Alzheimer-Krankheit

Wie entsteht die Alzheimer-Krankheit? Wie lange dauert die Entwicklung einer Therapie? Welche Rolle spielt dabei die Grundlagenforschung? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung, zu der die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) zahlreiche Unterstützer dieses größten privaten Förderers von Alzheimer-Forschung in Deutschland in das Gläserne Labor des Campus Berlin-Buch eingeladen hatte.

Rund 40 Förderern, unter ihnen auch Angehörige von Patienten, berichtete Prof. Thomas Willnow vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch über seine Forschungen zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit. Für diese Arbeit hatte er 2006 von der AFI einen mit 80 000 Euro dotierten Förderpreis erhalten.

Die Ablagerungen oder Plaques im Gehirn von Alzheimer-Patienten bestehen aus Eiweißbruchstücken (Amyloid-beta Peptide- A-beta). Sie entstehen aus dem Amyloid-Vorläufer-Protein (engl. Abk. APP) und lagern sich im Laufe vieler Jahre im Gehirn ab. Diese Ablagerungen oder Plaques zerstören die Nervenzellen betroffener Menschen. Weshalb APP in A-beta zerteilt wird, ist zurzeit noch unklar.

In Zusammenarbeit mit Forschern in Dänemark und den USA hatte Prof. Willnow entdeckt, dass ein von Nervenzellen gebildetes Transportprotein, kurz sorLA (engl. für: sorting protein-related receptor), an APP bindet und damit verhindert, dass es in das schädliche A-beta abgebaut wird. Sie konnten weiter zeigen, dass bei genetisch veränderten Mäusen, die kein sorLA mehr bilden, verstärkt APP zerstückelt wird und vermehrt A-beta entsteht. Weiter konnten sie nachweisen, dass die Nervenzellen von Alzheimer-Kranken kein sorLA bilden, die von Gesunden aber sehr wohl. Das deutet darauf hin, dass das Gehirn mancher Menschen kein oder sehr wenig sorLA produziert. „Ihr Risiko an Alzheimer zu erkranken ist deutlich erhöht“, sagte Prof. Willnow.

Inzwischen haben er und seine Mitarbeiter eine Substanz identifiziert, die in isolierten Nervenzellen die Produktion von sorLa erhöht und dadurch die Bildung von A-beta deutlich vermindert. Ziel ist, auf diesen Arbeiten aufbauend, neue Ansätze für eine Therapie der Alzheimer-Erkrankung zu entwickeln. Weiter wollen die Forscher die Diagnose für Alzheimer vorantreiben. Bisher kann die Erkrankung nur nach dem Tod eines Betroffenen eindeutig identifiziert werden.

Die AFI ist ein gemeinnütziger Verein, der sich ausschließlich durch Spendengelder von Privatpersonen finanziert. Seit 1996 unterstützt der Verein zukunftsträchtige Forschungsvorhaben und stellte bisher insgesamt 3,6 Millionen Euro für 66 Forschungsprojekte bereit. Die AFI ist damit der größte private Förderer von Alzheimer-Forschung in Deutschland. Die Tagung in Berlin war die zehnte der AFI. Sie lädt dazu Spender ein, die vor Ort Einblick in die aktuelle Forschungsarbeit geförderter Wissenschaftler erhalten.

Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
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