Riss der Luftröhre zum ersten Mal minimalinvasiv geschlossen

Die lebensbedrohliche Verletzung hatte sich der vierjährige Tim bei einem unglücklichen Sturz auf dem Spielplatz des Kindergartens „Zwergenschloss“ in Herzfelde bei Rüdersdorf zugezogen. Das schwer verletzte Kind wurde mit dem Notarztwagen in das Evangelisch-Freikirchliche Krankenhaus Rüdersdorf gefahren.

Dort stabilisierten die Ärzte den lebensbedrohlich verletzten Jungen, der anschließend mit dem Rettungshubschrauber in das HELIOS Klinikum Berlin-Buch geflogen und minimalinvasiv operiert wurde. Der technisch sher komplizierte Eingriff gelang, und zur besseren Verheilung der Wunde legten die Bucher Ärzte das Kind sieben Tage in einen künstlichen Heilschlaf. Nach einem mehr als dreiwöchigen Aufenthalt im HELIOS Klinikum Berlin-Buch konnte Tim heute nach Hause entlassen werden.

Es passierte am 22. April gegen 11 Uhr auf dem Spielplatz des Kindergar-tens „Zwergenschloss“ in Herzfelde (bei Rüdersdorf). Auf dem Weg zum Mittagessen stolperte der kleine Tim Tarany, fiel mit dem Hals unglücklich auf die Lehne eines Baumstamm-Stuhls und zog sich ein paar Schrammen zu. Nicht schlimm, dachte zunächst die Erzieherin. Doch der 4-Jährige konnte nur noch wenige Meter gehen, brach zusammen und musste getragen werden. Die Erzieherin rief sofort den Notarzt, mit dem Rettungswagen kam der Kleine in das Evangelisch-Freikirchliche Krankenhaus Rüdersdorf.

Tim Tarany hatte sich schwer verletzt. Durch eine Überdehnung beim Sturz war die Luftröhre zwischen Hals und Brustkorb eingerissen. Durch das ein Cent große Loch strömte Luft unter der Haut im ganzen Körper, so das alle Körperteile anschnellen und die Haut beim berühren knistert. Tim ging auseinander wie ein Luftballon, der Kopf wurde groß wie eine Melone. „Überall war Luft im Körper, wenn man auf die Haut drückte, knisterte es wie Styropor“, erinnerte sich Mutter Nadine Zwietasch (25), als Arzthelferin mit medizinischen Dingen vertraut. Das Leben ihres Kindes hing am seidenen Faden.

Und bei jedem Atemzug strömte auch Luft in den Brustkorb. Durch einen Ventilmechanismus stieg der Druck dieser Luftansammlung um so stärker, je mehr sich das Kind verzweifelt darum bemühte, Luft zu holen. Die wachsende Luftansammlung drückt Lungen und herznahe Gefäße so zusammen, dass es zum Atem- und Herzstillstand kommen kann. Daher ist eine sichere Diagnose, schnelle Erstversorgung und ein schneller Verschluss der Lücke wichtig.

Genau das Richtige taten Anästhesist Dr. Jörg Butzeck und Chirurg Dr. Rolf Möslein (Evangelisch-Freikirchliches Krankenhaus Rüdersdorf), die eine hervorragende Erstversorgung leisteten. Zur Entlastung legten die Ärzte Schläuche in Hals und Brustkorb, stabilisierten Tim Tarany, der anschließend mit dem Rettungshubschrauber ins HELIOS Klinikum Berlin-Buch verlegt und von einem Notfallteam versorgt wurde. Der HNO-Arzt Dr. Sebastian Schütze stellte bei einer Spiegelung einen Riss in der Luftröhre fest, die Prof. Klaus Schaarschmidt gemeinsam mit Oberarzt Dr. Frank Schlesinger in einer 3,5stündigen Operation und in einem weltweit bisher einmaligen Verfahren vernähte.

Als Zugang wählten die Ärzte keinen großen Schnitt im Brustkorb, die Bucher Kinderchirurgen entschieden sich für einen minimalinvasiven Eingriff. Über drei kleine Schnitte, drei und fünf Millimeter groß, verschafften sich die Bucher Spezialisten einen Zugang und schoben die feinen OP-Instrumente sowie eine Mini-Videokamera bis zur Speiseröhre. Die Kamera überträgt ein 20fach vergrößertes Bild auf einen Monitor. Die Chirurgen orteten die Verletzung und mit Hilfe der feinen Instrumente, die von außen gesteuert werden, gelang es den Operateuren, das Loch an der Hinterwand der mittleren Luftröhre zu vernähen.

Weltweit zum ersten Mal wurde ein Riss in der Luftröhre mit Hilfe der Schlüsselchirurgie geschlossen. „In der Fachliteratur ist bisher keine solcher Fall bekannt“, berichtet Schaarschmidt. Risse in der Luftröhre werden offen operiert, weil der Ort der Verletzung schwer zu finden ist und das Vernähen technisch aufwändig ist. „Es befinden sich sensible Gefäße (Hauptschlagader), Stimmbandnerven und das Herz in unmittelbarer Nachbarschaft“, so Prof. Schaarschmidt.

Zur Schonung der empfindlichen Naht wurde Tim Tarany sieben Tage in einen künstlichen Heilschlaf gelegt, blieb zwölf Tage auf der Intensivstation. Das lebhafte Kind hat sich sehr gut erholt. Auch dank der hervorragenden Erstversorgung durch die Notärztin und der Ärzte in Rüdersdorf. „Die Kooperation zwischen allen Beteiligten hat mustergültig geklappt“, freut sich Prof. Schaarschmidt. Die Wunde in der Luftröhre ist gut verheilt, der 4-Jährige redet schon wieder wie ein Wasserfall und hält die glückliche Mutter, die den Schock noch nicht ganz verkraftet hat und die im Krankenhaus nicht von seiner Seite weicht, auf Trab.

Wenn er wieder daheim in, kann er mit seinem „Kumpel“ Konstantin endlich wieder „Indianer spielen.“ Durch seine Lieblingsbeschäftigung hat Tim Tarany die Zeit im Krankenhaus tapfer ertragen. „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, meint das freundliche Kerlchen verschmitzt.

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