Mainz und Kaiserslautern liefern Spitzentechnologie für die Wirtschaft

Industriell gefertigter Wafer mit Speichereinheiten aus den gemeinsamen Forschungsarbeiten der Universitäten Mainz und Kaiserslautern<br>Foto/Quelle: Andrés Conca Parra<br>

An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Technischen Universität Kaiserslautern sind zwei Großforschungsprojekte zur Materialwissenschaft und Spintronik gestartet.

Die beiden Projekte haben ein Finanzvolumen von mehr als 3,8 Mio. Euro und werden im Programm „Wachstum durch Innovation“ mit insgesamt rund 2,37 Mio. Euro durch Fördermittel des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und der Ressorts für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes unterstützt. Sie fördern die schnelle Umsetzung von universitären Forschungsergebnissen in die industrielle Produktion. Oft dauert es Jahre, bis Ideen und Produkte aus der universitären Grundlagenforschung ihren Weg in industrielle Anwendungen finden.

Durch die beiden neuen Projekte STeP und TT-DINEMA wird eine deutlich schnellere Umsetzung in marktfähige Verfahren und Produkte ermöglicht. „Mit diesen beiden Projekten unterstützen wir nicht nur unsere Hochschulen, sich in Materialwissenschaft und Spintronik auch zukünftig an der internationalen Spitze zu positionieren, sondern leisten auch einen sehr wertvollen Beitrag, um den rheinland-pfälzischen Unternehmen in diesen Hightech-Bereichen einen schnellen und direkten Zugang zu innovationsrelevantem Know-how zu ermöglichen“, so Wissenschaftsministerin Doris Ahnen.

„Das Projekt STeP stellt einen wichtigen Baustein einer effizienten Vorlaufforschung des Innovationsnetzwerkes ,Magnetische Mikrosysteme InnoMag e.V.‘ dar“, betonte Wirtschaftsministerin Eveline Lemke. Das Netzwerk mit Sitz in Mainz verfolge dabei das Ziel, innovative magnetische Mikrosysteme für neue Anwendungen in den Bereichen Automotive, Automation, Bioanalytik und Sicherheitstechnik mit hohem wirtschaftlichem Potenzial zu erschließen. So werden diese z.B. im Bereich der Automation wegen ihrer hohen Auflösung, hohen Zuverlässigkeit und Robustheit u.a. in Montage- und Werkzeugmaschinen sowie in Industrieroboter eingesetzt.

Die Spintronik-Technologieplattform in Rheinland-Pfalz (STeP) zielt auf den nachhaltigen Aufbau technischer Kompetenzen sowie die Unterstützung regionaler Unternehmen auf dem Gebiet der Spintronik. Die Plattform ist speziell ausgelegt für die Erforschung und Entwicklung magnetischer Schichtsysteme, die sich z.B. für die Anwendung in Sensoren und Speichereinheiten eignen. SteP stellt sogenannte Heusler-Materialien in den Mittelpunkt der Forschung. Es geht darum, „Baukastensysteme“ mit neuartigen Schichtsystemen zu entwickeln, die dann flexibel an verschiedenste funktionelle und technologische Anforderungen angepasst werden können. In einem neuartigen Ansatz wird die universitär geprägte Forschung unmittelbar in einer industriellen Produktionslinie, die nach DIN-Normen spezifiziert ist, umgesetzt. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die spätere direkte Übertragung der Forschungsergebnisse in konventionelle Produktionsverfahren der Halbleiterindustrie. Die Forscher konnten als Kooperationspartner die Firma Sensitec GmbH (Mainz) gewinnen, die zuletzt durch die Ausstattung des Mars-Rovers Curiosity mit moderner Sensortechnologie von sich Reden gemacht hat.

Das Projekt TT-DINEMA (Technologietransfer-Dienstleistungszentrum für Neue Materialien) beschäftigt sich mit dem Aufbau eines international konkurrenzfähigen und unabhängigen Dienstleistungszentrums zur Bereitstellung neuer Materialkonzepte. Es stellt die Basis für innovative Entwicklungsprojekte auf verschiedenen Anwendungsfeldern dar, die von der Solartechnologie über die Medizintechnik bis hin zur Thermoelektrik reichen und insbesondere durch kleine und mittelständische Unternehmen genutzt werden können. Bei den verwendeten Materialien stehen auch hier Heusler-Verbindungen im Mittelpunkt. Diese vergleichsweise einfachen chemischen Verbindungen verknüpfen idealerweise eine unkomplizierte Herstellung mit einer großen Vielfalt an physikalischen Eigenschaften. Dies macht sie für verschiedene Anwendungen wie Solarzellen, Halbleiterbauteile und als Thermoelektrika zur Stromgewinnung aus Abwärme interessant. Neben ihrer großen Anwendungsvielfalt sind diese Materialien aus industrieller Sicht auch aufgrund ihrer geringen Kosten, ihrer Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und der leichten Prozessierbarkeit interessant.

Im Zentrum des Forschungsprojektes TT-DINEMA steht die Anschaffung von zwei hochkomplexen Geräten auf dem neusten Stand der Technik: eine Beschichtungsanlage auf Industrieniveau, Sputterdepositionsanlage genannt, und eine Anlage zur Herstellung der Ausgangsmaterialien. Die anspruchsvolle Infrastruktur und Prozesstechnologie, die zur Bereitstellung von Dienstleistungen für Forschung und Entwicklung nötig ist, wird von den Universitäten Mainz und Kaiserslautern bereitgestellt.

Die beiden Projekte sind assoziiert mit der Exzellenz-Graduiertenschule „Materials Science IN MainZ“ (MAINZ) und dem Landesforschungszentrum OPTIMAS.

Ansprechpartner:
Dr. Frederick Casper
Prof. Dr. Claudia Felser
moment Gruppe
Institut für anorganische Chemie und analytische Chemie
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. +49 6131 39-24403
E-Mail: casperf@uni-mainz.de
http://www.superconductivity.de
Prof. Dr. Mathias Kläui
Prof. Dr. Gerhard Jakob
Arbeitsgruppe Physik der Kondensierten Materie (KOMET)
Institut für Physik
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Tel. +49 6131 39-24345
Fax +49 6131 39-24076
E-Mail: klaeui@uni-mainz.de
http://www.klaeui-lab.physik.uni-mainz.de
Dr. Britta Leven
Fachbereich Physik, AG Magnetismus
Technische Universität Kaiserslautern
Tel. +49 631 205-4037
Fax +49 631 205-4095
E-Mail: leven@physik.uni-kl.de
http://www.physik.uni-kl.de/hillebrands
Prof. Dr. Burkard Hillebrands
Fachbereich Physik, AG Magnetismus
Technische Universität Kaiserslautern
Tel. +49 631 205-4037
Fax +49 631 205-4095
E-Mail: hilleb@physik.uni-kl.de
http://www.physik.uni-kl.de/hillebrands
— Gemeinsame Pressemitteilung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Technischen Universität Kaiserslautern —

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ideen für die Zukunft

TU Berlin präsentiert sich vom 22. bis 26. April 2024 mit neun Projekten auf der Hannover Messe 2024. Die HANNOVER MESSE gilt als die Weltleitmesse der Industrie. Ihr diesjähriger Schwerpunkt…

Peptide auf interstellarem Eis

Dass einfache Peptide auf kosmischen Staubkörnern entstehen können, wurde vom Forschungsteam um Dr. Serge Krasnokutski vom Astrophysikalischen Labor des Max-Planck-Instituts für Astronomie an der Universität Jena bereits gezeigt. Bisher ging…

Wasserstoff-Produktion in der heimischen Garage

Forschungsteam der Frankfurt UAS entwickelt Prototyp für Privathaushalte: Förderzusage vom Land Hessen für 2. Projektphase. Wasserstoff als Energieträger der Zukunft ist nicht frei verfügbar, sondern muss aufwendig hergestellt werden. Das…

Partner & Förderer