Neues Wirkprinzip gegen Hepatitis B
Substanz unterbricht Virenvermehrung früher als herkömmliche Medikamente
Ein interdisziplinäres Forscherteam vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und Bayer-Virologen vom Pharmaforschungszentrum in Wuppertal stellen im Wissenschaftsmagazin Scienceein neues Wirkprinzip gegen Hepatitis B-Viren vor. Das Hepatitis B-Virus (HBV) gilt als einer der wichtigsten Erreger der infektiösen Leberentzündung.
Bei rund zehn bis 15 Prozent der HBV-Infizierten heilt die Leberentzündung nicht aus und geht in die chronische Form der Erkrankung über. Diese kann wiederum zur Zirrhose und zum Leberkrebs führen. Bislang erfolgt die Behandlung mit Interferon-alpha, das laut Forschern starke Nebenwirkungen verursacht, und so genannten Nukleosidanaloga, die die Vervielfältigung der Erbsubstanz der Viren hemmen. Immer häufiger werden allerdings auf diese Substanzen Resistenzen der Viren beobachtet.
Der neue Wirkstoff hat aus Sicht der Wissenschaftler einen gänzlich anderen Angriffspunkt. Er verhindert die Bildung der Eiweißhülle, die die virale Erbsubstanz umschließt. Damit unterbricht es die Virusvermehrung in einem früheren Stadium als herkömmliche Medikamente. Die von Bayer entwickelte Substanz, die sich noch in der frühen Erprobungsphase befindet, soll sich sowohl für die Monotherapie, also den alleinigen Einsatz, als auch für die Kombination mit den üblichen Medikamenten eignen.
Weltweit stellt Hepatitis B ein medizinisches Problem dar. Die Übertragung der Viren erfolgt über Sexualkontakte und Kontakte mit infiziertem Blut. Laut WHO sind zwei Milliarden Menschen Träger von HBV, rund 400 Mio. haben eine chronische HBV-Infektion. Jährlich sterben eine Mio. Menschen weltweit an den Folgen einer Hepatitis B-Infektion. Allein in Deutschland sind drei Prozent aller Leberkrebserkrankungen auf eine HBV-Infektion zurückzuführen. In Entwicklungsländern wie Südostasien und Afrika macht Leberkrebs die Hälfte aller bösartigen Tumoren aus.
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