Aids: aus der EU-Forschung gehen neue Leitlinien für die Behandlung von HIV-infizierten Frauen und Kleinkindern hervor

Die europäische Forschung hat zu neuen Leitlinien geführt, mit denen das Risiko der HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind verringert werden soll. Die Leitlinien für die Behandlung verschiedener Gruppen von HIV-infizierten Patienten sollen am 28. Juni 2002 veröffentlicht werden. Im Juli 2002 werden vergleichbare Leitlinien für HIV-infizierte Kinder hinzukommen. Ein Konsortium von 15 Forschungsteams aus 7 europäischen Ländern hat gemeinsam eine Reihe von Leitlinien für bewährte Verfahren erarbeitet. In ihrem Bericht haben die Wissenschaftler hervorgehoben, dass bestimmte Vorsichtsmaßnahmen und ein angemessener Einsatz der antiretroviralen Therapie während der Schwangerschaft, bei der Entbindung und bei Neugeborenen das Risiko einer HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind von 15-20% (ohne Behandlung) auf weniger als 2% reduzieren können. Empfohlen werden Aids-Tests bei Schwangeren, Kaiserschnittentbindungen, eine antiretrovirale Therapie und die Vermeidung des Stillens. Die Neugeborenen werden nach der Entbindung auf Antiretroviren getestet. “Die Entwicklung von Leitlinien für die HIV-Behandlung zur Reduzierung des Übertragungsrisikos von der Mutter auf das Kind ist ein gutes Beispiel für den Nutzen der Forschungszusammenarbeit auf EU-Ebene”, so der EU-Kommissar für Forschung, Philippe Busquin. “Für das Aids-Virus gibt es keine Landesgrenzen. Wir müssen die besten Experten zusammenbringen, um die Epidemie eindämmen und geeignete Behandlungsmethoden finden zu können.”

Weltweit sind 40 Millionen Menschen mit HIV/Aids infiziert, darunter 17,6 Millionen Frauen. 5 Millionen Menschen haben sich 2001 infiziert: 1,8 Millionen Frauen, 800.000 Kinder unter 15 Jahren. 3 Millionen Menschen sind 2001 an AIDS gestorben: 1,1 Millionen Frauen, 580.000 Kinder unter 15 .

In Europa sind 560.000 Menschen mit Aids infiziert. Die Zahl der infizierten Erwachsenen wächst: im Jahr 2001 infizierten sich 30.000, 25% davon waren Frauen. Immer mehr Schwangere sind Träger des HIV-Viruses, was die HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind zu einem ernsten Problem macht.

Zwar steht inzwischen eine leistungsfähige und wirksame antivirale Therapie zur Verfügung, die die Entwicklung der Krankheit verzögert, doch sollte die Therapie nur mit Vorsicht und bedingt eingesetzt werden. Die Leitlinien der Kommission sehen Folgendes vor:

  • alle Schwangeren (und nach Möglichkeit ihre Partner) sollten einem Aids-Test unterzogen werden;
  • HIV-infizierte Frauen sollten ihr Kind mit Kaiserschnitt zur Welt bringen können (bevor die Wehen einsetzen und Membrane reißen), da dadurch das Risiko der materno-fetalen Übertragung nachweislich verringert werden kann;
  • allen HIV-infizierten Frauen soll während der Schwangerschaft eine antiretrovirale Therapie angeboten werden, um das Übertragungsrisiko zu verringern, wobei die Wahl der Therapie und der Zeitpunkt vom klinischen Zustand abhängt; die Faktoren, die diese Wahl beeinflussen, die Möglichkeiten der Behandlung und die Erfordernis der Zustimmung der Patientin, nachdem sie über die Folgen unterrichtet wurde, stehen dabei im Brennpunkt;
  • das Neugeborene sollte nach der Geburt sofort einer antiretroviralen Therapie unterzogen werden;
  • HIV-infizierten Müttern wird unbedingt abgeraten zu stillen, da das Risiko der HIV-Übertragung über die Muttermilch sehr groß ist und leicht vermieden werden kann, da Alternativen vorhanden sind.

Der hohe Stellenwert der Aids-Bekämpfung für die Europäische Kommission zeigt sich dadurch, dass sie die “Bekämpfung der wichtigsten Krankheiten” zu einem vorrangigen Forschungsbereich im nächsten europäischen Forschungsrahmenprogramm (2002-2006) erklärt hat. Die Kommission wirkt darüber hinaus auch über das vor Kurzem angelaufene Programm European-Developing Countries Clinical Trials Programme (EDCTP) an der Aids-Bekämpfung in Entwicklungsländern mit, wo ein Zusammenhang zwischen der Krankheit und der Armut besteht. Über das Programm sollen 200 Mio. € zur Aids-Bekämpfung beigesteuert und die Zusammenarbeit zwischen europäischen und afrikanischen Ländern gefördert werden.

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