Den Start neuer Produkte optimal gestalten

Er war das fahrende Symbol des deutschen Wirtschaftswunders: Der VW-Käfer rollte jahrzehntelang von den Fließbändern, bis er Ende der siebziger Jahre im VW Golf einen Nachfolger fand – mittlerweile in fünfter Generation. Heute bringen die Automobilhersteller in immer kürzeren Abständen neue Fahrzeugmodelle auf den Markt – mit weit reichenden Folgen für die Produzenten und deren Lieferanten.

Die kurzen Produktzyklen sowie die steigende Variantenvielfalt – etwa beim Fahrzeugtyp oder der Ausstattung – erfordern immer häufiger Produktionsanläufe und immer mehr Expertenwissen: Wie lassen sich komplexe Fertigungsstraßen möglichst flexibel nutzen? Wie müssen Bauteile gestaltet sein, um schnell und damit preisgünstig eingebaut zu werden? Wie lassen sich die Zulieferer engmaschig und verantwortlich in den Produktionsanlauf einbinden?

Fragen wie diese beschäftigen Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler an der RWTH Aachen gleichermaßen. Im neu bewilligten DFG-Graduiertenkolleg „Entwicklung von Entscheidungsmodellen im Produktionsanlauf“ forschen sie interdisziplinär daran, wie der Start neuer Produkte in der Industrie schon in der Planungsphase möglichst optimal gestaltet werden kann – und das nicht nur in der Automobilindustrie.

Während die Kaufleute in den Unternehmenszentralen mit spitzem Bleistift über die Kosten wachen, planen die Ingenieure technische Präzisionsteile, die den vielfältigen Anforderungen im Produktalltag optimal gerecht werden. Für einen möglichst reibungslosen und schnellen Produktionsanlauf ist aber eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Beginn an geboten. Doch unter welchen Organisationsmodellen funktioniert die Zusammenarbeit am effektivsten? Wie lassen sich Sachentscheidungen schnell und kompetent treffen? Bisher fehlt es an übergreifenden Theorien, mit denen Sach-, Organisations- und Strukturentscheidungen ganzheitlich betrachtet werden können. Diese Lücke soll nun geschlossen werden: „Wir haben mit dem Graduiertenkolleg eine ideale interdisziplinäre Plattform, um die verschiedenen Aspekte eines Produktionsanlaufs sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus technologischer Sicht zu betrachten und zu optimieren“, berichtet Dirk Kristes vom Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement.

Neun Promotionsarbeiten werden im Rahmen des Graduiertenkollegs in den nächsten viereinhalb Jahren von der Deutschen Forschungsgesellschaft mit einem namhaften Millionenbetrag unterstützt. Jede Doktorandin und jeder Doktorand wird sowohl von einem Professor aus der Fakultät Maschinenwesen als auch aus der Fakultät Wirtschaftswissenschaften betreut. Als Abschluss kann sowohl der Doktor der Ingenieurwissenschaften als auch der Doktor der Wirtschaftswissenschaften erworben werden. Hinzu kommt ein anspruchsvolles, interdisziplinäres Studienprogramm: „Die Nachwuchsingenieure müssen wirtschaftswissenschaftliche Studienangebote und die Wirtschaftswissenschaftler Seminare in Maschinenbau besuchen“, so Kristes. Regelmäßige Doktorandenseminare, E-Learning-Angebote und ein exzellentes Gastwissenschaftlerprogramm runden das Ausbildungsprogramm ab.

Am DFG-Gradiertenkolleg „Anlaufmanagement“ sind insgesamt neun Institute beteiligt. Graduiertenkolleg-Sprecher ist Univ.-Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt, Leiter des Lehrstuhls für Fertigungsmesstechnik und Qualitätsmanagement. Die DFG bewilligte für Aachen jetzt außerdem das internationale Graduiertenkollleg EuCAR der Univrsitäten Aachen und Maastricht. Hier forschen Nachwuchswissenschaftler auf dem der Herz- und Gefäßerkrankungen.

von Ilse Trautwein

Weitere Informationen bei: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Schmitt, Tel. 0241/8020283, E-Mail: R.Schmitt@wzl.rwth-aachen.de

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