Fraunhofer ISE weiht neues Labor für Silicium-Materialforschung ein

Mehr als 90 Prozent aller Solarzellen bestehen aus dem Halbleitermaterial Silicium. Der Engpass in der Produktion von hochreinem Silicium hat zu vielen Aktivitäten rund um dieses Ausgangsmaterial geführt. Neben der Erweiterung der Produktionskapazitäten seitens der Industrie gehen auch Solarzellenhersteller und Forschung vermehrt neue Wege in der Nutzung und Optimierung des Materials.

Vor diesem Hintergrund verstärkt das Fraunhofer ISE seine Aktivitäten auf dem Gebiet der Materialforschung. Ergänzt durch das neue Labor SIMTEC – Silicium Material Technologie und Evaluationscenter bedient das Institut jetzt sämtliche Prozessschritte der solaren Wertschöpfungskette – vom Material bis zum Modul – mit angewandter Forschung.

Die neue Einrichtung SIMTEC widmet sich der Silicium- Kristallisation und der Wafertechnologie sowie der kristallinen Silicium-Dünnschichttechnologie. Dabei reicht die Bandbreite von der Arbeit mit verschiedenen Ausgangsformen des Siliciummaterials über die Kristallisation von multikristallinem Silicium, Blocksägen und Wafering bis hin zur Epitaxie von kristallinem Silicium für Dünnschicht-Waferäquivalente – einer neuen Technologie im Bereich der Photovoltaik.

»Auf dem langen Weg vom Rohsilicium bis zum fertigen Solarmodul stellt die Kristallisation von Siliciumblöcken einen zentralen Arbeitsschritt dar«, so Dr. Stefan Reber, der am Fraunhofer ISE die Gruppe Kristalline Silicium-Materialien und Dünnschichtsolarzellen leitet, »hier werden quasi die Weichen für den Wirkungsgrad einer Solarzelle gestellt. Mit SIMTEC verfügen wir jetzt über die notwendige Ausstattung, um intensiv die heutigen und zukünftigen Themen auf der Materialseite zu bearbeiten«. Hierzu zählt auch die Betrachtung des kostengünstigen metallurgischen Siliciums, um dieses – nach Reduzierung seiner metallischen Verunreinigungen – für die Produktion von Solarzellen einsetzen zu können. Neben der Kristallisation und dem Sägen von Wafern befassen sich die Freiburger Forscher im SIMTEC auch mit kristalliner Silicium-Dünnschichttechnologie.

Diese verspricht einen Brückenschlag zwischen den hohen Wirkungsgraden der herkömmlichen Wafertechnologie und den geringen Materialverbräuchen der Dünnschichttechnologie, bei deutlich niedrigeren Herstellkosten. »Im neuen, 600 m2 großen Labor des SIMTEC können wir den zentral erforderlichen Prozess dieser Technologie, die kristalline Silicium-Abscheidung, in allen Aspekten bis hin zur Produktionstauglichkeit untersuchen und optimieren.« Dadurch will die Arbeitsgruppe um Stefan Reber die Marktreife der Technologie, nach fast zwei Jahrzehnten Forschung und Entwicklung, in den nächsten beiden Jahren erreichen.

Die Einrichtung des neuen Labors SIMTEC wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) unterstützt. Die Projektarbeiten werden aus Mitteln der Fraunhofer-Gesellschaft gefördert.

Ansprechpartner für weitere Informationen:
Projektleiter:
Dr. Stefan Reber, Fraunhofer ISE
Tel. +49 (0) 7 61/45 88-56 34
Fax +49 (0) 7 61/45 88-96 34
E-Mail: Stefan.Reber@ise.fraunhofer.de

Media Contact

Karin Schneider Fraunhofer ISE

Weitere Informationen:

http://www.ise.fraunhofer.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Transparente emissive Mikrodisplays

… für ultraleichte und kompakte Augmented-Reality-Systeme. Im Rahmen des Projektes HOT („Hochperformante transparente und biegbare Mikro-Elektronik für photonische und optische Anwendungen“) haben Forschende des Fraunhofer-Instituts für Photonische Mikrosysteme IPMS ein…

Mikroplastik im Meer: Neue Methode

Mikroplastik im Meer könnte größtenteils auch aus Beschichtungen sowie Farbanstrichen von Schiffen und Bauwerken im Meer stammen. Daten dazu gibt es allerdings kaum. Das Helmholtz-Zentrum Hereon und das Bundesamt für…

Partner & Förderer