RUB-Studie ergibt: Zwei Drittel aller zweit-OPs bei Krampfadern sind vermeidbar

Warum müssen so viele Patienten, deren Krampfadern operativ entfernt wurden, schon bald ein zweites Mal daran operiert werden? Dieser Frage gingen Gefäßchirurgen und Phlebologen der RUB-Universitätsklinik im St. Josef Hospital nach. Sie fanden heraus: In 64 Prozent der Zweitoperationen war während der ersten OP nicht sachgerecht gearbeitet worden, ein Rückfall (Rezidiv) daher unvermeidlich. Sie raten Patienten dringend, sich in die Hände von geschulten Fachärzten zu begeben und fordern die Einhaltung von Qualitätsstandards.

Ein Fünftel der Operationen sind Wiederholungen

Mehr als 18 Millionen Deutsche haben Krampfadern, die nicht nur unschön sondern auch gefährlich sind. Vielen kann mit einer Operation geholfen werden. Doch die Erleichterung währt oft nicht lange: 40 Prozent aller Operierten bekommen wieder Krampfadern, viele von ihnen landen ein zweites Mal im OP. Ein Fünftel aller Venenoperationen sind wegen eines Rückfalls nötig. Die Ursachen dafür haben der Gefäßchirurg PD Dr. Achim Mumme und die Phlebologen Prof. Dr. Peter Altmeyer und PD Dr. Markus Stücker vom RUB-Klinikum erforscht.

Kranke Venenreste lösen neue Krampfadern aus

Sie entnahmen bei Rezidivoperationen Gewebeproben von den voroperierten Krampfadern. Anhand spezieller Untersuchungen konnten sie feststellen, ob bei den Voroperationen die Krampfadern ausreichend gründlich entfernt worden waren oder nicht. Das Ergebnis: „Bei 64 Prozent aller Rezidivoperationen war eindeutig klar, dass bei der Erstoperation die Krampfadernvene nicht ausreichend weit – d.h. bis zu ihrer Einmündung in die tiefe Vene – entfernt worden war. Der krankhafte Venenrest führte zwangsläufig zur erneuten Ausbildung des Krampfadernleidens“, so (PD Dr. A. Mumme). 24 Prozent der Rezidive waren eindeutig auf bislang therapeutisch nicht beeinflussbare Gefäßneubildungen zurückzuführen. In 12 Prozent der Fälle gelang es trotz der Gewebeanalysen nicht, die Rezidivursache eindeutig zu klären.

Teure Fehler bei der Operation

Vermeidbare technische Fehler sind offenbar die häufigste Ursache für die Notwendigkeit eines Rezidiveingriffes nach vorhergehender Krampfadernoperation. Diese Qualitätsmängeln haben wegen der Häufigkeit von Venenerkrankungen eine enorme sozialmedizinische Bedeutung: Von den etwa 800 Mio. DM, die im Jahr 2000 deutschlandweit allein die stationäre chirurgische Behandlung des Krampfaderleidens kostete, dürften schätzungsweise 160 Mio. DM auf die Beseitigung einer Rezidivkrampfader entfallen sein. „Davon hätten 80 Mio. DM eingespart werden können, wenn gemäß der geltenden Qualitätsstandards verfahren worden wäre“, schätzen die Experten. Hinzu kommen noch die Kosten für die ambulanten Versorgung von Krampfadernrezidiven.

Qualitätsstandards einhalten

Um den Mängeln in der Krampfaderchirurgie wirkungsvoll zu begegnen, fordern die Experten, auch bei unspektakulären Operationen an Krampfadern die geltenden Qualitätsanforderungen konsequent umzusetzen. Dabei solle die Qualifikation der operierenden Ärzte stärker berücksichtigt werden als bisher. Nach einer dänischen Studie hat die Qualifikation des Operateurs einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis von Krampfadernoperationen. Die Häufigkeit technischer Fehler betrug in dieser Studie im unspezialisierten Krankenhaus 40 Prozent und in der unspezialisierten Praxis 43 Prozent. Mit 14 Prozent lag die Rezidivrate bei Venenspezialisten (Gefäßchirurgen, Phlebologen) wesentlich niedriger.

Weitere Informationen

PD Dr. Markus Stücker, Dermatologische Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital, Gudrunstr. 56, 44791 Bochum, Tel. 0234/509-3448, Fax: 0234/509-3445, E-Mail: m.stuecker@derma.de

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Dr. Josef König idw

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