Neue Perspektiven bei seltener Stoffwechselerkrankung

Eine sehr strenge Diät, bei der beispielsweise Fleisch, Fisch, Milchprodukte und normales Brot lebenslang tabu sind, kennzeichnen das Leben der Patienten, die an einer „Phenylketonurie (PKU)“ leiden. Bundesweit kommen jährlich im Schnitt 120 bis 150 Kinder mit dieser angeborenen Erkrankung des Eiweißstoffwechsels zur Welt, die unbehandelt, das heißt ohne konsequente Diät, zu schwerer körperlicher und geistiger Behinderung führt. Neue Perspektiven in der Behandlung dieser seltenen Stoffwechselerkrankung lassen Forschungsarbeiten an der Kinderklinik der Universität Münster erwarten. Um diese Aktivitäten zu unterstützen, hat die Organisation „Round Table Deutschland“ den münsterschen Wissenschaftlern jetzt mit einer großzügigen Spende in Höhe von 230.000 Mark unter die Arme gegriffen.

Neben den Medizinern, die ihre Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet jetzt mit Nachdruck vorantreiben können, werden sich insbesondere die an PKU leidenden Patienten über die hohe finanzielle Förderung freuen, da sie dadurch ihre Hoffnung auf eine weniger belastende Therapie näher rücken sehen. Wobei Privatdozent Dr. Dr. Josef Weglage von der münsterschen Universitäts-Kinderklinik allerdings keine voreiligen Hoffnungen wecken will. Einige Jahre dürften seiner Einschätzung nach noch ins Land gehen, bis die Forschungsergebnisse den Patienten unmittelbar zugute kommen könnten.

Zusammen mit seinem Kollegen Privatdozent Dr. Harald Möller hatte Weglage vor kurzem erstmals herausgefunden, dass möglicherweise nicht alle Patienten mit dieser Erkrankung einer gleich strengen Diät bedürfen wie sie heute für alle noch unverzichtbar ist. Sollten sich die Erwartungen der Wissenschaftler bewahrheiten, so würde die Diagnose PKU bei einem Neugeborenen künftig eine auf den einzelnen Patienten abgestimmte Diätbehandlung unterschiedlicher Strenge bedeuten. Nicht alle Patienten müssten dann gleichermaßen eine lebenslange strenge Diätbehandlung über sich ergehen lassen, die gegenwärtig noch den Alltag der Betroffenen in hohem Maße beeinträchtigen. Die sehr strenge Diät und die ständigen Blutkontrollen werden gerade von Kindern und Jugendlichen als sehr belastend empfunden. „Diätverstöße der Patienten sind daher eher die Regel als die Ausnahme“, schildert Weglage Erfahrungen aus der Stoffwechselsprechstunde der Universitäts-Kinderklinik.

Auf seiner Jahreshauptversammlung 1999 hat die sozial orientierte Organisation „Round Table“ beschlossen, die Erforschung verbesserter Behandlungsmöglichkeiten der PKU an der Uni-Kinderklinik in Münster zu unterstützen. Innerhalb eines Jahres haben die Mitglieder des für das nationale Serviceprojekt 1999 verantwortlichen „Tisches“ 150 Höxter-Holzminden unter Leitung von Gerd Broer, Jürgen Daul und Bernward Menge mit unermüdlichem Engagement die hohe Summe an Spendengeldern gesammelt, die jetzt der Kinderklinik übergeben werden konnte. „Round Table“ hat sich nach dem zweiten Weltkrieg in allen Ländern Europas und vielen Ländern Afrikas, Asiens, Nordamerikas und in Australien verbreitet. In Deutschland wurde der Club 1952 gegründet . Zur Zeit umfasst er zirka 3500 Mitglieder an nahezu 200 „Tischen“.

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Jutta Reising idw

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