Forschergruppe fördert Fortpflanzung

Die künstliche Befruchtung gewinnt in unserer Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Umso erstaunlicher ist, dass sie wissenschaftlich bislang nur unzureichend untersucht wurde.

Das wollen Forscher aus sechs Städten in Deutschland ändern: In zehn Projekten bündeln sie ihr Wissen, um den Ursachen der Unfruchtbarkeit auf die Spur zu kommen und um neue Behandlungsstrategien für unfruchtbare Paare zu entwickeln.

Für dieses Ziel konnte der Sprecher der Forschergruppe, Prof. Dr. Jörg Gromoll vom Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie, erstmals führende Stammzellforscher, Humangenetiker, Reproduktionsbiologen und Reproduktionsmediziner zusammenbringen. Die Untersuchungen der dezentral arbeitenden Forschergruppe „Germ Cell Potential“ werden gefördert von Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

In Deutschland bekommen Paare immer später ihr erstes Kind. Das biologische Zeitfenster ist aber begrenzt und die Wahrscheinlichkeit, ungewollt kinderlos zu bleiben, wächst mit jedem Lebensjahr. Somit greifen immer mehr Paare auf die künstliche Befruchtung oder assistierte Reproduktion (ART) zurück. Hierzulande werden bereits zwei bis drei Prozent aller Babys durch ART gezeugt – Tendenz steigend. Die heute verwendeten Techniken der ART werden seit etwa 30 Jahren beim Menschen angewendet. „Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb sind sie wissenschaftlich bislang nur unzureichend untersucht worden“, beschreibt Gromoll die Lücke, die das Wissenschaftler-Team füllen will. Diese habe zum Teil methodische Gründe: „Zum Beispiel ist die Injektion von Spermien in die Eizelle beim Menschen relativ einfach, bei der Maus aber bis heute nur schwer durchführbar“.

Die Forschergruppe ’Germ cell potential’ wird das ganze Spektrum der künstlichen Befruchtung unter die Lupe nehmen. Die zehn Projekte der Forschergruppe befassen sich mit der Qualität der Eizelle, den genetischen Ursachen der Unfruchtbarkeit, aber auch mit dem Potenzial von Stammzellen, beispielsweise solchen aus dem Hoden als mögliche Alternative zu Spermien. Auch die Entstehung von Eizellen aus embryonalen Stammzellen ist Forschungsgegenstand. In einer klinischen Langzeitstudie werden über zwei Jahre hinweg die möglichen Folgen von Behandlungen durch ART auf den Nachwuchs untersucht.

Für die Universität Münster ist die Forschergruppe ein großer Erfolg, da drei Institutionen mit fünf Projekten an der neuen Forschergruppe beteiligt sind: das Max-Planck-Institut mit Prof. Hans Schöler, das Institut für Humangenetik mit Prof. Peter Wieacker und das Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie mit Prof. Jörg Gromoll. Die DFG unterstützt diese Aktivitäten mit insgesamt 3,4 Millionen Euro. Die Förderung erfolgt zunächst über einen Zeitraum von drei Jahren; eine Verlängerung für weitere drei ist möglich.

Nährere Informationen zu der Forschergruppe FOR 1041 – so die interne DFG-Nummerierung – erhalten Interessenten auf deren Internetseite www.germ-cell-potential.de und bei ihrem Sprecher Prof. Gromoll (Mail: Joerg.Gromoll@ukmuenster.de).

Der Aufwand hat sich gelohnt: Für ihre DFG-Förderung erarbeiteten Prof. Hans Schöler, Forschergruppen-Sprecher Prof. Jörg Gromoll und Prof. Peter Wieacker (v.l.n.r.) einen 680seitigen Projektantrag.

Media Contact

Dr. Thomas Bauer Universitätsklinikum Münster

Weitere Informationen:

http://www.germ-cell-potential.de

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