Dem Lungenkrebs auf der Spur

Dieser Krebs wird sehr schnell resistent gegen die zur Behandlung eingesetzten Medikamente und verläuft in der Regel tödlich – 95% der Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs versterben innerhalb von drei Jahren nach der Diagnosestellung. Die Ineffektivität der verfügbaren Behandlungsformen war der Grund dafür, dass wir in einem Forschungsprojekt an der Universität Zürich in der Schweiz herausfinden wollten, warum diese Form von Lungenkrebs so aggressiv ist und was sie so gefährlich macht.

Eine Wissenschaftlergruppe um Dr. Alexandre Arcaro untersucht dazu ein Molekül namens PI3K, das den Schlüssel zum Verständnis des kleinzelligen Lungenkrebses darstellen könnte. PI3K gehört zu den wichtigen Molekülen, die Botschaften von den Zellrezeptoren an die für Zellwachstum und Zellteilung zuständigen Mechanismen in der Zelle übermitteln. Der kleinzellige Lungenkrebs wird durch verschiedene Arten von hormonähnlichen Molekülen zum Wachstum angeregt.

Jedes dieser Moleküle bindet sich an einen anderen Rezeptor der Krebszelle. Sie alle zu blockieren wäre schwierig; daher besteht der aussichtsreichste Ansatz für eine neue Krebsbehandlung darin, die Rezeptoren an der Übermittlung ihrer Botschaften an das Zellwachstums- und Zellteilungssystem zu hindern. Die Signalübertragung geschieht durch Aktivierung von Molekülen entlang einer Art Molekülkette: Der Rezeptor aktiviert das erste Molekül, dieses das zweite, dieses das dritte, und so weiter.

Offenbar laufen die Molekülketten von verschiedenen Rezeptoren zusammen, und PI3K scheint an den meisten dieser konvergierenden Molekülketten beteiligt zu sein. Studien zum kleinzelligen Lungenkrebs zeigten, dass PI3K offenbar ständig aktiviert ist. Das passt gut zu der Vorstellung, dass es in den Krebszellen eine Schlüsselrolle bei der Stimulation der Zellteilung spielt. Kompliziert wird die Sache jedoch dadurch, dass es sich bei PI3K nach neuesten Erkenntnissen nicht um einen einzigen Molekültyp handelt. Wissenschaftler identifizierten vielmehr in Zellen acht verschiedene Versionen von PI3K, die offenbar alle geringfügig unterschiedliche Funktionen haben.

Als erstes stellt sich für Dr. Arcaro daher die Frage, welcher dieser PI3K-Typen verantwortlich ist für die Anregung von Zellwachstum und Zellteilung beim kleinzelligen Lungenkrebs. Um das herauszufinden, erzeugen die Wissenschaftler verschiedene Varianten von Lungenkrebszellen, in denen jeweils einer der PI3K-Typen inaktiviert ist, und untersuchen dann, in welchen dieser Varianten Zellwachstum und Zellteilung langsamer ablaufen als in den Originalkrebszellen.

Dr. Arcaro plant darüber hinaus, in anderen Krebszellen den Gehalt an bestimmten PI3K-Typen zu erhöhen um festzustellen, durch welchen Typ sich die Zellteilung beschleunigen lässt. Die Identifikation des am Wachstum des kleinzelligen Lungenkrebses beteiligten PI3K-Typs kann dann die Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente bilden, die die Wirkung genau dieses Moleküls blockieren und das Krebswachstum so zum Stillstand bringen können.

Kontakt: PhD Alexandre Arcaro, Zürich
Tel. +41 (44) 2667640 Fax +41 (44) 2667169
e-mail: alexandre.arcaro@kispi.uzh.ch
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 100.000 €. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 160 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Media Contact

Bernhard Knappe idw

Weitere Informationen:

http://www.wilhelm-sander-stiftung.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer