HealthBot.NET Projekt unterstützt künstliche Intelligenz die Kommunikation zwischen Arzt und Patient

Das Terminal im Herzzentrum der Uni Leipzig

Das Wissen über die eigene Krankheit, ihre Diagnose- und Therapiemöglichkeiten ist nicht nur wichtig für die Patientenzufriedenheit, sondern auch Bestandteil des Genesungsprozesses. Das Projekt HealthBot.NET (= Gesundheits-RoBOTer NETz)unterstützt dabei.

Das Terminal im Herzzentrum der Uni Leipzig
„Was zum Teufel ist ein Katheter?“ – im HealthBot.NET Projekt unterstützt künstliche Intelligenz die Kommunikation zwischen Arzt und Patient

Kaum vorstellbar, dass Herr Lehmann seinen Arzt so anspricht, wenn dieser ihn über Ursachen, Nutzen und Risiken eines minimalinvasiven Eingriffes zur Beseitigung seines Herzrasens aufklärt. Vielmehr wird er ergeben zuhören, auch wenn er nur die Hälfte von dem versteht, was der Arzt vorträgt. Erst später gehen ihm die Fragen durch den Kopf, die er hätte stellen wollen – eine Situation, die Patienten und Ärzten vertraut ist und mit der beide nicht zufrieden sind.

Dabei ist das Wissen über die eigene Krankheit, ihre Diagnose- und Therapiemöglichkeiten nicht nur wichtig für die Patientenzufriedenheit, sondern auch Bestandteil des Genesungsprozesses. Das haben die Mediziner seit langem erkannt. Viele Informationsveranstaltungen für Patienten legen Zeugnis davon ab. Einen Schritt weiter gehen Studenten und Mediziner mit ihrem Projekt HealthBot.NET (= Gesundheits-RoBOTer NETz).

Das Projekt ermöglicht es ausgewählten Patienten über einen Internetbrowser Fragen an einen speziellen „Software-Roboter“ zu stellen. Der Patient kann dabei frei formulieren, d.h. er muss keine Begriffe aus dem Medizinerjargon verwenden, sondern er kann in der Umgangssprache bleiben, kurz er kann so formulieren, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Dabei soll der „Roboter“ auf keinen Fall das Arztgespräch ersetzen – ganz im Gegenteil: Der ohnehin immer an Zeitmangel leidende Arzt kann sich vor einem Gespräch den Überblick verschaffen: Zu welchen Themen hat der Patient Fragen gestellt? Welche Fragen konnten nicht zu seiner Zufriedenheit beantwortet werden? Um einen solchen „Roboter“ zu erstellen, bedarf eines ausgeklügelten Programmes, wie es von der Arbeitsgruppe MedKonsult / Campus Inform e.V. um Dr. med. Christian Elsner, dem Kurator der Arbeitsgruppe, an der Universität Leipzig entwickelt wurde.

Dreh- und Angelpunkt der automatischen Beantwortung der Patientenfragen ist ein Netzwerk von Begriffen, die sich auf die gefragte Erkrankung / Untersuchung beziehen. Für jede Erkrankung muss ein eigenes spezielles zusätzliches Netzwerk von Begriffen aufgebaut werden, die Grundsoftware und die Kernkomponenten des Systems werden jeweils wieder verwendet. So ergibt sich Z.B. für die spezielle Herzrhythmusstörung der „AV-Node-Reentry-Tachykardie“ und ihre Therapie eine „thematische Landkarte“ um die Themen „Ablauf des Eingriffs“ – „Vor- und Nachsorge zum Eingriff“ – „Narkose im Rahmen des Eingriffs“ – „Risiken des Eingriffs“ – „Schmerzen rund um den Eingriff“ – „Information zur Erkrankung“ – „Erfolgsaussichten des Eingriffs“ und „Alternativen zum Eingriff“, die sich jeweils wieder in Untergruppen aufgliedern. Werden Fragen durch das System in die zahlreichen Untergruppen kategorisiert, so helfen außerdem zentral im System hinterlegte Synonyme: So wird aus dem „Vogel in der Brust“, dem „Flattern in der Brust“, dem „Herzstolpern“, dem „Herzrasen“ etc. für das System immer der Begriff der „Herzrhythmusstörung“. Der „HealthBot“ muss kontinuierlich erweitert werden, indem er durch einen medizinisch Verantwortlichen an Patientenfragen angepasst wird. Je ausgeklügelter das System ist, desto vielfältiger sind die durch das System beantwortbaren Fragen.

So kann der Computer Herrn Lehmann auf seine Frage „Was zum Teufel ist ein Katheter?“ emotionslos den Begriff erklären, auf den folgenden Einwand „Das muss ja ziemlich komplizierte Technik sein, das Zeug!“, nur antworten „Ich verstehe nur Fragen zur Katheterablation. Was möchten Sie darüber wissen?“ – aus den Schlüsselwörtern im letzten Satz konnte das System weder einen Zusammenhang zum letzten Gesprächskontext, noch zu einer neuen Frage erkennen: In der nächsten Sitzung des medizinisch Verantwortlichen wird dies behoben – und diese Frage zu einem der Themen und zu entsprechenden Synonymen zugeordnet werden.

Wie bereits angedeutet, erfüllt das System jedoch nicht nur den Zweck, Patienten zu informieren, sondern, quasi in einer zweiten Stufe auch den Arzt, der so erfährt, „Welche Fragen stellen sich denn meinem Patienten, wenn ich ihn mit dieser Behandlungsmethode konfrontiere ?“.

Das System vermag aber noch mehr. Es ist auch als „Alarm- und Screeningsystem“ nutzbar, das den Arzt auf besondere Eingaben des Patienten hinweist und auch in einer Ausbaustufe zusätzlich Vitalwerte wie Blutdruck- und Blutzuckerwerte erfassen kann. Eine amerikanische Kooperationsgruppe ist zusammen mit MedKonsult / Campus Inform e.V. derzeit bei der Entwicklung von passenden Geräten, die an das System angeschlossen werden können.

Das HealthBot.Net-Projekt zur Katheterablation ist ein Modellprojekt, das gemeinsam mit den Ärzten Dr. Gerhard Hindricks und Dr. Hans Kottkamp vom Herzzentrum an der Universität Leipzig entwickelt wurde. Im Mitwirken von Studierenden ganz unterschiedlicher Fachrichtungen zeigt sich die interdisziplinäre Herangehensweise der Gruppe MedKonsult. So arbeiten hier neben Medizin- und Betriebswirtschaftsstudenten Informatik-, Psychologie-, und JurastudentInnen mit, die alle die Arbeit am Projekt auf ihre Weise fördern. Allen gemeinsam ist der Spass an Herausforderungen, die der medizinische Alltag im Spannungsfeld von Medizin, Ökonomie und Informationstechnologie mit sich bringt.

Neben dem HealthBot.NET Projekt haben die jungen Forscher bereits eine Reihe andere Projekte auf die Beine gestellt, die von der Datenerhebung für klinische Studien über Fall-Diskussionen für Medizin-Studenten im Internet bis zu telemedizinischen Kommunikationsangeboten für Wissenschaftler, klinisch tätige und niedergelassene Ärzte reicht. Man braucht sich nur ihre internationalen Partner anzuschauen, um ihren Erfolg auszumachen. Medizintechnikfirmen aus Amerika, Krankenhäuser in der Schweiz und in Deutschland, die Chicagoer North Western University, die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung in Deutschland, die Krankenhausgesellschaft Sachsen und und und. Bleibt zu erwähnen, dass der Kanzler der Universität Leipzig, Peter Gutjahr Löser, schnell das kreative Potential der Gruppe erkannte und im Rahmen der Gründung z. B. bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten unterstützte.

Inzwischen sind Dr. med. Christian Elsner und einige Mitglieder der Gruppe ins Berufsleben eingestiegen, MedKonsult besteht jedoch weiter. Unter der Kuratorenschaft von Dr. med. Christian Elsner wird das universitär-operative Feld von der studentischen Unternehmensberatung „Campus Inform e.V.“ getragen. Die Gruppe arbeitet neben dem medizinischen Komplex auch auf dem Gebiet des Marketings, der Informationstechnologie, der Organisation und Planung, der Schulung und der Immobilienberatung.

weitere Informationen: Dr. Christian Elsner
E-Mail: Ch.Elner@gmx.de
Telefon: 0179-2059569

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Dr. Bärbel Adams idw

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