Hochreines Niob für europäische Spitzenforschung

Der DESY-Vorsitzende Prof. Albrecht Wagner (2. v. r.) besuchte die Niobschmelze von Heraeus in Hanau und informierte sich aus erster Hand über das Sondermetall. Im Bild: Dr. Peter Köhler, Geschäftsführer W. C. Heraeus (1. v. r.) und die Niobexperten Friedhold Schölz (3. v. l.), Bernd Spaniol (2. v. l.) und Werner Feuring (l.) (Foto: Heraeus)<br><br>

Wenn im Frühjahr 2008 mit dem Bau des größten europäischen Röntgenlasers in Hamburg begonnen wird und im Jahr 2013 mit seiner Inbetriebnahme zu rechnen ist, dann könnten Forscher auch dank des Hightech-Werkstoffs Niob von Heraeus die letzten Geheimnisse von chemischen Reaktionen entschlüsseln.

Im Juni gab Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan beim Deutschen Elektronen-Synchroton DESY den Startschuss zum Bau des fast eine Milliarde Euro schweren XFEL-Projekts. XFEL steht für X-ray free-electron laser, also Freie-Elektronen-Laser im Röntgenbereich. XFEL erschließt der europäischen Forschung neue Anwendungsgebiete und wird bislang unbekannte Einblicke in die Welt der Moleküle und kleinster Strukturen ermöglichen.

Der Konzernbereich W. C. Heraeus bringt in Vorbereitung dieses internationalen Projekts der Spitzenforschung seine langjährige Erfahrung bei der Herstellung von hochreinem Niob ein. Von der Qualität der Niobfertigung konnte sich der Vorsitzende des Direktoriums des DESY-Forschungsinstituts, Prof. Albrecht Wagner, kürzlich bei einem Besuch in Hanau überzeugen. Dabei lotete der renommierte Institutsleiter auch das Zusammenspiel von Forschungsinstituten und Unternehmen aus: „Kooperationen zwischen der Grundlagenforschung und Industriepartnern wie Heraeus sind bei Projekten dieser Größenordnung wichtig, um technologische Grenzen zu überschreiten und Einblicke in neue Welten gewinnen zu können.“ Heraeus nutzt Forschungsprojekte dieser Art, um Metalle wie Niob immer weiter zu verbessern und in der Qualität und Reinheit in neue Dimensionen vorzustoßen. „Wir sind stolz, zum Gelingen dieses weltweit bedeutenden Forschungsprojekt mit unserem hochreinen Werkstoff einen wichtigen Baustein beisteuern zu können“, freut sich Dr. Peter Köhler, Geschäftsführer W. C. Heraeus, über diese Herausforderung.

„Die Herstellung von hochreinem Niob ist gar nicht so trivial“, weiß Niobexperte Friedhold Schölz, Forschung & Entwicklung bei W. C. Heraeus. „Der Umgang mit dem Metall verlangt hohes Know how und eine große Fertigungstiefe.“ Mit einer der größten und modernsten Elektronenstrahlschmelzanlagen bei Temperaturen von über 2500 °C im Vakuum und einer speziellen Aufbereitungstechnik gelingt es Heraeus, den Sauerstofffgehalt unter 1 ppm (parts per million) zu halten und somit das reinste Niob der Welt im industriellen Maßstab herzustellen.

Hochreines Niob wird zur Herstellung von so genannten Hohlraumresonatoren, den zentralen Beschleunigungsapparturen der Anlage, benötigt. Darin werden Elektronen bis nahe Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und danach zur Aussendung von hochintensiven Röntgenlaserblitzen gebracht. Die Wellenlänge dieses Röntgenlichts ist so klein, dass damit selbst atomare Details erkennbar wer-den. Um die Elektronen nahe Lichtgeschwindigkeit zu bringen ist extrem hohe Energie notwendig. Damit dieser Energiebedarf möglichst niedrig gehalten werden kann, setzt man supraleitende Resonatoren aus dem Sondermetall Niob ein, die knapp oberhalb des absoluten Nullpunkts (minus 273 °C) betrieben werden. Bei dieser Temperatur fließt in den Bauteilen der Strom praktisch ohne elektrischen Widerstand.

Die W. C. Heraeus GmbH verarbeitet weltweit die Edelmetalle Gold, Silber und Platin und andere Platingruppenmetalle sowie Sondermetalle zu industriellen Produkten für die Automobil-, Halbleiter-, Elektronik-, Glas-, chemische und petrochemische Industrie, sowie Medizinindustrie. Ein globaler Verbund aus über 30 Gesellschaften umfasst Fertigungsstätten für alle Stufen der Edelmetallgewinnung und -verarbeitung. W. C. Heraeus nimmt im industriellen Edelmetallhandel international eine herausragende Position ein.

Der Edelmetall- und Technologiekonzern Heraeus mit Sitz in Hanau ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen, dessen Geschäftsfelder die Bereiche Edelmetalle, Sensoren, Dental- und Medizinprodukte, Quarzglas und Speziallichtquellen umfassen. Mit einem Umsatz von über 10 Milliarden Euro und weltweit mehr als 11.000 Mitarbeitern in über 100 Gesellschaften ist Heraeus seit mehr als 150 Jahren ein weltweit anerkannter Edelmetall- und Werkstoffspezialist.

Weitere Informationen:
Dr. Jörg Wetterau
Konzernkommunikation
Heraeus Holding GmbH
Heraeusstraße 12-14
63450 Hanau
Telefon: +49 (6181) 35-5706
E-Mail: joerg.wetterau@heraeus.com

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Dr. Jörg Wetterau Heraeus Holding GmbH

Weitere Informationen:

http://www.heraeus.com

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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