift „Alcoholism: Clinical and Experimental Research“.

„Das Hormon Vasopressin ist auch Teil des Stressregulationssystems. In vergangenen Arbeiten konnten wir zeigen, dass das zirkulierende AVP bei Alkohol-Patienten über viele Wochen der Abstinenz hinweg anhaltend niedrig ist“, erklärt Ehrenreich. Aus diesem Grund ging man der Frage nach, wie sich das Hormon im Zuge einer länger dauernden Abstinenz verhält. Insgesamt wurden 35 Alkoholiker im Alter zwischen 30 und 61 Jahren vom ersten Tag des Entzugs an über einen Zeitraum von 280 Tagen untersucht. Selbst nach neun Monaten war der AVP-Spiegel stark erniedrigt. Der ANP-Spiegel war hingegen während des gesamten Zeitraums erhöht. „Diese Beobachtungen könnten den im Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch und -entzug exzessiven Durst bzw. die Flüssigkeitsaufnahme erklären, bekannt auch als Diabetes insipidus“, so Ehrenreich. Diese Störung des Wasserhaushaltes wird durch einen AVP-Mangel hervorgerufen.

Ehrenreich und ihre Kollegen glauben, dass diese Ergebnisse für die Entwicklung neuer Therapeutika in der Entzugsbehandlung genutzt werden können. „Eine Möglichkeit wäre ein AVP-Ersatz . Dieser soll nicht nur zur Wiederherstellung der Wasser- und Elektrolyt-Homöostase beitragen, sondern auch die geistigen Fähigkeiten wie etwa das Gedächtnis verbessern“, so die Forscherin. Eine der zentralen Aussagen der Studie sei aber, dass chronischer Alkoholmissbrauch länger als vermutet dauernde Veränderungen verschiedener Organe und System nach sich zieht – selbst bei einem kontrollierten Entzug. Es gibt den Ergebnissen zufolge keine unmittelbare Erholung.

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Sandra Standhartinger pressetext.austria

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