Wiederkehr des Contergan-Wirkstoffs nicht ausgeschlossen

EU-Behörde erwägt Zulassung unter strengen Auflagen

Das umstrittene Medikament Thalidomid, das frühere Contergan, könnte rund 40 Jahre nach dem Verbot in Europa Patienten wieder zur Verfügung stehen. Derzeit hat Thalidomid in Europa keine Lizenz und darf nur unter strengen Auflagen verschrieben werden. Die Europäische Agentur für die Beurteilung von Arzneimitteln (EMEA) überlegt derzeit das Medikament in Europa wieder zuzulassen. Das Medikament soll dann Patienten mit einer seltenen Form von Knochenkrebs zur Verfügung stehen

Thalidomid wurde in den 50er- und 60er- Jahren zur Behandlung der Morgenübelkeit bei Schwangeren eingesetzt. Die Anwendung von Contergan führte aber in einem frühen Stadium der Schwangerschaft zu schweren Missbildungen der ungeborenen Kinder. In den Jahren 1958 bis 1961 wurden weltweit etwa 10.000 Kinder mit Missbildungen der Gliedmaßen geboren. Als besonders tragisch gilt der Umstand, dass es mehrere Jahre dauerte, in denen missgebildete Kindern geboren wurden, bis letztlich die Zusammenhänge mit der Einnahme von Contergan erkannt und vor allem anerkannt wurden und notwendige Schritte eingeleitet wurden.

Jüngsten Studie haben allerdings bewiesen, dass sich Thalidomid u.a. als Waffe im Kampf gegen Krebs eignet. Der Einsatz in der Krebstherapie beruht auf der antiangiogenetischen Wirkung der Substanz. Unter Antiangiogenese versteht man eine Hemmung der Neubildung von Blutgefäßen und dadurch eine Hemmung des Krebswachstums. Es könnte daneben auch als Rheumamittel und auch zur Behandlung von Lepra in Frage kommen.

In einem Bericht der BBC heißt es, dass die EMEA noch keine definitive Entscheidung getroffen hat. „Wir arbeiten sehr sorgfältig und suchen auch nach einem möglichen Risikomanageprogramm, wenn das Medikament erhältlich ist“, so ein Sprecher der EMEA. Im Zuge der Beratungsgespräche sind heute, Montag, Vertreter der EMEA und der Thalidomid-Opfer aufeinander getroffen. Im Zentrum stand die Frage, welche Schutzmaßnahmen im Zuge der Verbotsaufhebung getroffen werden müssten.

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Sandra Standhartinger pressetext.austria

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