Rheuma: Abendliche Medikamenteneinnahme verbessert Wirkung

Forscher der Charité in Berlin haben eine neuartige Behandlungsmethode für Rheumapatienten erfolgreich getestet. Dabei wurde den Probanden im Gegensatz zur herkömmlichen Therapie nicht erst am Morgen ein Cortison-Mittel gegeben, sondern bereits am Vorabend.

„Dabei stellte sich heraus, dass die Morgensteifigkeit der Gelenke bei den so behandelten Patienten um etwa ein Viertel verkürzt war“, erklärt Frank Buttgereit, Professor für Rheumatologie an der Charité, gegenüber pressetext. Als Grund für diese Beobachtungen nannten die Forscher, dass die Medikamente bereits wirken, wenn sich in der Nacht die Entzündungsvorgänge im Körper in Gang setzen.

Insgesamt untersuchte Buttgereit und sein Team 288 Patienten im Durchschnittsalter von 55 Jahren, die alle unter rheumatoider Arthritis leiden. „Normalerweise nehmen die Patienten zwischen sechs und acht Uhr morgens ihr Cortison-Medikament (das heißt Glucocorticoide wie Prednison) ein, um Gelenkschmerzen zu lindern und Gelenksteifigkeit abklingen zu lassen.“, erläutert Buttgereit.

Bei den Glucocorticoiden handelt es sich um Steroidhormone, die natürlicherweise in den Nebennieren produziert werden. Bei Rheumapatienten setzen Ärzte schon seit langem synthetisch hergestellte Glucocorticoide ein, um deren entzündungshemmende Wirkung zu nutzen. Die Wissenschaftler fanden nun heraus, dass eine frühere Einnahme zu einer besseren Wirkung führt. „Das liegt darin begründet, dass nachts ein Anstieg der Entzündungsbotenstoffe zu beobachten ist und diese frühmorgens schon längst zu Gelenkschwellungen und Gelenkentzündungen geführt haben“, so Buttgereit.

Um dem entgegenzuwirken, behandelten die Berliner Forscher ihre Patienten mit modified-release (MR) Prednison. Im Gegensatz zu sonstigen Anwendungen wurde MR Prednison aber bereits um 22:00 Uhr des Vortages verabreicht – setzte das Glucocorticoid jedoch erst vier Stunden später frei. „Das ist auch der Zeitpunkt, wenn die Entzündungsbotenstoffe in ihrer Konzentration ansteigen und anfangen zu arbeiten“, erklärt Buttgereit.

Zu beobachten war, dass bei den so behandelten Patienten der Entzündungsbotenstoff Interleukin-6 in niedrigerer Konzentration zu messen war und die Dauer der Morgensteifigkeit um etwa 22 Prozent zurückging. Unterschiede in der Verträglichkeit bei Patienten, die mit MR beziehungsweise normalem Prednison behandelt worden sind, fanden die Forscher nicht. „Beim MR Prednison können die gleichen Nebenwirkungen wie beim sonst eingesetzten Prednison auftreten, also zum Beispiel Gewichtszunahme, Hautveränderungen oder Osteoporose“, erläutert Buttgereit. Wann das Medikament jedoch flächendeckend eingesetzt werden kann, steht noch nicht fest. Denn noch läuft das europäische Zulassungsverfahren, dessen zeitlicher Rahmen nicht abschätzbar sei.

Media Contact

Erik Staschöfsky pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.charite.de

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