Leukämie: Gereinigte Stammzellen verbessern Heilungs-Chancen

Krebsspezialisten des Universitätsklinikums präsentieren neues Verfahren / Therapie erfolgreich angewendet

Privatdozent Dr. Martin Bornhäuser und Prof. Dr. Gerhard Ehninger ist es in den vergangenen Monaten gelungen, zwölf erwachsenen Leukämiepatienten hochaufgereinigte blutbildende Stammzellen erfolgreich zu übertragen. Damit heilten die Krebsspezialisten des Universitätsklinikums an der TU Dresden Menschen, für die sich keine gewebeverträglichen Spenderzellen fanden. Nach den bisherigen positiven Erfahrungen gehen die Leukämie-Experten davon aus, dass das neue Verfahren schon bald zur klinischen Routine gehört.

Es waren die Stammzellen ihres Sohnes, die die Krebsspezialisten der Medizinischen Klinik I der 43-jährigen Würzburgerin Ursula Eitelwein übertrugen. Trotz der direkten Verwandtschaft kein Routinefall: Auch die Zellen des Sohnes sind für die Mutter nicht gewebeverträglich – so wie bei einem knappen Drittel aller Leukämiefälle, für die sich keine geeigneten Spender in der Familie oder im weltweiten Netz der Fremdspenderdateien finden lassen. Um das Leben der Frau zu retten, übertrugen der Leiter der Transplantationseinheit, Privatdozent (PD) Dr. Bornhäuser, und Klinikdirektor Prof. Dr. Ehninger erfolgreich hochaufgereinigte Stammzellen. Bei diesem neuen Verfahren trennten Dresdner Krebsexperten die für die Patientin gefährlichen Immunzellen von den blutbildenden Stammzellen des Spenders. Hätten die Ärzte diese Immunzellen mit übertragen, wäre es zu schwersten Abwehrreaktionen bei der Patientin gekommen, die häufig tödlich verlaufen. Die Erwartungen der Leukämiespezialisten haben sich voll erfüllt – ihre Patientin überstand die todbringende Krankheit. Obwohl sich die Stammzellen in dem neuen Verfahren zuverlässig trennen lassen, bedeutet dies nicht, dass nun jeder Mensch als Spender in Frage kommt: „Es müssen die nächsten Verwandten sein, also Eltern oder Kinder“, sagt Prof. Ehninger.

Magnetpartikel und Antikörper trennen Stammzellen von Immunzellen

Um Leukämiekranke zu heilen, sind den Patienten je nach Körpergewicht etwa 400 bis 800 Millionen Stammzellen zu transplantieren. Finden sich keine gewebeverträglichen Zellen, müssen zuerst die gefährdenden Immunzellen abgetrennt werden. Dazu bedienen sich die Mediziner eines Tricks: Sie setzten Antikörper auf die gespendeten Stammzellen an, die mit kleinsten magnetischen Partikeln versehen sind. Zumeist heften sich gleich mehrere dieser für Menschen harmlosen Antikörper an eine einzelne Stammzelle. Immunzellen dagegen bleiben unbehelligt. Leitet man danach die in Plasma aufbereiteten Zellen an einem Magneten vorbei, sammeln sich dort die Stammzellen – die Immunzellen dagegen fließen weiter. Danach schalten die Ärzte den Magneten aus und leiten die Stammzellen in ein gesondertes Gefäß. In rund drei Stunden lassen sich so die benötigten Zellen gewinnen – trotz ihrer großen Zahl reduziert sich dabei das Volumen der Spende auf lediglich 50 Milliliter.

Das magnetische Trennverfahren wird bereits seit Jahren für medizinische Analysen genutzt – allerdings gab es lediglich Geräte, die sehr geringe Mengen verarbeiten konnten. Mittlerweile bietet ein Hersteller einen Apparat an, der auch die für die Transplantation benötigten 400 bis 800 Millionen Stammzellen bewältigen kann. Ein solches Gerät steht auch im Dr.-Mildred-Scheel-Haus des Universitätsklinikums. In diesem Gebäude behandeln Klinikdirektor Prof. Ehninger und sein Ärzteteam vor allem Leukämiepatienten.

Spender „produzieren“ in fünf Tagen Stammzellen

Die Leukämiespezialisten gewinnen die benötigten Stammzellen heute nicht mehr aus dem Knochenmark, sondern entnehmen sie dem Blut. Fünf Tage vor einer Spende erhält der Spender ein Wachstumshormon, das die Produktion dieser Zellen anregt. Sein gesamtes Blut wird dann einem speziellen Verfahren „gewaschen“. Bei dieser Apherese gewinnen die Ärzte des Universitätsklinikums in drei bis vier Stunden die Stammzellen. Zu diesem Zeitpunkt haften daran aber noch die für den Leukämiekranken gefährlichen Immunzellen, die im Nachgang durch das neue Trennverfahren ausgesondert werden.

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Medizinische Klinik und Poliklinik I
PD Dr. Martin Bornhäuser, Prof. Dr. Gerhard Ehninger
Tel. 0351 4584190, Fax 0351 4585362

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Birgit Berg idw

Weitere Informationen:

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