Er darf wandern – Roboter wird mit Plattform mobil

Beim automatisierten Be- und Entladen von Maschinen galt bisher: je höher der Grad der Automatisierung, desto eingeschränkter die Flexibilität der Zuführungseinrichtung. Damit lässt sich eine vollautomatisierte Beschickung üblicherweise nur für eine einzige Maschine realisieren.

Variabel einsetzbare Lösungen sind dagegen weniger effizient. Die Neuentwicklung begegnet dieser doppelten Herausforderung durch die Kombination einer universell einsetzbaren, mobilen Plattform, auf der beispielsweise Motoman-Roboter eingesetzt werden. Mit der Plattform erhält der Kunde ein bereits ausgereiftes Grundsystem, das sich individuell anpassen lässt.

Flexibilität an der Plattform und am Roboter

Maximale Flexibilität stand bei der Konzeption im Fokus: Basis der Roboterplattform ist ein massiv geschweißter Unterbau, der sich mit einem Gabelstapler in kürzester Zeit innerhalb der Produktionshalle umsetzen lässt. Damit ist die Beschickungszelle flexibel an verschiedenen Werkzeugmaschinen einsetzbar. Vorteile ergeben sich daraus etwa bei wechselnder Auslastung, einer Umstellung der Produktion oder dem Einfügen neuer Aufgaben. Eine intelligente Referenzierungslösung mit hinterlegten Abläufen trägt zusätzlich zur Flexibilität bei. Einrüstzeiten lassen sich minimieren. Die Werkzeugmaschinen stehen damit schnell wieder zur Verfügung.

Der Unterbau lässt sich modular mit verschiedensten Komponenten bestücken. Die „Mobile Roboterplattform RPm“ vereint damit auf einer Fläche von nur 1,5 mal 2,5 Metern viele technischen und technologischen Möglichkeiten. Herz der Beschickungszelle ist der im Zentrum angeordnete Roboter. Im Vergleich zu anderen Lösungen – zum Beispiel Portale – bieten Roboter ein Maximum an Flexibilität. Die Plattform ist universell unter anderem für verschiedene Modelle des Roboter-Portfolios von Yaskawa geeignet.

Flexibel wie die Plattform selbst ist auch der mögliche Einsatzbereich des Roboters bei der Fertigung von Werkstücken: Anwendungsspezifisch konfigurierte Roboter wie der Motoman MH6 oder HP20 können dabei auch Aufgaben wie Schleifen, Drehen, Entgraten, Prüfen oder Messen unterstützen. Alle Arbeitsschritte lassen sich flexibel und ohne starre Vorgaben verbinden. Direkt auf der Plattform montierte Führungen ermöglichen ein manuelles Verschieben des Roboters durch den Bediener. Dadurch ist eine freie Zugänglichkeit zum Arbeitsraum der Werkzeugmaschine gewährleistet. Diese Funktionalität sichert im Zusammenspiel mit den beiden Sicherheitstüren einen bequemen Werkzeug- und Spannmittelwechsel.

Sowohl die Bereitstellung der Rohteile als auch das Handling der Fertigteile bis zu einem Gewicht von 20 Kilogramm kann über ein großes Spektrum an bewährten Lösungen realisiert werden: Verschiedenartige Band- und Kettenförderer, Körbe, Paletten oder Schubladensysteme sind räumlich in der Beschickungszelle zu konfigurieren. Zusätzlich ist eine NIO/SPC-Ablage vorgesehen. Die Möglichkeiten der Plattform gehen damit über eine reine Beschickungslösung hinaus.

Diverse austauschbare Prozessmodule unterstützen die zunehmend komplexen Anforderungen in der Fertigung. So lassen sich beispielsweise Messvorrichtungen, Entgrateinrichtungen, Kennzeichnungssysteme, Wendestationen oder Bildverarbeitungssysteme im Rahmen der Konfiguration realisieren. Eine Ölschleuder zum Beispiel kann nach dem Zahnradschleifen das am Werkstück anhaftende Öl entfernen und damit der Gefahr der Ölverschleppung begegnen.

Referenzanwendung bei Automobilzulieferer

Bei der Zerbster KmB Technologie Gesellschaft für rationelle Fertigung, einem Zulieferbetrieb der Automobilindustrie, läuft die Roboterplattform in drei Schichten. Das Unternehmen stellt Teile, Komponenten, Baugruppen und Systeme für die Fahrzeugindustrie und den Maschinenbau her. Akltuell verlassen täglich etwa 35.000 Teile die Fertigung. Das Leistungsspektrum von KmB Technologie umfasst die komplette spanende und spanlose Bearbeitung mit hoher Fertigungstiefe bis hin zu Wärmebehandlung und Montage. Die Roboterplattform übernimmt dabei verschiedene wechselnde Aufgaben und sorgt für ein Maximum an Flexibilität im Produktionsprozess. bw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Maschinenbau

Der Maschinenbau ist einer der führenden Industriezweige Deutschlands. Im Maschinenbau haben sich inzwischen eigenständige Studiengänge wie Produktion und Logistik, Verfahrenstechnik, Fahrzeugtechnik, Fertigungstechnik, Luft- und Raumfahrttechnik und andere etabliert.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automatisierungstechnik, Bewegungstechnik, Antriebstechnik, Energietechnik, Fördertechnik, Kunststofftechnik, Leichtbau, Lagertechnik, Messtechnik, Werkzeugmaschinen, Regelungs- und Steuertechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer