Start in Stade: Neue NTH-"Außenstelle" optimiert Fertigung von Strukturen aus Carbonfaserverstärktem Kunststoff

Die drei Mitgliedsuniversitäten der Niedersächsischen Technischen Hochschule (NTH) – die Leibniz Universität Hannover, die TU Braunschweig und die TU Clausthal – haben am Dienstag, 10. Mai 2011, eine neue Betriebsstätte in Stade, am Leichtbaustandort Nummer eins in Europa, eröffnet.

Eingeladen hatte das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) der Leibniz Universität Hannover als Projektkoordinator. Für die ersten der zehn jungen Ingenieurwissenschaftler beginnt damit in diesen Tagen die Arbeit im dort angesiedelten Forschungsverbund „Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen“ mit paralleler Doktorandenausbildung. Stade beheimatet seit Jahren das „CFK Valley“, das sich mit etwa 100 Unternehmen um das dort ansässige Center of Excellence des Airbus Konzerns gegründet hat. Im vergangenen Jahr kam das vom Land Niedersachsen initiierte Forschungszentrum „CFK Nord“ dazu. Und nun bekommt Stade einen weiteren CFK-Baustein: eine langfristig planende und mit Weitblick agierende Hochschulforschung.

CFK ist eine Schlüsseltechnologie und mittlerweile fast so etwas wie ein Zauberwort: Der „Carbonfaserverstärkte Kunststoff“ setzt seinen Siegeszug als deutlich leichtere und dennoch sehr feste und steife Alternative zu Leichtmetallen wie Aluminium oder Titan etwa im Flugzeug-, Automobil- oder Schiffbau fort; leichtere Fahrzeuge brauchen weniger Energie und verursachen weniger Emissionen.

Das Ziel, das sich die NTH-Wissenschaftler in Stade gesetzt haben, heißt, CFK-Strukturen effizienter zu produzieren. Denn von einer wirtschaftlichen Fertigung, wie es sie bei Aluminium beispielsweise gibt, ist die CFK-Produktion, die in Teilen noch manuell erfolgt, heute weit entfernt. In den Teilprojekten stehen daher die Bauweise und Strukturen, die Prozesse und Werkstoffe und schließlich die Anlagen-, Werkzeug- und Automatisierungskonzepte auf dem Prüfstand. Die Ergebnisse werden in eine ganzheitlich optimierte Prozesskette einfließen.

Dass nicht nur das Ziel, sondern auch der Weg dorthin bemerkenswert ist, macht Professor Martin Wiedemann deutlich. Er ist Leiter des Instituts für Faserverbundleichtbau und Adaptronik am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und damit einer der wichtigsten Forschungsakteure am CFK Nord: Er begrüßt die neuen Nachbarn aus den Hochschulen, die sich der in Stade erprobten, aber bei Universitäten eher noch ungewöhnlichen Mentalität angeschlossen haben, aus den Instituten heraus dorthin zu gehen, wo die Forschungsherausforderungen warten.

Ganz in diesem Sinne hat auch Dr. Carsten Schmidt, der Leiter der Forschergruppe „Hochleistungsproduktion von CFK-Strukturen“, seinen Schreibtisch im IFW an der Leibniz Universität aufgeräumt und einen neuen am CFK Nord in Stade aufgebaut. Er freut sich sehr darauf, mit seinem interdisziplinären Team aus NTH-Forschern Neuland zu betreten – und gemeinsam mit den anderen Partnern am Standort einen großen Schritt voranzukommen.

Warum die Hochschulforschung den Standort Stade weiterbringen wird, erklärt Professor Berend Denkena, Leiter des IFW und Sprecher des Forschungsverbundes: „Die Hochschulen haben die Möglichkeit, die grundsätzlichen Fragen zu stellen und zu beantworten – gerade wenn das, wie hier, einen Forschungsvorlauf von zehn Jahren zur Serienfertigung bedeutet.“ Dieser Ansicht stimmen auch die CFK-Vertreter aus der Industrie – Dr. Paulin Fideu von Airbus und Dr. Dieter Meiners vom größten Airbus-Zulieferer Premium Aerotec – in ihren Ansprachen zu. Meiners nennt das Verbundprojekt den letzten Baustein, der noch fehlte, um die „Gesamtphilosophie des CFK Nord“ abzuschließen.

Staatssekretär Dr. Josef Lange vertritt das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das das Verbundprojekt mit 5,5 Millionen Euro aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung fördert – es trage dazu bei, „aus dem Süd-Nord-Gefälle ein Nord-Süd-Gefälle zu machen“.

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Leibniz Universität Hannover

Weitere Informationen:

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