Astronomie blickt auf krankes Auge

Fortschritt macht lebende Zellen der Netzhaut sichtbar

Große technische Fortschritte in der Astronomie ermöglichen Forschern erstmals, lebende Zellen der menschlichen Netzhaut (Retina) zu betrachten. Der Fortschritt soll auch die Diagnose von Erkrankungen der Retina wie z.B. den Grünen Star im frühen Stadium verbessern. Steht das technische Equipment einmal Kliniken zur Verfügung, erhält der Arzt einen klaren Blick auf die einzelnen Zellen der Retina. Gleichzeitig wird er auch feststellen können, ob die Zellen gesund oder erkrankt sind. Damit verkürzt sich die Diagnosezeit: Bis dato müssen Ärzte auf sichtbare Anzeichen einer retinalen Erkrankung warten, so die Forscher der University of Indiana.

Bislang war die Entwicklung, die so genannte „adaptive Optik“, die erstmals 2002 umgesetzt wurde, Astronomen vorenthalten. Sie entlockte zu diesem Zeitpunkt den irdischen Teleskopen ungewöhnlich scharfe Bilder. Die „adaptive Optik“ kommt u.a. bei zwei der weltgrößten Teleskopen, jenen des Keck-Observatoriums auf Hawaii und bei den Hubble-Space-Teleskopen, zum Einsatz. Dabei wird statt eines großen, starren Spiegels eine flexible Spiegelfolie gezielt deformiert. Daher können sich einzelne Regionen der Spiegeloberfläche kontinuierlich auf die wechselnden Lichtstrahlen einstellen. Das Teleskop registriert die atmosphärischen Luftturbulenzen und korrigiert entsprechend die Optik.

Die Wissenschaftler Donald T. Miller und Larry Thibos wenden die „adaptive Optik“ für das Problem an, die verzerrenden Effekte des menschlichen Auges zu eliminieren und so die lebenden Zellen der Retina inspizieren zu können. Die qualitativ hochwertigen Instrumente zur Untersuchung korrespondieren dabei mit den Teleskopen der Astronomen und die Zellen der Retina mit den Sternen im All. Das Auge des Patienten ist mit der Erdatmosphäre vergleichbar.

Thibos hat bereits ein Instrument entwickelt, mit dem Abbildungsfehler des Auges gemessen werden. Miller entwickelte eine Technologie, die diese Fehler korrigiert und auch hochauflösende Bilder der Retina liefert. Noch hat das kombinierte Instrumentarium noch nicht Einzug in die klinische Praxis gefunden. In wenigen Jahren sollten aber Patienten mit grünem Star oder einer Makulardegeneration von der Entwicklung profitieren. „Derzeit sehen Forscher nur absterbende Retinazellen im Labor und nicht im Auge“, sagte Thibos. Frühdiagnosen könnten die Behandlung wesentlich verbessern und die Gefahr der Erblindung abwenden.

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Sandra Standhartinger pressetext.austria

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