Brustzentrum Greifswald erhält erneut Qualitätsnachweis durch Rezertifizierung

Das Interdisziplinäre Brustzentrum Greifswald (IBZ) hat als erstes zertifiziertes Brustzentrum in Mecklenburg-Vorpommern das Verfahren der Rezertifizierung erfolgreich durchlaufen. Erstmals im September 2004 durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) und die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) sowie durch das unabhängige Prüfinstitut NIS ZERT mit dem europäischen Qualitätssiegel ausgezeichnet, wurden seitdem jährlich Überwachungen zur Qualitätssicherung durchgeführt.

Alle drei Jahre findet eine Rezertifizierung statt, in der sich die Kompetenzzentren bei gleich bleibender Qualität höheren Ansprüchen in der Krankenversorgung und Forschung als noch vor drei Jahren stellen müssen. „Die Vertreter der Prüforganisationen haben dem Interdisziplinären Brustzentrum Greifswald uneingeschränkt das Zertifikat für weitere drei Jahre verliehen“, informierte der Leiter des IBZ, Privatdozent Dr. Ralf Ohlinger.

Besonders positiv beeindruckt waren die Auditoren von der engen interdisziplinären Zusammenarbeit aller Fachärzte sowie mit den beteiligten Behandlungspartnern und den niedergelassenen Medizinern. In den wöchentlich stattfindenden Brustkonferenzen, an denen immer die Operateure, Onkologen, Pathologen, Radiologen und die Strahlentherapeuten, sowie bei bestimmten Fragestellungen Vertreter weiterer Fachgebiete teilnehmen, werden die Befunde aller zu operierenden Patientinnen vor und nach dem Eingriff besprochen. Entscheidungen über die weitere Diagnostik oder notwendige Therapie fallen grundsätzlich in einem erfahrenen und fachübergreifenden Expertenteam. Die Empfehlungen werden umgehend dem niedergelassenen Frauenarzt mitgeteilt.

Die betroffenen Frauen haben somit die Möglichkeit, das Ergebnis der Konferenz mit dem Arzt ihres Vertrauens zu besprechen und gleichzeitig seine Zweitmeinung einzuholen. „Nur durch die intensive Kommunikation zwischen den einzelnen Fachbereichen und gemeinsam ist das Ziel der höchsten Qualität für die Patientinnen zu erreichen“, unterstrich Ohlinger. Die regelmäßigen Befragungen zur Zufriedenheit der Patientinnen sowie die steigende Entwicklung der Fallzahlen seien wichtige Indikatoren für das Vertrauen in die Einrichtung des Brustzentrums, die auch die Prüfer überzeugt hätten.

So wurde die Anforderung, unnötig offene Operationen bei gutartigen Befunden möglichst klein zu halten, im Brustzentrum schon erreicht. Auch die steigenden OP-Zahlen zeugen von einer effektiven Diagnostik und Therapie im Interdisziplinären Brustzentrum und ersten Auswirkungen des kostenfreien Früherkennungsprogramms für Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren, so der Direktor der Universitäts-Frauenklinik, Prof. Marek Zygmunt. So wurden im Jahr 2006 fast 160 Frauen mit primärem Brustkrebs in der Greifswalder Universitätsfrauenklinik operiert, im vergangenen Jahr schon über 200 Patientinnen. Jährlich werden in Vorpommern etwa 300 bis 350 neue Brustkrebsfälle registriert.

„Als großen Erfolg für die Frauen bewerten wir den Anteil Brust erhaltender Eingriffe“, so Zygmunt weiter. „Immerhin 89 Prozent aller Brustkrebsfälle konnten 2006 und 2007 ohne sichtbare Folgen operiert werden, was für die Lebensqualität der Patienten von großer Bedeutung ist.“

Der Anteil der schonenden Wächterlymphknotenentfernung, der vielen Patientinnen die komplette Achselhöhlenausräumung und die Gefahr des Lymphödems erspart, belief sich die letzten beiden Jahre auf rund 70 Prozent, mit steigender Tendenz. Insgesamt wurden am IBZ im Jahr 2006 453 Operationen vorgenommen (2007: 555).

Der Anteil von plastischen und ästhetischen OP-Verfahren, bei denen die Brust nach Teil- und Amputationen wieder aufgebaut wird, stieg im letzten Jahr von 10 auf 20 Prozent; das waren in 2007 über 100 rekonstruktive Operationen.

Jährlich werden darüber hinaus etwa 50 Milchgangspiegelungen (Duktoskopien) durchgeführt. Greifswald ist das führende Duktoskopiezentrum in der Anwendung, Erforschung und ärztlichen Weiterbildung dieses minimalinvasiven Verfahrens. Minimale Gewebeentnahmen durch Stanzbiopsien oder Punktionen wurden seit Ende 2006 bei 850 Frauen unter Lokalanästhesie entnommen, um Verdachtsfälle auf Brustkrebs möglichst schnell und schonend zu klären.

„Mit dem Früherkennungsprogramm für Brustkrebs erhöhen sich die Chancen erheblich, den betroffenen Frauen schneller und besser helfen zu können“, betonte Dr. Ralf Ohlinger. „Steigende Brustkrebsfälle im Frühstadium werden die schweren Erkrankungen und damit die Sterblichkeit senken.“

Das Interdisziplinäre Brustzentrum Greifswald vereint ein hoch spezialisiertes und eng kooperierendes Expertenteam aus diagnostizierenden und operierenden Gynäkologen, Radiologen, Nuklearmedizinern, Pathologen, Strahlentherapeuten und Onkologen sowie plastisch tätigen Gynäkologen, um die Früherkennung, Therapie und Heilungschancen für Frauen mit Brustkrebs insgesamt zu verbessern und unnötige Operationen zu vermeiden. Im Fokus stehen dabei die wöchentlichen interdisziplinären Brustkonferenzen aller beteiligten Spezialisten vor und nach allen operativen Eingriffen. Das Greifswalder IBZ ist eines der vier prädestinierten Einrichtungen im DMP-Brustkrebs im Land neben Rostock, Schwerin und Neubrandenburg. Das Netzwerk sichert einen Untersuchungs- und Behandlungsablauf auf dem modernsten technischen Standard und ohne Wartezeiten aus einer Hand und unter dem Dach der Universitätsklinik.

Ansprechpartner
Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde
und Geburtshilfe
Leiter des Brustzentrums:
PD Dr. med. Ralf Ohlinger
Wollweberstraße 1, 17475 Greifswald
T +49 3834 86-73 12
F +49 3834 86-6578
E ralf.ohlinger@uni-greifswald.de

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Constanze Steinke idw

Weitere Informationen:

http://www.klinikum.uni-greifswald.de

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