Würzburger Forscher erfolgreich im Kampf gegen Parasiten

Ein Befall mit Leishmanien kann auf die Stellen begrenzt bleiben, an denen die Sandmücke zugestochen hat. Foto: Moll

Heidrun Moll und ihre Mitarbeiter von der Uni Würzburg haben es erstmals geschafft, Tiere erfolgreich gegen den Parasiten Leishmania zu impfen.

Jetzt stehen die Immunologen vor entscheidenden Experimenten: Sie wollen bei ihren Versuchsmäusen die Schlagkraft der Immunabwehr so steigern, dass auch bereits infizierte Tiere geheilt werden. Sollte ihnen das gelingen, kann die Behandlung als nächstes bei erkrankten Menschen getestet werden.

Über die gelungene Impfung von Mäusen berichtet das US-amerikanische „Journal of Immunology“ in seiner neuesten Ausgabe. Die Forscher am Würzburger Institut für Molekulare Infektionsbiologie haben in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Leipzig und Seattle den Ansatz der Immunprophylaxe verfolgt: Weil das Immunsystem mit den Leishmanien überfordert ist, wollten sie es auf natürliche Weise unterstützen.

Dazu benutzten sie so genannte dendritische Zellen. Diese nehmen von ungebetenen Gästen im Körper eine Art molekularen Fingerabdruck: Sie schlucken einige Erreger, zerlegen sie und befestigen die Bruchstücke an ihrer Oberfläche. Dieses Beweismaterial präsentieren sie dann den T-Lymphozyten. Dadurch lösen sie eine Art Initialzündung aus, und das Immunsystem geht gezielt gegen die entdeckten Erreger vor.

Die Forscher entnahmen dendritische Zellen aus der Haut von Mäusen, bepackten sie mit genau definierten Bestandteilen von Leishmanien und injizierten sie den Tieren wieder. Danach wurden die Mäuse durch einen kleinen Stich in die Haut mit den Parasiten infiziert. Nach einigen Wochen zeigte sich, dass die künstlich aufgerüsteten dendritischen Zellen ihre Arbeit offenbar zuverlässig erledigt hatten. Die geimpften Mäuse blieben gesund, während ungeimpfte Tiere die typischen Hautgeschwüre entwickelten.

Jetzt wollen die Wissenschaftler auch Mäuse heilen, die bereits mit Leishmanien infiziert sind. Ihr Vorhaben wird im Rahmen des Bayerischen Forschungsverbundes „Forimmun“ gefördert. „Wenn diese Experimente erfolgreich verlaufen, dann können erste klinische Studien an Menschen in Angriff genommen werden“, so Prof. Moll.

Die 12 bis 15 Millionen Menschen, die weltweit von Leishmanien befallen sind, leben vor allem in Südamerika, Indien und dem Mittleren Osten, zunehmend aber auch in Portugal, Spanien, Süditalien oder Griechenland. Übertragen werden die Parasiten durch den Stich von Sandmücken. Danach kann die Infektion ganz unterschiedlich verlaufen: Eine Art der Leishmanien befällt die inneren Organe, und das endet ohne Behandlung meist tödlich. Bei einer anderen Form entstehen überall dort, wo eine Sandmücke zugestochen und Parasiten hinterlassen hat, Geschwüre in der Haut, die nach und nach verkrusten. Lebensbedrohlich ist diese auch Orientbeule genannte Form der Krankheit nicht.

Schutzimpfungen gegen die Leishmaniose gibt es bislang nicht, und die verfügbaren Medikamente sind allesamt nicht perfekt: Die gebräuchlichsten von ihnen enthalten das Schwermetall Antimon und haben darum schwere Nebenwirkungen, schädigen zum Beispiel den Herzmuskel. Andere Arzneien sind zu teuer, wieder andere kosten zwar wenig, wirken aber nicht gegen alle Formen der Leishmaniose.

Der Artikel „Dendritic Cell (DC)-Based Protection Against an Intracellular Pathogen Is Dependent Upon DC-Derived IL-12 and Can Be Induced by Molecularly Defined Antigens“ von den Autoren Christof Berberich, José R. Ramírez-Pineda, Christine Hambrecht, Gottfried Alber, Yasir A. W. Skeiky und Heidrun Moll ist erschienen im „Journal of Immunology“ 2003 170, Seiten 3171 bis 3179.

Weitere Informationen: Prof. Dr. Heidrun Moll, T (0931) 31-2627, Fax (0931) 31-2578, E-Mail:
heidrun.moll@mail.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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