Hallesche und Leipziger Wissenschaftler erforschen oxidische Grenzflächen

Das Bild zeigt eine Aufnahme einer dünnen roten Kobaltoxid-Schicht mit kleinen metallischen weißgrauen Kobalt-Clustern. Bildgröße: 150 nm x 150 nm, Höhe der Kobalt-Cluster: 0,8 nm. Messung: Ina Sebastian, Bilddarstellung: Alexander Kraus


Neue Forschergruppe der DFG in Halle

Am 27. Juni 2000 beschloss der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), in Halle eine Forschergruppe "Oxidische Grenzflächen“ einzurichten. Die neue Forschergruppe wird sich mit der Physik oxidischer Grenz- und Oberflächen und mit neuartigen Phänomenen in diesen Systemen beschäftigen. So wird die Basis für die Entwicklung neuer Materialien geschaffen, die in zukünftigen Anwendungen eine außerordentlich hohe Bedeutung erlangen können.
Neben Fachbereichen bzw. Fakultäten und dem Interdisziplinären Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften der Universitäten Halle und Leipzig kooperieren das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik und das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik in Halle mit der Forschergruppe.

In 10 Teilprojekten werden die Bereiche „Struktur und Magnetismus“ sowie „Transport und Dynamik“ bearbeitet. Beteiligt sind der Fachbereich Physik der Martin-Luther-Universität (dem auch der Sprecher Prof. Dr. Henning Neddermeyer angehört) das in Halle ansässige MPI für Mikrostrukturphysik, die Fakultäten für Chemie und Mineralogie sowie für Physik und Geowissenschaften der Universität Leipzig.
Außer den direkt beteiligten Institutionen sind Kooperationen mit dem Interdisziplinären Wissenschaftlichen Zentrum für Materialwissenschaften der Martin-Luther-Universität und mit dem halleschen Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik vorgesehen.

Die Forschergruppe ist ein Instrument der DFG zur mittelfristigen Förderung von Forschungsaktivitäten mit einer regulären Laufzeit von 6 Jahren. In der nun begonnenen Förderperiode wurden von der DFG Mittel für 2 Jahre bewilligt und für ein weiteres Jahr in Aussicht gestellt. Die Bewilligung umfasst Personalmittel für die Bezahlung von 14 wissenschaftlichen Mitarbeitern und Doktoranden, Investitionsmittel von über 1 Mio. DM sowie Mittel für Verbrauch, Reisen und für die Bezahlung des Aufenthalts von Gästen. Darüber hinaus wird die Forschergruppe durch die Universitäten und die Max-Planck-Gesellschaft gefördert.

Unter „Grenzflächen“ versteht man die Berührungsbereiche zwischen zwei Oxiden, zwischen einem Oxid und einem Metall oder zwischen einem Oxid und dem Nichts – sprich Vakuum. Experimente mit dem Rasteltunnelmikroskop (siehe Abbildung), die in einem der Teilprojekte durchgeführt werden, sollen Aufschlüsse über die atomare und die elektronische Struktur der Grenz- und Oberflächen geben, von denen die potenzielle Nutzung der elektrischen Transporteigenschaften der Oxidschichten abhängig ist.

Anwendungsmöglichkeiten werden vor allem in der Magnetoelektronik und Sensorik sowie in ferroelektrischen Speichern erwartet – die Forschungsresultate können daher langfristig in der Informationstechnologie und in der Umwelttechnik genutzt werden. Der jetzige Umsatz auf diesem Gebiet beträgt weltweit jährlich 100 Mrd. US$ und umfasst derzeit hauptsächlich Halbleiterbausteine.

Am Donnerstag, dem 9. November 2000, findet anlässlich der Eröffnung der Forschergruppe „Oxidische Grenzflächen“ im Großen Physikhörsaal des FB Physik am Friedemann-Bach-Platz 6 in Halle ein Festkolloquium statt:

Programm
14:00 Uhr-14:10 Uhr Begrüßung

14:10 Uhr-15:00 Uhr
Prof. Dr. Günter Reiss (Universität Bielefeld)
Spinabhängige Transporteigenschaften und Struktur in GMR- und TMR-Schichtsystemen

15:00 Uhr-15:50 Uhr
PD Dr. Ingrid Mertig (Technische Universität Dresden)
Theorie des spinabhängigen Transports

15:50 Uhr-16:20 Uhr Pause

16:20 Uhr-17:10 Uhr
Prof. Dr. Hartmut Zabel (Ruhr-Universität Bochum)
Oxidbildung auf epitaktischen Metallfilmen

17:10 Uhr-18:00 Uhr
Prof. Dr. Wolfgang Moritz (Ludwig-Maximilians-Universität München)
Struktur von Oxidoberflächen untersucht mit Elektronen- und Röntgenbeugung

Nähere Informationen:
Prof. Dr. Henning Neddermeyer
Tel.: 0345 / 552 55 60
Fax: 0345 / 552 71 60
E-Mail: neddermeyer@physik.uni-halle.de

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Ingrid Godenrath idw

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Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

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