Dünnschicht-Solarzellen aus Nanokristallen

Im Projekt „NanoSolar“ wollen die Forscher des KIT kleinste Kristalle des Minerals Perowskit gezielt einstellen und in Solarzellen integrieren Abb.: NanoSolar

Perowskit-Solarzellen haben in den vergangenen Jahren eine beispiellose Entwicklung durchlaufen: Innerhalb von nur fünf Jahren wurde ihr Wirkungsgrad erheblich gesteigert, sie setzen mittlerweile über 20 Prozent der Sonnenstrahlung in elektrische Energie um.

Niedrige Materialkosten und ein geringer Materialeinsatz durch Dünnschicht-Technologie machen Perowskit-Solarzellen zu einer vielversprechenden Alternative, mit der die Kosten für die Wandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie gesenkt werden können. Ein entscheidender Nachteil der Technologie ist bislang jedoch die Verwendung von umweltschädlichen Bleiverbindungen zur Herstellung der Perowskit-Kristalle.

„Wir suchen nach einem Weg, ungiftige Metalle einzusetzen“, sagt Dr. Alexander Colsmann, der am Lichttechnischen Institut des KIT die Abteilung Organische Photovoltaik leitet. Wenn es gelinge, nachhaltige, umweltfreundliche Herstellungsprozesse für diese neue Technologie zu etablieren, könnten Perowskit-Solarzellen neben der großflächigen Stromerzeugung auch für die dezentrale Energieversorgung genutzt werden, so der Physiker.

„Das Material einer Dünnschicht-Solarzelle hat ein homogenes Erscheinungsbild und eignet sich deshalb zum Beispiel als Fassadenverkleidung“, sagt Colsmann. Die Entwicklung umweltfreundlicher Perowskit-Solarzellen sei nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit erforderlich, sondern auch eine wesentliche Voraussetzung für ihren wirtschaftlichen Erfolg.

Am Projekt „NanoSolar – Kontrollierte Abscheidung von Nanokristallen für Perowskit-Solarzellen” sind Wissenschaftler des LTI (Arbeitsgruppe Dr. Alexander Colsmann) und des Instituts für anorganische Chemie (Arbeitsgruppe Professor Dr. Claus Feldmann) am KIT beteiligt.

Zu dem interdisziplinären Team gehören Physiker, Chemiker, Materialwissenschaftler und Ingenieure. Ziel ist es die nanoskaligen Kristallstrukturen gezielt einzustellen und neuartige, umweltfreundliche Materialien und Prozesse zur Herstellung von Perowskiten zu entwickeln, um sie in Solarzellen zu integrieren.

Die Forscher untersuchen den gesamten Prozess von der Synthese der Materialien bis zum Demonstrator-Modul, das eine funktionsfähige Solarzelle zeigt. Hergestellt werden die Perowskit-Solarzellen – ähnlich wie organische Solarzellen – mittels Druck- und Beschichtungsverfahren. „NanoSolar“ verbindet Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Wissenschaft.

Um die neue Technologie fundamental zu verstehen, untersuchen die Wissenschaftler die Beziehungen zwischen den Strukturen und den Eigenschaften der Materialien, um diese zu optimieren. Das auf drei Jahre ausgelegte Projekt „NanoSolar“ wird durch die Baden-Württemberg-Stiftung innerhalb des Forschungsprogramms „Funktionelle Oberflächen und Materialien für eine nachhaltige Energieversorgung“ mit 530.000 Euro finanziert.

Weiterer Kontakt:
Margarete Lehné, Pressereferentin, Tel.: +49 721 608-48121, Fax: +49 721 608-43658, E-Mail: margarete.lehne@kit.edu

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vereint als selbständige Körperschaft des öffentlichen Rechts die Aufgaben einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines nationalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft. Seine drei Kernaufgaben Forschung, Lehre und Innovation verbindet das KIT zu einer Mission. Mit rund 9 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 24 500 Studierenden ist das KIT eine der großen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Forschungs- und Lehreinrichtungen Europas.

Diese Presseinformation ist im Internet abrufbar unter: http://www.kit.edu

Media Contact

Monika Landgraf Karlsruher Institut für Technologie

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer