Abszesse und Fisteln im Analbereich: Operative Therapie unabdingbar

Dabei haben Erkrankungen wie Analfisteln oder -abszesse nichts mit Unsauberkeit oder mangelnder Hygiene zu tun. Sie können jeden treffen und sollten, damit keine ernsthaften Komplikationen auftreten, möglichst frühzeitig von einem fachkundigen Arzt behandelt werden.

Ausgangspunkt für Analfisteln oder -abszesse sind zumeist die Analdrüsen, die im Grenzbereich von Haut und Schleimhaut liegen. Kommt es zu einer Entzündung einer solchen Drüse, kann sich ein Abszess – eine abgekapselte, mit Eiter gefüllte Höhle – entwickeln. Wird der Druck innerhalb der Eiterblase zu groß, bilden sich häufig im umliegenden Gewebe Fistelgänge, durch die das Sekret abfließt. In seltenen Fällen können auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa die Ursache für Abszesse und Fisteln sein.

Spuren in der Unterwäsche

„Bei Abszessen kommt es durch die Spannung, die sich durch die Eiterblase aufbaut, zu starken Schmerzen, Schwellungen und Rötungen in der Analregion. Manche Patienten klagen auch über Probleme beim Stuhlgang. Eröffnet sich der Abszess von selbst, werden oft Eiterauflagen auf dem Stuhl bemerkt. Ein Analabszess geht häufig mit einem Krankheitsgefühl sowie erhöhter Körpertemperatur einher. Im Extremfall kann er sogar zu einer lebensbedrohlichen Sepsis – umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt – führen“, beschreibt Dr. Detlef Horn, Proktologe und Oberarzt in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie des Essener Elisabeth-Krankenhauses, die Symptome. „Analfisteln verursachen seltener Schmerzen.

Durch die Fistelöffnung in der Haut tritt aber häufig eitriges Sekret aus – manchmal mit Stuhl oder Blut vermischt. Entsprechende Spuren finden die Betroffenen in ihrer Unterwäsche. Die Haut wird durch das austretende Sekret gereizt. Ekzeme und wiederkehrender heftiger Juckreiz in der Afterumgebung sind zumeist die Folge. Unwillkürlich Luftabgänge können darüber hinaus eine unangenehme Begleiterscheinung einer Fistel sein.“ Wird der Ausgang einer Fistel aus irgendeinem Grund verstopft, kann dies erneut zu Eiteransammlung, Abszessbildung und weiteren Fistelgängen führen. Je nach Ausprägung und Lokalisation der Erkrankung besteht die Gefahr, dass der Schließmuskel geschädigt wird, was im Extremfall sogar eine Stuhlinkontinenz nach sich ziehen kann.

Weitgehend schmerzfrei

Die meisten Fisteln und Abszesse werden durch eine einfache proktologische Untersuchung – bei der die Afterregion abgetastet und der Enddarm gespiegelt wird – gefunden. Nur in seltenen Fällen müssen weitere Spezialuntersuchungen wie beispielsweise eine Magnetresonanztomographie hinzugezogen werden. Mediziner klassifizieren Abszesse und Fisteln danach, welchen Verlauf sie zum Schließmuskel nehmen. Das korrekte Erkennen des Fistelweges ist oft kompliziert, aber für die Therapieplanung entscheidend. Am häufigsten sind durch den Schließmuskel verlaufende Fisteln, die darmausgangsnahe Abszesse ausbilden. Es gibt aber auch Fisteln, die in das Rektum oder sogar in die Scheide münden. „Auch wenn manche Untersuchungen für den Patienten etwas unangenehm sein mögen, die meisten sind weitgehend schmerzfrei“, beruhigt Dr. Horn. „Und sollte einmal eine etwas schmerzhaftere Untersuchung notwendig werden, verbinden wir sie in der Regel unmittelbar mit dem Eingriff und führen sie in einer kurzen Narkose durch.“

Muskelschonend

Analabszesse oder –fisteln sollten immer operativ versorgt werden. „Abschwellende Maßnahmen allein bzw. die Gabe von Antibiotika führen fast nie zum Erfolg. So wird der Heilungsprozess nur verzögert und es können ernsthafte Komplikationen auftreten“, warnt der Proktologe aus Essen. Die Abszesstherapie besteht in der Eröffnung der Eiterhöhle und Schaffung eines großzügigen Abflusses. Dadurch wird ein rasches Abklingen der Beschwerden erreicht. Der Eingriff kann bei einem oberflächlichen Abszess in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. „Da immer auch nach möglichen Fistelgängen gefahndet werden muss, empfiehlt sich aber eine kurze Vollnarkose. Wird eine Fistel gefunden, kann diese häufig direkt beseitigt werden“, so Dr. Horn. „In manchen Fällen ist allerdings ein weiterer Eingriff notwendig, da zunächst die akuten Entzündungserscheinungen abklingen müssen.“ Gerade bei Analfisteln, die durch die Muskelstrukturen verlaufen, sollte der Eingriff von einen Experten durchgeführt werden. Denn beim Ausschälen der Röhrenstruktur aus dem umliegenden Gewebe, darf nur möglichst wenig Muskelgewebe verletzt werden, da sonst die Gefahr einer Stuhlinkontinenz besteht.

Offene Wundbehandlung

Bei einer Analfistel ist der Verlauf nach erfolgter Operation in den meisten Fällen unkompliziert. Die Gefahr einer wiederholten Fistelbildung ist gering: 95 Prozent aller Fisteln verheilen dauerhaft. Anders verhält es sich bei Betroffenen, bei denen eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung die Ursache für die Analfistel ist. Dr. Horn: Da die Ursache für die Erkrankung durch die Operation nicht beseitigt wird, kommt es häufig zu einem erneuten Auftreten. Der Heilungsverlauf nach einem Eingriff kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen, bei ausgedehnten Fisteln sogar Monate. „Erforderlich ist eine so genannte offene Wundbehandlung, d.h. die Wunde wird nicht zugenäht und heilt von innen nach außen ab“, erläutert Dr. Horn. „Nach der Operation wird der Patient angeleitet, die offene Wunde selbst fachgerecht zu versorgen. Während der gesamten Zeit der Wundheilung ist die regelmäßige ärztliche Kontrolle erforderlich.“

Vorbeugen möglich?

Da die genauen Ursachen, die zu einer Entzündung der Analdrüsen führen, nicht gänzlich geklärt sind, ist eine gezielte Vorbeugung nicht möglich. Dr. Horn: „Es ist bekannt, dass übertriebene Analhygiene in der Regel mehr schadet, als sie nützt. Um die empfindliche Haut der Analregion zu schonen, sollte man auf feuchtes Toilettenpapier, Intimsprays oder -lotionen verzichten. Waschlotionen und Seifen – frei von Duft- und Konservierungsstoffen – sind eher zu empfehlen. Häufige Verstopfung, Durchfall sowie Hämorrhoidalbeschwerden können eine Entzündung der Analdrüsen begünstigen. Eine ballaststoffreiche Ernährung ist daher grundsätzlich sinnvoll. Und wichtig: Sollten Probleme – welcher Art auch immer – in der Analregion auftreten, sollte man sich nicht scheuen, damit zum Arzt zu gehen.“

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