Behandlungsqualität bei juvenilem Diabetes

Kontrollierte Behandlungsqualität bei jungen Diabetikern
Dr.-Dr.-Bürger-Büsing-Forschungspreis 2000

Fördermittel in Höhe von mehr als 150.000 Mark über einen Zeitraum von zwei Jahren hat die Deutsche Diabetes-Stiftung für ein bundesweites Forschungsprojekt zur Verfügung gestellt, das sich mit dem EDV-Einsatz zur Qualitätsverbesserung der Diabetestherapie bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Als Co-Projektleiter (gemeinsam mit Prof. Dr. Franz Schweiggert, Leiter der Abteilung Angewandte Informationsverarbeitung) wurde Prof. Dr. Reinhard Holl, Leiter der Stabsabteilung Unterricht im Zentralinstitut für Biomedizinische Technik der Universität Ulm, darüber hinaus mit dem Forschungspreis der Dr.-Dr.-Bürger-Büsing-Stiftung zur Erforschung und Behandlung des Diabetes mellitus e. V., Kaiserslautern, (Dotation DM 30.000) ausgezeichnet.

Gesichertes Behandlungswissen

Trotz vielversprechender Ansätze und intensiver Bemühungen liegt eine Heilung der jugendlichen Form der Zuckerkrankheit (Typ-I-Diabetes) nach wie vor außer Reichweite. Dennoch könnte sich die langfristige Prognose der Patienten wesentlich günstiger darstellen, wenn die heutigen Behandlungsmöglichkeiten optimal genutzt würden. Medizinisches Qualitätsmanagement überprüft, ob gesichertes Behandlungswissen in der täglichen Routine von Kliniken und Praxen tatsächlich realisiert wird. Dazu müssen zunächst Qualitätsindikatoren, also Zahlen, welche die aktuelle Qualität der medizinischen Versorgung widerspiegeln, definiert und erhoben werden. In der Behandlung von Kindern oder Jugendlichen mit Diabetes sind die Häufigkeit und die Dauer stationärer Krankenhausaufenthalte, die Häufigkeit von Stoffwechselentgleisungen oder die Vollständigkeit der notwendigen Kontrolluntersuchungen solche allgemein akzeptierten Qualitätsindikatoren. Das in Ulm initiierte Dokumentationsprogramm DPV (»Diabetessoftware für prospektive Verlaufsdokumentation«) ermöglicht es Ärzten in Klinik und Praxis nun, diese Parameter aus den Betreuungsdaten zu errechnen.

Vor acht Jahren von Dr. Matthias Grabert und Prof. Dr. Franz Schweiggert konzipiert, eignet sich das Programm für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene. Ein wesentliches Element der Entwicklung war die enge Zusammenarbeit der mathematischen Experten mit klinisch erfahrenen Diabetologen, namentlich Prof. Dr. Eberhard Heinze, Oberarzt in der Universitäts-Kinderklinik, und Büsing-Preisträger Holl, der auch Sprecher der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diabetologie ist. Dr. Josef Högel und Prof. Dr. Wilhelm Gaus von der Abteilung Medizinische Dokumentation und Biometrie steuerten spezifische Statistikmethoden bei. In bundesweit 90 Kinderkliniken, 50 Erwachsenenkliniken und 250 Arztpraxen wird das Programm mittlerweile eingesetzt. Damit liegen Daten über mehr als die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen mit Diabetes in Deutschland vor.

Feedback zum Optimum

Zur Auswertung schicken die teilnehmenden Einrichtungen zweimal im Jahr ihre Zahlen nach Ulm. Als Rückmeldung erhalten sie Grafiken, in denen die eigenen Resultate zu den Ergebnissen aller anderen Teilnehmer in Beziehung gesetzt sind. So lassen sich Schwachstellen des eigenen Zentrums erkennen und gezielt durch strukturelle Änderungen vor Ort (z.B. Personal, Ausbildung) oder durch Änderungen des Betreuungsprozesses (Verbesserung von Behandlungsrichtlinien, Umsetzung von Leitlinien der Fachgesellschaft etc.) angehen. Ob die Änderungen zu der gewünschten Verbesserung geführt haben, muß durch erneute Dokumentation nachgewiesen werden. Durch dieses Feedback der Qualitätssicherung soll die Betreuung der jeweiligen Patientengruppe schrittweise dem heute möglichen Optimum angenähert werden.

Zu Beginn vom Bundesgesundheitsministerium mit einer dreijährigen Anschubfinanzierung unterstützt, trägt sich das Projekt mittlerweile weitgehend über langfristig zugesagte Drittmittel. Die Firma NovoNordisk Pharma GmbH, Mainz, Tochterunternehmen eines weltweit aktiven Insulinherstellers aus Dänemark, ist seit mehreren Jahren dabei und hat sich vor kurzem bereiterklärt, ihr Engagement in den kommenden drei Jahren fortzuführen. Zusammen mit den Zuwendungen der Deutschen Diabetes-Stiftung und dem Büsing-Forschungspreis bilden diese Mittel die finanzielle Grundlage für den weiteren Ausbau der Studie. Zunächst geplant sind – in Zusammenarbeit mit der Abteilung Epidemiologie am Diabetesforschungsinstitut in Düsseldorf – Untersuchungen über die aktuelle Situation der Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes in Deutschland. Sie sollen Aufschluss geben über die Inanspruchnahme ambulanter und stationärer medizinischer Leistungen (etwa Krankenhausaufenthalte oder Patientenschulungen) durch heranwachsende Diabetespatienten und damit Anhaltspunkte für notwendige Weiterentwicklungen und Anpassungen des medizinischen Angebotes liefern.

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Peter Pietschmann idw

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