Fortschritte in der Parkinsonforschung

Ursache schwerer Bewegungsstörungen auf der Spur /

Anwendung in wenigen Jahren möglich

Mit neuen Erkenntnissen zur Ausprägung einer der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, dem Morbus Parkinson, wartet eine Gruppe von Pharmazeuten der Johann Wolfgang Goethe-Universität auf, die die Ergebnisse gemeinsam mit verschiedenen französischen Forschergruppen erarbeitet und publiziert hat (Nature Medicine 2003, Advance Online Publication (AOP) vom 12. Mai 2003; E. Bezard et al.).

Bei der üblichen Behandlung mit L-DOPA, dem klassischen und bewährten Standardtherapeutikum, entwickelt über 70 Prozent der Patienten über einen längeren Behandlungszeitraum häufig schwere Bewegungsstörungen, sogenannte Dyskinesien.

Diese Bewegungsstörungen waren therapeutisch bisher kaum in den Griff zu bekommen und haben die Lebensqualität der Patienten stark beeinträchtigt. Den Frankfurter und französischen Forschern gelang es nun, im Rahmen aufwändiger Modellversuche dieses Krankheitsgeschehen nachzubilden und die Abhängigkeit der Bewegungsstörungen von einem bestimmten Rezeptorsubtyp offen zu legen.

Die Parkinsonerkrankung ist gekennzeichnet von einem Verlust an Neuronen, die auf den Neurotransmitter Dopamin ansprechen. Dopamin reagiert im zentralen Nervensystem mit verschiedenen Proteinuntergruppen, den Subrezeptoren. Einer dieser Subrezeptoren, der Dopamin-D-Rezeptor, wird bei Vorhandensein dieser Bewegungsstörung besonders stark ausgebildet und scheint für diese Nebenwirkung hauptverantwortlich zu sein.

Durch neue Inhibitoren (Antagonisten) dieses Rezeptors können die Bewegungsstörungen bei Versuchstieren zwar eindrucksvoll und eindeutig zurückgedrängt werden, allerdings beeinträchtigen sie gleichzeitig den
Behandlungserfolg mit L-DOPA.

Der Einsatz eines partiellen Agonisten, der teilweise in der Lage ist den Rezeptor zu blockieren, ihn aber auch gleichzeitig stimulieren kann, führte zu einer dramatischen Verbesserung der Bewegungsstörungen, ohne dabei den Behandlungserfolg durch L-DOPA zu schmälern.

Die Perspektiven, die mit diesem Konzept aufgezeigt wurden, geben den geplagten Patienten Hoffnung auf eine verbesserte Therapie ihrer Parkinsonerkrankung ohne diese stark beeinträchtigende Nebenwirkung.

Die vielversprechende Substanz (BP-897) befindet sich bereits in der Klinischen Prüfung und könnte in einigen Jahren bereits zur Verfügung stehen.

Kontakt: Prof. Holger Stark; Institut für Pharmazeutische Chemie; Campus Riedberg; Marie-Curie-Str. 9; 60439 Frankfurt; Tel.: 069 / 798 29302; Fax: 069 / 798 29258; E-Mail: h.stark@pharmchem.uni-frankfurt.de

Media Contact

Dr. Ralf Breyer idw

Weitere Informationen:

http://www.nature.com/nm

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