Antibiotikaresistenzen erkennen, bewerten, bekämpfen

„Antibiotikaresistenzen stellen in Deutschland ein infektionsmedizinisches Problem ersten Ranges dar“, betont Jörg Hacker, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des ersten europäischen Antibiotikaresistenztags am 18.11.2008.

Die Erforschung von Antibiotikaresistenzen wird im RKI derzeit verstärkt, insbesondere die Erhebung und Bewertung von Daten zu Antibiotikaresistenzen und Antibiotikaverbrauch (Surveillance). Entsprechend der vom Bundeskabinett verabschiedeten Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie soll das RKI „eine zentrale Stellung … im humanmedizinischen Bereich der Antibiotika-Resistenz“ einnehmen. Die Verstärkung wird durch das Programm „RKI 2010“ möglich, mit dem das Institut in den nächsten Jahren schrittweise und nachhaltig ausgebaut wird.

Verlässliche und regelmäßig erhobene Daten zu Antibiotikaresistenzen und Antibiotikaverbrauch sind Voraussetzung für gezielte Präventionsmaßnahmen. Zukünftig werden nach einem einheitlichen Erhebungsplan kontinuierlich Resistenzdaten aus mikrobiologischen Laboratorien erfasst. Die Daten umfassen das gesamte Spektrum klinisch relevanter bakterieller Erreger aus der stationären und der ambulanten Versorgung. Auch regional unterschiedliche Entwicklungen werden sichtbar. Die RKI-Epidemiologen führen auch Studien zur Antibiotikaverschreibung in Krankenhäusern und in Arztpraxen durch. Untersuchungen zum Antibiotikagebrauch in Heimen und zur Einstellungen von Patienten gegenüber Antibiotika sind geplant.

Die genaue Charakterisierung von Krankenhauskeimen, insbesondere ihrer genetische Ausstattung, ermöglicht die Aufklärung von Infektionsketten, etwa das Einschleppen gefährlicher Stämme aus dem Ausland, und gibt Hinweise auf Entstehungs- und Verbreitungswege von Resistenzeigenschaften. Am RKI sind seit Jahren das Nationale Referenzzentrum für Staphylococcus aureus und das Konsiliarlabor für bakterielle Erreger von Magen-Darm-Erkrankungen angesiedelt. Multiresistente Staphyloccocus aureus (MRSA) gehören zu den wichtigsten Erregern von Krankenhausinfektionen.

Die Krankenhaushygiene-Experten im RKI legen fest, welche Krankheitserreger und Resistenzen in Krankenhäusern und ambulanten OP-Zentren aufgezeichnet und bewertet werden müssen. Gemeinsam mit einer Expertenkommission (KRINKO) werden Empfehlungen und Strategien erarbeitet, wie sich Infektionen im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen am besten vermeiden lassen. Sie unterstützen regionale Netzwerke, in denen alle Akteure des Gesundheitswesens zusammenarbeiten, um die Ausbreitung von mehrfachresistenten Bakterien nachhaltig einzudämmen. Außerdem wird die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln und -verfahren gegen Problemerreger ermittelt.

Resistenzen entwickeln sich im Wechselspiel von genetischen Ereignissen und Selektion. Genetische Ereignisse sind Mutationen oder die Aufnahme von „Resistenzgenen“ aus der Umgebung. Selektion bedeutet, dass bei der Anwendung von Antibiotika solche Bakterienstämme überleben, die eine Resistenz besitzen. Entscheidend ist daher der Selektionsdruck durch Antibiotika, etwa bei der unkritischen Verschreibung bei Erkältungen. Die inkonsequente Anwendung von Hygieneempfehlungen, insbesondere unzureichende Händedesinfektion, führt zur Verbreitung von (resistenten) Erregern.

Weitere Informationen: http://www.rki.de > Infektionsschutz > Antibiotikaresistenz

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