Hautkrebs: Neuer Ansatz bei Chemotherapie-Resistenz

Tumorzellen, die resistent gegen eine Chemotherapie werden, sind eines der größten Hindernisse in der Krebstherapie. Einige Krebsarten wie der Hautkrebs reagieren indes nur eingeschränkt auf die Behandlung. Wissenschaftlern des Rudolf-Virchow-Zentrums für Experimentelle Biomedizin und der Hautklinik an der Universität Würzburg ist es gelungen, mit einem neuen Wirkstoff, der gezielt Mechanismen in den Krebszellen blockiert, im Tierversuch die Resistenz aufzuheben und die Zellen so wieder empfindlich für die medikamentöse Behandlung zu machen.

Bei der Chemotherapie werden dem Körper sogenannte Zytostatika zugeführt, die die Krebszellen in ihrem ungehinderten Wachstum und der Vermehrung hindern sollen, da die Krebszelle das „normale“ Programm der Zelle, das Wachstum und Zelltod kontrolliert, abgestellt hat. Eine große Zahl der Krebsarten aber ist komplett widerstandsfähig gegen diese Behandlung. „Vor allem das Melanom, der schwarze Hautkrebs, hat sich als besonders behandlungsresistent erwiesen“, sagt die Würzburger Molekularbiologin Margarete Schön im Gespräch mit pressetext.

„Die Ansätze, um diese Krebsart chemotherapeutisch zu behandeln sind bisher leider nur wenig erfolgreich.“ Die Krebszellen haben ihre Strategie geändert und sich einen alternativen Weg gewählt. „In der Zelle gibt es nämlich viele Wege, die Wachstum und Vermehrung kontrollieren“, so Schön. Seit einigen Jahren werde daher schon versucht die Mechanismen der Resistenzentwicklung genauer zu verstehen und zu blockieren. Allerdings ist noch kein Medikament erfolgreich in der Anwendung.

Die Forscher um Margarete Schön und Projektleiter Michael Schön suchten nach einem Blocker für einen speziellen Weg, von dem bekannt ist, dass er nicht nur bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielt, sondern auch die Chemotherapie-Resistenz auslöst, der sogenannte NF-Kappa-B-Weg. Wird dieser Faktor blockiert, kann die ganze Kette von Prozessen, die zur Resistenz führt, unterbrochen werden, so die Forscher. Mit dem entwickelten Blocker KINK-1 lasse sich nun der gesamte Signalweg lahm legen. Sowohl Krebszellen in Kultur als auch im Tiermodell mit Mäusen, die an Lungenkrebs erkrankt waren, waren nach der Behandlung mit KINK-1 wieder empfänglich für die Chemotherapie.

Die Tiere wurden dazu mit dem Blocker oder einer verschiedenen Zytostatika allein behandelt oder mit einer Kombination beider Stoffe. Bei der kombinierten Gabe stellte sich Erfolg ein und die Bildung von neuen Metastasen konnte merklich reduziert werden. Der neue Wirkstoff fungiere also nicht selbst als Chemotherapeutikum, sondern diene als Zusatzstoff, der die Zellen wieder für das eigentlich Medikament empfindlich macht, so die Forscher. „Unsere Ergebnisse liefern einen erfolgreichen Ansatz, der ein wichtiger Baustein in der Krebstherapie werden kann.

Der NF-Kappa-B-Weg ist in vielen Krebsarten vorhanden, daher müsste die Therapie universell funktionieren“, fügt Dermatologe Schön an. Zudem hätten die bisherigen Studien eine hohe Verträglichkeit gezeigt. Im Folgenden wollen die Forscher die Übertragbarkeit auf andere Krebsarten prüfen und die Wirksamkeit von KINK-1 mit einem anderen NF-Kappa-B-Inhibitor vergleichen. „Überdies wollen wir untersuchen, ob der Wirkstoff auch bei der lokalen Tumorbildung hilfreich sein kann“, berichtet Margarete Schön abschließend.

Media Contact

Claudia Misch pressetext.deutschland

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer