Rheumatoide Arthritis: Behandlung kommt oft zu spät

„Das Hauptproblem der rheumatoiden Arthritis ist das Nicht-Erkennen der Erkrankung“, meint der Rheumatologe Ludwig Erlacher vom Sozialmedizinischen-Zentrum-Süd Wien im pressetext-Interview. Erlacher hat mit seinem Fachkollegen Winfried Graninger den Ratgeber „Rheuma Verstehen“ verfasst, der ab sofort in allen österreichischen Apotheken aufliegt. Zum größten Problem bei dieser Erkrankung gehört auch die völlig falsche Einschätzung der Risikogruppe. Zu dieser gehören nämlich mehrheitlich Frauen zwischen 30 und 60 Jahren.

Auch die Vorstellung, dass bei dieser Erkrankung der Zeitfaktor eine nur untergeordnete Rolle spielt, sei fatal, wie der Mediziner betont. „Je rascher man mit der Behandlung beginne, desto besser sind die Heilungschancen.“ Es gebe heute eine Vielfalt intelligenter Medikamente, mit denen sich sehr gute Erfolge erzielen lassen. Geschwollene Gelenke sind das erste Signal, die auf eine eventuelle rheumatoide Arthritis hinweisen. „Gelenkbeschwerden, die zum Beispiel dazu führen, dass man am Morgen keine Faust formen kann, oder typische Schmerzen der Fingergrundgelenke beim normalen Händeschütteln, sind Zeichen für ein entzündliches Rheuma“, so Erlacher. Das Image, dass Rheuma nur eine Erkrankung älterer Menschen sei, sei längst überholt und zudem gefährlich.

Der nächste Hemmschuh trete mit dem Erhalt des Befundes auf. „Da kommt es erneut zu einer Überforderung des Patienten“, weiß der Mediziner aus eigener Erfahrung. Gute Informationen über die Behandlung könne eben ein Rheumatologe geben, der sich mit solchen Erkrankungen auskennt. „Selbstbehandlung mit Schmerzmedikamenten führt zwar zum Nachlassen der Schmerzen, ist aber keine Lösung des eigentlichen Problems.“ Daher rät der Mediziner unbedingt zum Besuch eines Experten. „Eine nicht behandelte rheumatoide Arthritis kann zur Zerstörung des Gelenks führen“, warnt Erlacher. Da die entzündliche Arthritis nichts mit Gicht zu tun habe, sei eine Selbstbehandlung in Form einer Diät nicht zielführend. „Die Basisbehandlung ist das Um und Auf“, betont der Experte. Natürlich könne man mit gesunder Ernährung unterstützend eingreifen. „Das ersetzt aber die fachliche Behandlung dieser Autoimmunerkrankung nicht“, so Erlacher abschließend gegenüber pressetext.

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet leiden rund 80.000 Menschen in Österreich an Rheumatoider Arthritis. Viele Betroffene sind in der Bewältigung des täglichen Lebens schwer beeinträchtigt, da alltägliche Handlungen wie etwa Schuhe binden, Stiegen steigen oder Körperpflege zu unlösbaren Problemen werden. In der nun vorgestellten Studie „Rheumatoide Arthritis und Lebensqualität“, die von Roche Austria mit Unterstützung von Rheumatologen und Patientengruppen durchgeführt wurde, wird offensichtlich, dass sowohl bei Betroffenen als auch bei Angehörigen oft Hilflosigkeit im Umgang mit der Krankheit herrscht.

Als nachhaltiges Schockerlebnis beschreiben viele Patienten die Diagnose. Da von außen oft keine Anzeichen der Krankheit sichtbar sind, reagiert das Umfeld – auch der engste Familienkreis – häufig mit Unverständnis. „Rheumakranke werden gerne als alt und wehleidig hingestellt“, beschreibt Daniela Loisl, Leiterin der Patientengruppen der Österreichischen Rheumaliga http://www.rheumaliga.at , die herrschende Meinung zum Krankheitsbild. „Dabei sind auch immer mehr junge Menschen von der Erkrankung betroffen.“

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.wienkav.at/kav/kfj

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