Botenstoff-Blocker verlängert das Leben dickblütiger Mäuse

Errötete Maus: Das Tier rechts hat fast doppelt so viele rote Blutkörperchen wie normal (links). An diesem Modell wird erforscht, wie der Organismus und die Gefäße auf zähflüssiges Blut reagieren. Aufnahmen: Gassmann

Normalerweise besteht das Blut einer Maus zu 45 Prozent aus roten Blutkörperchen. Der Mediziner Dr. Thomas Quaschning von der Uni Würzburg hat diesen Wert zusammen mit einer Arbeitsgruppe der Uni Zürich auf fast das Doppelte hochgeschraubt. Dadurch wurden Erkenntnisse möglich, von denen Patienten mit der Blutkrankheit Polyglobulie profitieren könnten.

Das Wissenschaftsblatt „The FASEB Journal“ widmet diesen Forschungen die Titelstory seiner Februar-Ausgabe.

Bei der Polyglobulie ist die Zahl der roten Blutkörperchen stark erhöht. Die Betroffenen leiden einerseits an Störungen der Blutgerinnung, andererseits an der vermehrten Bildung von Blutgerinnseln. Dadurch können Blutgefäße verstopfen, was wiederum zu einem Sauerstoffmangel in Organen und – wenn das Gehirn betroffen ist – zu Schlaganfällen führen kann.

In der Zukunft können diese Patienten möglicherweise von einem Medikament profitieren, das die Wirkung des Botenstoffs Endothelin blockiert: Durch die Verabreichung eines solchen „Endothelin-Rezeptor-Antagonisten“ bleiben die Blutgefäße nämlich stärker erweitert und werden von dem dickflüssigen Blut nicht so leicht verstopft.

Dieser Mechanismus funktioniert zumindest bei den genveränderten „dickblütigen“ Mäusen. Deren Blut besteht zu 85 Prozent aus roten Blutkörperchen. Es ist dadurch so zäh, dass es kaum noch strömen kann; die Lebenserwartung der Nager ist verringert. Mit diesem Tiermodell konnten Quaschning und seine Schweizer Kollegen erstmals untersuchen, welche Regulationsmechanismen es möglich machen, dass derart dickes Blut überhaupt noch durch die feinen Kapillargefäße hindurchkommt.

Und das haben die Forscher herausgefunden: Durch eine massiv gesteigerte Produktion von Stickstoffmonoxid erweitern sich die Blutgefäße der Mäuse so stark, dass die Organe mit genug Blut versorgt werden. Pfoten, Ohren und Schnauzen der Tiere erscheinen durch die Gefäßerweiterung in einem knalligen Rot.

Viel bedeutsamer als dieser kosmetische Aspekt ist aber die Tatsache, dass es im Körper der Tiere zu einer Gegenregulation kommt: Die Konzentration des am stärksten gefäßverengend wirksamen Botenstoffs – Endothelin – erhöht sich. Kritisch wird das, wenn die Menge an Stickstoffmonoxid abnimmt, was zum Beispiel der Fall ist, wenn die Mäuse altern: Dann überwiegt der Effekt des Endothelins.

Das heißt: Die Gefäße verengen sich zunehmend und stellen für das zähe Blut ein so großes Hindernis dar, dass dies zum frühen Tod führt. Durch den Einsatz des Endothelin-Rezeptor-Antagonisten gelang es den Würzburger und Züricher Forschern jedoch, die Überlebensdauer der Tiere deutlich zu verlängern. Nun besteht die Hoffnung, dass solche Botenstoff-Blocker auch Polyglobulie-Patienten helfen können.

Weitere Informationen:

Medizinische Klinik der Universität Würzburg
Dr. Thomas Quaschning
Telefon 0931 – 201-36331
Fax 0931 – 201-36502
E-Mail: quaschning@gmx.de

Media Contact

Robert Emmerich idw

Weitere Informationen:

http://www.zv.uni-wuerzburg.de

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