Verbesserte Diagnose von kleinen Tumoren durch neues Kombinationsgerät

Erheblich verbesserte diagnostische Möglichkeiten bei Krebserkrankungen verspricht ein Gerät, das jetzt die Klinik für Nuklearmedizin gemeinsam mit der Radiologischen Klinik der Universität Bonn in Betrieb nahm. Es handelt sich um die Kombination eines Positronen-Emissions-Tomographen (PET) mit einem Röntgen-Computer-Tomographen. Die Untersuchung kann so gemeinsam in einem Arbeitsgang erfolgen.

Das Kombinationsgerät kann Tumoren bereits in einem erheblich früheren Stadium entdecken. Bonn ist der dritte Standort in Deutschland, der dieses Gerät erhält.

Da bösartige Tumoren aufgrund ihres vermehrten Stoffwechsels einen erhöhten Zuckerbedarf haben, wird radioaktiver Zucker vermehrt im Tumorgewebe angereichert. Die PET kann diese Zuckeranreicherung im Tumor nachweisen und bildlich darstellen. Das – sehr empfindliche – Verfahren kann aber lediglich Tumoren nachweisen, die mindestens 5 bis 6 Millimeter groß sind. Mit der Computertomographie (CT) können dagegen Veränderungen im Größenbereich von 1 bis 2 Millimeter nachgewiesen werden. Das Kombinationsgerät vereint die hohe Sensitivität der PET mit der besseren Auflösung der CT. Werden beide Untersuchungen an unterschiedlichen Geräten durchgeführt, so ist die Zuordnung des CT-Befundes zum PET-Befund nur ungenau möglich. Das neue Verfahren erlaubt es nun, den angereicherten radioaktiven Zucker direkt der Gewebestruktur zuzuordnen. Damit können auch bösartige Veränderungen in sonst normal erscheinenden Strukturen wie beispielsweise Lymphknoten erfasst werden. Außerdem versprechen sich die beiden Kliniken durch ihre Kooperation eine verbesserte Patientenversorgung. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Untersuchung im stationären sowie vor- und nachstationären Bereich.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zunächst nur sechs derartige Geräte deutschlandweit befürwortet. Nach Essen und Ulm erhält Bonn als dritter Standort das neue PET-CT. Die drei Zentren wollen nun gemeinsame Untersuchungen durchführen, um das neue Verfahren mit den herkömmlichen Diagnose-Methoden zu vergleichen. Die Bonner Mediziner wollen zudem neue Kontrastmittel für die Tumordiagnostik testen, inwieweit sie für den klinischen Einsatz geeignet sind.

Die Kombination des PET/CT-Geräts mit dem an der Radiologischen Klinik seit Anfang des Jahres verfügbaren Hochfeld-Magnetresonanz-Tomographen eröffnet weitere Perspektiven. So wollen die Wissenschaftler prüfen, ob durch die Kombination der Daten Voraussagen über die Wirksamkeit von Strahlentherapien möglich sind. Auch hier kommen neue Radiopharmaka zum Einsatz, die gemeinsam mit dem Forschungszentrum Jülich erprobt werden. Weitere Forschungsprojekte – beispielsweise zur Diagnose von Prostatakarzinomen, Hautkrebs und Kopf-Hals-Tumoren – sind geplant.

Auch in der Hirnforschung soll das Gerät eingesetzt werden. Gemeinsam mit den Kliniken für Neurologie und Psychiatrie sowie dem Pharmazeutischen Institut ist es gelungen, neue Testpräparate zu entwickeln, die an bestimmte Rezeptoren für Botensubstanzen im Gehirn „andocken“. Erste Untersuchungsergebnisse von Alzheimer-Patienten liegen bereits vor. Ziel dieser Untersuchungen ist es, bestimmte Rezeptoren exakt zu lokalisieren und ihre Beeinflussung durch Medikamente zu prüfen.

Ansprechpartner:

Professor Dr. Hans-Jürgen Biersack,
Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin der Universität Bonn
Telefon: 0228/287-5180
E-Mail: hans-juergen.biersack@ukb.uni-bonn.de

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Dr. Andreas Archut idw

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