Einstündiger Hirn-Scan gibt Auskunft über Behandlung

Schritt zur Einschränkung sinnloser Medikamente an Depressive

Ein einfacher einstündiger Scan des Hirnes kann nach Meinung von Wissenschaftlern der Universität von Los Angeles (UCLA) Auskunft darüber geben, ob Antidepressiva bei Patienten wirken oder nicht. Die Wissenschaftler haben Änderungen der Gehirnwellen festgestellt, die schon vor der Einnahme von Medikamenten Auskunft über den Krankheitsverlauf geben. Mit dieser Methode soll nach Meinung der Forscher die Verschwendung von nutzlosen Medikamenten verhindert werden, berichtet BBC-online.

„Die neuesten Erkenntnisse sind auch deshalb so wichtig, weil die meisten Antidepressiva viele Nebenwirkungen haben“, so Forschungsleiter Ian Cook von der UCLA. Bis zu 40 Prozent der Patienten bekommen Medikamente verschrieben, die eigentlich keine wesentliche Hilfe zur Linderung ihrer Probleme darstellen. Üblicherweise werden aber Medikamente erst nach sechs bis 12 Wochen abgesetzt, wenn ihre Wirkung nicht eintritt. Jüngste Studien haben auch gezeigt, dass einige Patienten auf Placebo ebenso positiv reagieren wie auf Antidepressiva. Das ist ein Indiz dafür, dass eine psychiatrische Behandlung mindestens ebenso erfolgreich ist wie die Verabreichung von Tabletten zur Bekämpfung von psychischen Problemen.

Bei dem Experiment der amerikanischen Forscher wurden die Aktivitäten mittels EEG im präfrontalen Cortex, einem Teil des Gehirns, das für Motivation und Einschätzungen zuständig ist, gemessen. In einigen Fällen entdeckten die Forscher Änderungen nach kurzer Einnahme von Antidepressiva, obwohl die klinischen Merkmale erst vier Wochen später bemerkbar waren. Von den 51 Testpersonen wurde ein Teil mit Medikamenten und ein anderer Teil mit Placebo behandelt. 52 Prozent der Patienten reagierte auf die Medikamente, 38 Prozent reagierten auf das Placebo. Auf den EEG-Scans wurden die Unterschiede sofort sichtbar, dennoch dauerte es bei den Placebos länger, bis sie tatsächliche Auswirkungen auf die Patienten zeigten. Der Unterschied war aber für die Forscher signifikant: Während es bei Patienten, die mit Medikamenten behandelt wurden, zu einer Abnahme der Aktivität im präfrontalen Cortex kam, trat bei denen, die mit Placebos behandelt wurden, eine Zunahme der Aktivitäten ein.

Ein Vertreter der britischen Depression Alliance äußerte sich positiv. Die Methode könne die gesamte Behandlung von Depressionen verändern und revolutionieren. Die Verabreichung von Medikamenten alleine ist für viele Patienten ein schwieriger Prozess, weil sie zum Teil zu lange dauert. Die meisten sprechen auf eine Therapie mit Gesprächen, Selbsthilfe und Medikation am besten an. Der Sprecher der Organisation sagte auch, dass die Verwendung der Hirn-Scans für die Heilung vielversprechend sei. Er hoffe, dass diese Anwendung finden werden.

Die Ergebnisse der amerikanischen Studie wurden im Fachmagazin „Neuropsychopharmacology“ http://www.sciencedirect.com/präsentiert.

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Wolfgang Weitlaner pte.online

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