Schweinezellen sollen Insulinbedarf bei Diabetes senken

Neuseeländischen Forschern ist die Transplantation von Inselzellen neugeborener Schweine auf Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 geglückt. Bei zwei der behandelten Patienten habe man den Insulinbedarf dadurch deutlich verringern können. Eine weitere Patientin weise einen um zehn Prozent reduzierten Insulinbedarf auf, während eine Testperson nach wenigen Wochen wieder insulinbedürftig wurde. Die sogenannten Xenotransplantationen – die Übertragung von funktionstüchtigen Zellen zwischen verschiedenen Spezies – seien im vergangenen halben Jahr in einer Klinik in Moskau durchgeführt worden, berichteten die Mediziner bei einem Diabetes-Kongress in Wellington.

Als Inselzellen bezeichnet man die Zellen, aus denen die Langerhans-Inseln aufgebaut sind, die in der Bauchspeicheldrüse durch Ausschüttung von Insulin den Blutzuckerspiegel regulieren. Weil beim Typ-1-Diabetes der Körper die menschlichen Inselzellen zerstört, haben die neuseeländischen Forscher Inselzellen von Schweinen implantiert, die dann im menschlichen Körper die Insulinproduktion aufnehmen sollen, sodass sich die Patienten nicht mehr täglich mehrmals Insulin spritzen müssten. Der DiabeCell getaufte Wirkstoff wurde dabei in einer Kapsel aus Alginatgel – einem aus Algen gewonnenen Polymer – verschlossen und durch einen Eingriff in der Bauchhöhle platziert. Laut dem Forscherteam um Robert Elliott haben die Patienten nach dem Eingriff keine Medikamente zur Unterdrückung einer Immunabwehrreaktion erhalten. Die Einbettung in Alginatgel solle derartige Reaktionen verhindern.

Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) http://www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de beurteilt dieses Vorgehen kritisch: „Zwar unterstützt die DDG die Forschung zur Xenotransplantation. Klinische Studien und Transplantationen müssten aber unsere ethischen und moralischen Forderungen erfüllen. Diese erlauben es nicht, dass Schweineinselzellen auf den Menschen übertragen werden“, sagt Markus Tiedge, Leiter des Instituts für Medizinische Biologie an der Universität Rostock und Vorstandsmitglied der DDG, im Gespräch mit pressetext. In Deutschland würden verschiedene Varianten der Xenotransplantation bereits seit 20 Jahren erforscht. Bisher habe man aber von klinischen Versuchen abgesehen, weil das Risiko für den Patienten unüberschaubar sei. „Das Problem der Immunkompatibilität zwischen tierischen und menschlichen Zellen müsste gelöst werden, bevor eine solche Transplantation durchgeführt werden kann“, so Tiedge. Über kurz oder lang würde das Präparat vom Körper abgestoßen werden und massive Immunreaktionen hervorrufen. Es gebe aber derzeit schlicht keine Konzepte, wie die Immunabstoßung in den Griff zu bekommen sei.

„In Deutschland wird man nicht in die klinische Phase einsteigen, solange nicht Kardinalprobleme beseitigt sind, die dem Patienten im Nachhinein Schäden zufügen“, erläutert Fischer weiter. Die DDG beurteile die Handhabe der neuseeländischen Forscher als verfrüht, da die Erfolgsquote sehr gering sei, während das Risiko für die Patienten unhinnehmbar hoch sei. „Es müssen im Vorfeld viel mehr Details erforscht werden, bevor man Patienten ein solches Verfahren anbieten kann.“ Experimente, die den Patienten gefährden, könne man nicht gutheißen. Die deutsche Forschung auf dem Gebiet der Inselzellen habe sich zudem von den tierischen Zellen abgewandt und untersuche jetzt die Möglichkeiten der Verwendung von humanen Betazellen. „Wir glauben an das Potenzial von Vorläuferzellen aus Spender-Pankreata oder adulten Stammzellen“, fasst Fischer zusammen.

Media Contact

Claudia Misch pressetext Nachrichtenagentur Gm

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