Kunststoffe nach Maß

Transatlantisches Forschungsnetzwerk für Polymerisationskatalyse

Im Oktober 2001 haben die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, und ihr kanadischer Amtskollege, Dr. Gilbert Normand, eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, in der vereinbart wurde, die dreißigjährige Zusammenarbeit Deutschlands und Kanadas auf dem Gebiet von Bildung, Wissenschaft und Forschung weiter auszubauen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür rund 10 Mio. Euro bereit. Einen Teil der Kooperation bildet das Projekt „Advanced Macromolecular Materials“ (AM²Net), ein Forschungsnetzwerk, zu dem sich sieben deutsche und fünf kanadische Arbeitsgruppen an zehn Universitäten zusammengeschlossen haben. Die Universität Ulm ist durch die Abteilung Anorganische Chemie II Materialien und Katalyse vertreten (Leiter Prof. Dr. Bernhard Rieger). Rieger, der das Netzwerk koordiniert und seit Juli 2002 sein Sprecher ist, legt den Schwerpunkt der Ulmer Arbeiten auf die Entwicklung neuer Katalysatoren und die Synthese neuartiger Polymere mit deren Hilfe. Dabei kann er auf eine der europäisch führenden Druckreaktorstationen zurückgreifen, die von ihm seit 1997 an der Universität Ulm aufgebaut wurde. Die hier verfügbaren Reaktoren ermöglichen eine genaue Justierung der Polymerisationsparameter und die Online-Untersuchung des Verlaufs der Polymerisation.

Der Forschungsverbund, der die erste transatlantische Forschungskooperation auf dem Gebiet der Polymerisationskatalyse darstellt, sucht insbesondere nach Möglichkeiten, neue Hochleistungswerkstoffe auf der Basis billiger, technischer Monomere herzustellen, die nach Verwendung umweltfreundlich in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden können. Ein vorrangiges Ziel besteht in der Synthese und Charakterisierung von neuen industriell relevanten Werkstoffen aus technischen Olefinen und polaren Comonomeren. Immer interessanter, speziell im Hinblick auf die Entwicklung biokompatibler Polymere, werden das Kohlenmonoxid und das Kohlendioxid. Rieger arbeitet sowohl an biokompatiblen Polymeren wie den Polyketonen, die als PVC-Ersatzstoffe in der Medizin im Gespräch sind, als auch an Polycarbonaten, die die Ära der „Green Chemistry“ begleiten, in der die Monomeren zu einem Großteil aus nachwachsenden Rohstoffen stammen. Ein wesentlicher Baustein ist hier das Kohlendioxid, das bei allen Verbrennungsvorgängen entsteht und als Treibhausgas besonders zur globalen Temperaturerhöhung beiträgt. Ein Teil der Ulmer Arbeiten zielt auf seine Verwendung zur Herstellung hochwertiger Kunststoffe.

Um die Ziele, die sich das Netzwerk gestellt hat, zu erreichen, wurden fünf Untergruppen eingerichtet, deren Forschungskompetenzen alle wichtigen Gebiete der Synthese und Analyse von Polymeren umfassen. In diesen Gruppen arbeiten Wissenschaftler aus sechs deutschen und vier kanadischen Universitäten zusammen. Das Forschungsnetzwerk bietet eine einmalige Chance für die effiziente und erfolgreiche Entwicklung neuer Katalysatorsysteme und Polymermaterialien. Auch profitieren die Studierenden von diesen Strukturen, insofern sie während ihrer Praktika im Hauptstudium Einblicke in die aktuelle Forschung gewinnen und aktiv an der Umsetzung der gestellten Ziele mitwirken können. Neben finanziellen Mitteln für den Austausch der Dozenten stehen Gelder für mehrwöchige Aufenthalte von beteiligten Diplomanden und Doktoranden in den Labors der kanadischen Gruppen zur Verfügung.

Kontakt: Prof. Dr. Bernhard Rieger, Tel. 0731-50-23038

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Peter Pietschmann idw

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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