Hirnschrittmacher kontrolliert die Krankheit

Mit einer innovativen, sehr wirksamen Behandlungsmethode bei schweren Hirnerkrankungen befasst sich am 2. Februar 2008 ein Symposium in der Heidelberger Kopfklinik. Bei der „Tiefen Hirnstimulation“ wird den Patienten eine Elektrode in das Gehirn implantiert, die sie bei Bedarf selbst an- und abschalten können. Patenten, die an der Parkinson-Krankheit leiden, können dadurch ständiges Zittern, spontane Bewegungen und Steifigkeit kontrollieren. Studien haben gezeigt, dass sich die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert. Auch bei Bewegungsstörungen durch Multiple Sklerose ist die Hirnstimulation eine Behandlungsoption.

Die „Tiefe Hirnstimulation“ wurde 1995 erstmals in Frankreich bei einem Patienten mit einer Parkinson-Erkrankung erprobt. Seitdem sind rund 30.000 Patienten weltweit – meist sehr erfolgreich – behandelt worden. Die Neurologische und die Neurochirurgische Universitätsklinik Heidelberg gehören zu den Zentren in Deutschland, die diesen Eingriff durchführen. In der Heidelberger Kopfklinik wurden bislang rund 400 Patienten behandelt.

„Der Eingriff dauert etwa sechs Stunden; der Patient ist dabei wach“, erklärt Privatdozent Dr. Henrik Wilms, Oberarzt in der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. Während der Operation werden wiederholt elektrische Probesignale abgegeben, um den Schrittmacher optimal im Mittelhirn zu platzieren. Denn dort liegen die Nervenzellen, die aus unbekannter Ursache einen wichtigen Signalstoff, das Dopamin, verloren haben und nun unkontrollierte Salven abgeben. Durch die elektrische Stimulation können sie synchronisiert werden.

Parkinson-Krankheit bei zehn Prozent der Patienten vor dem 40. Lebensjahr

„Die Hirnstimulation wird vor allem eingesetzt, wenn die Medikamente versagen“, berichtet Dr. Wilms. Die Wirksubstanz L-Dopa kann das Dopamin im Gehirn ersetzen, allerdings oft nur für einige Jahre und mit Nebenwirkungen. Vor allem junge Patienten – rund 10 Prozent aller Parkinson-Patienten sind unter 40 Jahre alt – können von der Behandlungsalternative der Hirnstimulation profitieren.

Bei dem Symposium berichten Experten der Universitätskliniken für Neurologie und Neurochirurgie, Heidelberg und aus anderen deutschen Zentren über die bislang erzielten Ergebnisse mit dem innovativen Verfahren. Diskutiert werden zudem Weiterentwicklungen im technischen Bereich sowie der bislang viel versprechende Einsatz der Tiefen Hirnstimulation bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose sowie schweren Bewegungsstörungen (Dystonie).

Programm der Veranstaltung (PDF):
www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/pressestelle/pdf/Flyer_Hirnstimulation.pdf
Spezialambulanz für Patienten mit Bewegungsstörungen:
Freitags ab 10.00 Uhr, Anmeldung Tel. 06221/56 7510
Kontakt:
Privatdozent Dr. Henrik Wilms
Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg, Germany
Tel.: 06221 / 56 37513
Fax: 06221 / 56 5348
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Eine neue Art der Kühlung für Quantensimulatoren

Stabilere Quantenexperimente werden an der TU Wien mit neuartigen Tricks möglich– durch ausgeklügeltes Aufspalten von Bose-Einstein-Kondensaten. Immer wieder hat man bei Quantenexperimenten mit demselben Problem zu kämpfen, egal ob es…

Eigenständiger Gedächtnistest per Smartphone kann Vorzeichen von Alzheimer erkennen

Digitaler Ansatz soll Weg für bessere Frühdiagnostik bereiten. Mit speziellen Testaufgaben auf dem Smartphone lassen sich „leichte kognitive Beeinträchtigungen“ – die auf eine Alzheimer-Erkrankung hindeuten können – mit hoher Genauigkeit…

Lasertechnik und KI beflügeln die Kreislaufwirtschaft

Die Recyclingbranche setzt zunehmend auf die Laser-Emissionsspektroskopie (LIBS), um wiederverwendbare Rohstoffe in Abfallströmen zu identifizieren. Das Fraunhofer-Institut für Lasertechnik ILT in Aachen nimmt bei der höchst präzisen Technik zur Elementanalyse…

Partner & Förderer